Die dänische Linienreederei Maersk soll DB Schenker wegen versuchter Kundenabwerbung bei Damco die Zusammenarbeit aufgekündigt haben.
Kann man eine führende Stellung [ds_preview]als Seefrachtspedition behaupten, ohne auf die Dienste der größten aller Container-Linienreedereien zuzugreifen? Die Logistiktochter der Deutschen Bahn, DB Schenker, scheint jedenfalls gewillt zu sein, ihr Glück zu testen.
Aus der Branche ist zu hören, dass Maersk alle Kapazitäts- und Ratenvereinbarungen mit dem Unternehmen, das mit 2,3 Mio. TEU Ladungsaufkommen im Jahr 2019 zu den größten Seefrachtspediteuren weltweit gehört, per Ende September aufgekündigt hat. »Es werden nur noch Restmengen für bestimmte Endkunden von Schenker abgefahren«, erfuhr die HANSA von einem führenden Manager aus der Branche.
Søren Skou, CEO von A.P. Moeller-Maersk, soll persönlich die Order dazu erteilt haben – als Vergeltung für einen nach Auffassung der Dänen höchst dreisten Versuch der Kundenabwerbung. So hatte DB Schenker den Kunden der Maersk-Speditionstochter Damco Anfang September öffentlich die Übernahme aller Vollcontainertransporte (FCL) mit Vertragslaufzeiten bis zu zwei Monaten zu gleichen Konditionen angeboten. Zuvor hatte A.P. Moeller-Maersk das Ende der Marke Damco und deren Eingliederung in die Reedereiorganisation angekündigt.
Das hat laut DB Schenker für »Unruhe im Markt« gesorgt. »Das letzte, was Verlader derzeit brauchen, ist weitere Verunsicherung. Wir machen ein Angebot an alle, die jetzt langfristige Sicherheit und Zuverlässigkeit suchen. Unsere Kundenberater sind ab sofort ansprechbar“, hatte sich Thorsten Meincke, Vorstand für Luft- und Seefracht bei DB Schenker, zitieren lassen.
Maersk-Konzernchef Skou soll vor Wut geschäumt und Schenker-CEO Jochen Thewes persönlich zur Rede gestellt haben, berichten Insider. Der Logistikkonzern sah jedoch offenbar weder einen Anlass, sein Angebot an die Damco- bzw. Maersk-Kundschaft zurückzunehmen, noch dafür, sich öffentlich zu entschuldigen.
Andersherum dürfte Maersk schon vorher mit seiner erklärten Strategie, sich von einer Container-Linienreederei zu einem integrierten Logistikkonzern zu mausern, nicht nur bei Schenker, sondern auch bei anderen Speditionen, angeeckt sein.
Auf Nachfrage der HANSA wollte man sich in der Maersk-Zentrale in Kopenhagen nicht zu einem möglichen Bruch mit DB Schenker äußern. Die Beziehungen zu einzelnen Kunden unterlägen der Vertraulichkeit. Bei DB Schenker hieß es, das Unternehmen habe sein Carrier-Portfolio schon zuvor weitgehend auf andere Carrier als Maersk ausgerichtet. Auch in der aktuell angespannten Marktlage verfüge das Unternehmen über ausreichend gesicherte Kapazitäten in der Linienschifffahrt, so ein Sprecher. (mph)