Neuer Cargo-Handling-Riese? Die finnischen Kranhersteller Cargotec und Konecranes haben einen Plan zur Fusion der beiden Unternehmen unterzeichnet.
[ds_preview]Durch die vorgeschlagene Kombination soll ein weltweit führendes Unternehmen »im Bereich des nachhaltigen Materialflusses« entstehen, mit zahlreichen Marken und sich ergänzenden Angeboten in allen Geschäftsbereichen wie Industrie, Fabriken, Häfen, Terminals, Straßen- und Seegüterhandling. Es werden Synergien von etwa 100 Mio. € jährlich erwartet, die in den ersten drei Jahren nach der Fusion vollständig realisiert sein sollen. Der geplante Zusammenschluss soll durch eine Absorptionsfusion nach dem finnischen Aktiengesetz vollzogen werden, bei der alle Aktiva und Passiva von Konecranes ohne ein Liquidationsverfahren auf Cargotec übertragen werden. Infolge des Abschlusses der Fusion wird Konecranes automatisch aufgelöst.
Die beiden Unternehmen hatten im Jahr 2019 einen kombinierten Umsatz von ca. 7,0 Mrd. € und ein vergleichbares Betriebsergebnis von ca. 565 Mio. €, wobei der Anteil des Serviceumsatzes bei ca. 40 % lag. Auf kombinierter Basis hatten Cargotec und Konecranes zum 30. Juni 2020 etwa 29.400 Mitarbeiter in über 50 Ländern. Das Servicenetz beider Firmen umfasste über 8.500 Mitarbeiter an über 800 Servicestandorten weltweit. Zu den Zielbranchen gehören der Containerumschlag, die Fertigung, der Transport, das Bau- und Ingenieurwesen, die Papier- und Zellstoff-, Metallproduktions-, Bergbau-, Energie-, Chemie- und Schifffahrtsindustrie.
Abschluss Ende 2021
Der Name des fusionierte Unternehmens wird zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt und bekannt gegeben. Auch über den Präsidenten und CEO sowie den Sitz der zukünftigen Gesellschaft wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Im weiteren Verlauf dieses Prozesses wollen Cargotec und Konecranes die relevanten Arbeitnehmerorganisationen über die sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Folgen des geplanten Zusammenschlusses in Übereinstimmung mit den Anforderungen der geltenden Gesetze »informieren, konsultieren und mit ihnen verhandeln«.
Der Abschluss der Fusion wird für das vierte Quartal 2021 erwartet, sofern alle Bedingungen für den Abschluss erfüllt sind.
»Das Timing ist richtig«
Mika Vehviläinen, CEO von Cargotec: »Das künftige Unternehmen wird bessere Möglichkeiten haben, die Effizienz in den Betriebsabläufen der Kunden zu verbessern und die gesamte Branche in eine nachhaltigere und intelligentere Richtung zu lenken. Gemeinsam sind wir stärker, und unsere gemeinsamen F&E-Ressourcen werden es uns ermöglichen, die Innovation in den Bereichen Automatisierung, Robotik, Elektrifizierung und Digitalisierung zu beschleunigen. Beide Unternehmen verfügen über breite Servicenetzwerke, und gemeinsam können wir unseren Kunden durch unsere erstklassige Serviceplattform und intelligente Technologie einen überlegenen Wert bieten.«
Rob Smith, CEO von Konecranes, sagte: »Das Timing ist richtig, und die Logik und Passgenauigkeit dieser Kombination sind überzeugend. Konecranes freut sich darauf, diese Reise gemeinsam mit Cargotec zu beginnen.«
Zukunft von Navis weiter auf dem Prüstand
Der finnische Cargotec-Konzern musste auch durch die Corona-Krise einen massiven Gewinneinbruch im ersten Quartal verbuchen. Bereits zuvor hatte die Gruppe, zu der unter anderem die Marken Kalmar, MacGregor, Hiab und Navis gehören, die Gewinnprognose einkassiert. Das Auftragsvolumen rutschte um 24 % auf 781 Mio. € ab. Auch wenn die Umsätze stabil blieben bei rund 856 Mio. €. Das operative Ergebnis schrumpfte jedoch um 48 % auf 26,5 Mio. €, der Netto-Gewinn brach gar um 63 % auf nur noch 11,3 Mio. € ein. Im ersten Halbjahr verbuchte der Konzern einen Umsatz von 1,6 Mrd. € bei einem Nettoverlust von 25 Mio. €. Schon im Gesamtjahr 2019 verbuchte Cargotec trotz gestiegenen Umsätzen einen Rückgang des Gewinns von 108 auf 89 Mio. €.
Auch Konecranes konnte zwar in den vergangenen beiden Jahren die Umsätze steigern, musste von 2018 auf 2019 dennoch einen leichten Gewinnrückgang verbuchen. Im ersten Halbjahr 2020 machte Konecranes bei einem Umsatz von 1,47 Mrd. € einen Gewinn von 42 Mio. €.
Cargotec evaluiert weiterhin »strategische Optionen« für das Geschäft der Softwaretochter Navis. Am 6. Februar 2020 kündigte Cargotec an, dass das Unternehmen »strategische alternative Entwicklungspfade« prüfen wird, einschließlich neuer Eigentümerstrukturen und eines möglichen Verkaufs. Die Bewertung wurde aber aufgrund der Coronavirus-Pandemie unterbrochen.
Das übrige Softwaregeschäft von Cargotec werde nicht Teil der Evaluierung sei, heißt es. Cargotec hatte Navis 2011 übernommen und es organisch und durch Übernahmen weiterentwickelt. Navis gilt heute als ein führender Anbieter von Softwarelösungen und Dienstleistungen für Terminalbetreiber, Seefrachtunternehmen, Schiffseigner und Logistikunternehmen im Binnenland. Der Umsatz sei auf 115 Mio. € im Jahr 2019 »mehr als verdoppelt« worden, heißt es. Dennoch will man sich offenbar trennen.
Der Cargotec-Konzern hatte zuletzt öfter mit Zukäufen für Aufmerksamkeit gesorgt, so übernahm beispielsweise die Tochter MacGregor die TTS Group und Rapp Marine. Außerdem startete ebenfalls MacGregor ein Joint Venture für Kompressoren mit dem chinesischen Staatskonzern CSSC als Teil eines umfassenden Restrukturierungsprogramms.