Besatzungsmitglieder an Bord. © Wägener

North P&I, Mitglied der International Group (IG) Schutz und Entschädigung, hat Interessensvertreter der maritimen Wirtschaft aufgefordert, das heutige Gipfeltreffen der britischen Regierung zum Anlass zu nehmen, einen internationalen Aktionsplan für die Rückführung von Crews aufzustellen.

Die virtuelle Veranstaltung[ds_preview] unter der Leitung des britischen Marineministers Kelly Tolhurst ist der erste »internationale Gipfel«, der sich mit den Auswirkungen von Covid-19 auf die Arbeitsbedingungen der Besatzungen befasst. Es wird Vertreter der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation, der Internationalen Schifffahrtskammer und anderer Verbände zusammenbringen. Es wird erwartet, dass IMO-Generalsekretär Kitack Lim die Notwendigkeit des Schutzes der Besatzungen und die Pflichten der Staaten gegenüber den Seeleuten hervorheben wird.

Weil pandemiebedingt nur noch wenige Flugzeuge unterwegs sind und in vielen Häfen Landgänge zum Schutz vor Corona nicht gestattet sind, gibt es noch immer massive Probleme bei Crewwechseln.

Etwa 1,2 Mio. Seeleute gibt es weltweit. Von denen seien rund 200.000 von Verzögerungen beim Besatzungswechsel betroffen, da Reise- und Grenzbeschränkungen angewandt, die Rückführung nicht möglich und die medizinische Versorgung an Land verweigert werde. Weil Seeleute teilweise monatelang nicht von Bord gehen konnten, wurden Überbrückungsverträge weiter verlängert. Daran habe auch nichts geändert, dass sie keinen Kontakt mit dem Coronavirus gehabt hätten und kein Risiko darstellten, so Paul Jennings, CEO von North P&I.

»Die Herausforderungen, die COVID-19 mit sich bringt, haben nach wie vor erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit, Sicherheit und das Wohlbefinden der Besatzung«, sagt er. Mittlerweile sind einige Flugrouten wieder geöffnet worden.

Doch Besatzungswechsel würden nach wie vor durch Quarantäne, Visafragen und Bürokratie behindert, und nur die Regierungen hätten die Macht, dafür zu sorgen, dass verschiedene Behörden mit einem gemeinsamen Ziel handelten, sagt Jennings. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass Hafenbehörden und nationale Regierungen die Seeleute mit der Fairness und dem Respekt behandelten, den sie verdienten, dies erfordere eine abgestimmte Reaktion.

Allein die britische Regierung geht davon aus, dass sie mehr als 7.000 Besatzungsmitgliedern von Kreuzfahrtschiffen geholfen hat, nach Hause zurückzukehren, unabhängig von ihrer Nationalität oder den Umständen.

Jennigs, der auch der Vorsitzende der IG ist, sagt, dass die Antworten auf COVID-19 ein neues, von North P&I für die IG entwickeltes Tracking-Tool umfassen, das tägliche Updates über das Virus und neue Anleitungen für die Besatzung aller 13 IG-Clubs zum Thema soziale Distanzierung sowie laufende Unterstützung für alle IG-Mitglieder bietet.

Doch nur durch weitreichende Maßnahmen wie die Anerkennung von Seeleuten als »Schlüsselkräfte der See« auf globaler Ebene könnten die Beschränkungen im Falle einer künftigen Pandemie oder einer »zweiten Welle« von Covid-19 wieder aufgehoben werden, meint er.

»Wir haben eine gemeinsame Verantwortung, dies zu regeln und sicherzustellen, dass die gleichen Umstände nie wieder passieren dürfen.« Man sei sich aber dessen bewusst, dass es »eine Herausforderung ist und dass es Zeit brauchen kann, um Lösungen zu finden, die weltweit akzeptabel sind, aber das ist keine Entschuldigung für Untätigkeit.«