Im Auftrag der kanadischen Regierung wurden Luftemissionen und Wasserverschmutzung durch Schiffe mit Scrubbern untersucht. Im Ergebnis empfiehlt die Studie, die Einleitung von Scrubber-Abwässern so schnell wie mögklich auch unilateral zu verbieten.
[ds_preview]Die Zahl der Schiffe, die Abgasreinigungssysteme (Srubber) besser bekannt einsetzen, ist von nur drei Schiffen im Jahr 2008 auf mehr als 4.300 im Jahr 2020 gestiegen, zeigt die Studie »Air emissions and water pollution discharges from ships with scrubbers« von ICCT (International Council on Clean Transportation). Obwohl Scrubber die Emissionen von Schwefeldioxid (SO2) wirksam reduzieren könnten, würden der Schwefel und andere Schadstoffe aus dem Abgas – darunter krebserregende Stoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Schwermetalle – je nach System über das Abwasser ins Meer eingeleitet.
Währenddessen seien die Richtlinien IMO für die Einleitung von Waschwasser seit 2008 nicht verschärft worden, obwohl sie 2009, 2015 und 2020 überarbeitet wurden »und die Richtlinien ignorieren die kumulativen Auswirkungen vieler Schiffe, die in stark befahrenen Gebieten operieren und einleiten«, heißt es. Solche kumulativen Auswirkungen seien angesichts der raschen Zunahme der Zahl der Schiffe mit Abgaswäschern zu erwarten.
Die Studie schätzt die Luft- und Wasser-Emissionsfaktoren für Schiffe, die Schweröl (HFO) mit Wäschern verwenden, auf der Grundlage der verfügbaren Literatur und der Methoden der Vierten IMO-Treibhausgasstudie. Darüber hinaus vergleichen die Autoren die mit Schiffen mit Wäschern verbundenen Emissionen mit denen von Schiffen ohne Wäscher, die Schiffsgasöl (MGO) verwenden.
»Im Vergleich zur Verwendung von MGO nicht äquivalent wirksam«
Was die Luftemissionen betrifft, so zeigen die Ergebnisse, dass die SO2-Emissionen von Schiffen, die 2,6 % Schwefel-HFO mit Scrubber verwenden, im Durchschnitt 31 % niedriger ausfallen, als bei Schiffen Schiffe, die 0,07-%-Schwefel-MGO verwenden. Die Partikelemissionen sind der Studie zufolge bei Verwendung von HFO mit Scrubber fast 70 % höher als bei MGO.
Die Rußemissionen seien bei Verwendung von HFO mit Scrubber um 81 % höher als bei Verwendung von MGO in einem mittelschnell laufenden Dieselmotor und mehr als 4,5-mal höher als bei Verwendung von MGO in einem langsam laufenden Dieselmotor.
»Scrubber sind daher bei der Reduzierung der gesamten Luftverschmutzungsemissionen im Vergleich zur Verwendung von MGO nicht äquivalent wirksam«, heißt es.
Darüber hinaus seien die direkten Kohlendioxidemissionen bei Verwendung von HFO mit einem Wäscher um 4 % höher als bei MGO, und obwohl HFO geringere Upstream-Emissionen als MGO aufweise, führe der zusätzliche Kraftstoffverbrauch, der mit dem Betrieb des Scrubbers verbunden ist, bei Verwendung von HFO zu 1,1 % höheren CO2-Emissionen auf Lebenszyklusbasis.
Hinsichtlich der Wasseremissionen kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Abwassereinleitungen zwar in der Regel den IMO-Richtlinien entsprechen, aber die Abwässer aller Scrubbertypen – offener Kreislauf, geschlossener Kreislauf und Hybrid – seien saurer und trüber als das umgebende Wasser. Dies trage zur Versauerung der Ozeane bei und verschlechtere die Wasserqualität.
»Alle Wäscher emittieren Nitrate, PAKs und Schwermetalle, die sich in der Umwelt und im Nahrungsnetz anreichern und sowohl die Wasserqualität als auch das Meeresleben negativ beeinflussen können. PAK und Schwermetalle wurden mit Krebserkrankungen und Fortpflanzungsstörungen bei bedrohten und gefährdeten Meeressäugern in Verbindung gebracht, darunter im Süden lebende Killerwale und Beluga-Wale«, heißt es.
Empfehlung: Einleitung und Installation auf Neubauten verbieten
Angesichts dieser Ergebnisse empfiehlt ICCT einzelnen Regierungen, weiterhin auch unilaterale Maßnahmen zu ergreifen, um die Einleitung von Schadstoffen aus offenen und geschlossenen Scrubbersystemen einzuschränken oder zu verbieten. Dies könnte auch ein sofortiges Verbot der Einleitung von Waschwasser in Häfen, Binnengewässern und Hoheitsgewässern beinhalten.
Auf internationaler Ebene solle die IMO erwägen, die Verwendung von Scrubbern auf neu gebauten Schiffen zu verbieten und die Installation von Wäschern auf bestehenden Schiffen auslaufen zu lassen, da sie bei der Reduzierung der Luftverschmutzung nicht gleich wirksam seien wie die Verwendung schwefelärmerer Brennstoffe, heißt es in der Studie.
Bisher haben schon verschiedene Staaten und Häfen die Einleitung von Scrubber-Abwässern und damit die Nutzung von Open-Loop-Scrubbern in ihren Gewässern verboten. Auch auf EU-Ebene wurden schon Maßnahmen diskutiert. Auf der anderen Seite stehen die Reedereien, die zru Einhaltung der aktuellen IMO-Schwefelvorschriften auf Scrubber setzen. Sie werden u.a. durch die Clean Shipping Alliance 2020 vertreten, die bisher unter Verweis auf andere Studien darauf beharrte, Scrubber seien von der Umweltbilanz her sogar besser als schwefelarme Kraftstoffe und die Effekte der Einleitungen vernachlässigbar.