Christophe Tytgat, Generalsekretär des europäischen Werften-Verbands SEA Europe
Christophe Tytgat, SEA Europe Secretary General (Foto: SEA Europe)
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Unfaire Handelspraktiken, noch verschlimmert durch die Corona-Pandemie, gefährden nach Einschätzung der EU-Schiffbauverbands SEA Europe das Überleben des europäischen maritimen Technologiesektors.

[ds_preview]Am 18. Februar hat die Europäische Kommission Vorschläge für eine neue Handelspolitik verabschiedet. Damit will man die Weichen für eine offene, nachhaltige und durchsetzungsfähige Handelspolitik in den kommenden Jahren stellen, um ein »Modell der offenen strategischen Autonomie« für Europa fördern.

Der Schiffbauesektor der EU, vertreten durch den Verband SEA Europe, warnt nun, dass es noch immer keine strategische, maßgeschneiderten Lösung zur Durchsetzung gleicher Wettbewerbsbedingungen im Schiffbau und keinen Schutz gegen unfairen Wettbewerb aus Ostasien gibt. Das gefährde das Überleben der Branche.

Der SEA-Europe-Generalsekretär Christophe Tytgat sagt: »Trotz mehreren Erklärungen und Zusagen wartet der maritime Technologiesektor in Europa, insbesondere der Schiffbau, immer noch auf konkrete Maßnahmen, um ein einzigartiges rechtliches Schlupfloch in den handelspolitischen Schutzinstrumenten zu schließen, das den Schiffbau seit über drei Jahrzehnten daran hindert, sich gegen unfaire Handelspraktiken zu schützen.«

»Mit Covid-19 ist der Rest von Europas Schiffbau in Gefahr«

Bereits 1988 hätte die damalige Europäische Kommission Maßnahmen gegen Handelsverzerrungen durch asiatische Werften angekündigt und eingeräumt, sie könne nicht der Schiffbauindustrie die handelspolitischen Schutzmaßnahmen verweigern, die anderen Industrien zur Verfügung stünden.

»Leider wurde keine dieser angekündigten Maßnahmen angenommen oder jemals umgesetzt. Infolgedessen verlor Europa seinen gesamten Handelsschiffbau und einen Teil seines Offshore-Baus an Asien, was zu gefährlichen Anfälligkeiten und Abhängigkeiten von Asien führte. Mit Covid-19 ist der Rest von Europas strategischem Schiffbausektor in Gefahr – und damit auch seine gesamte Lieferkette«, so Tytgat.

Der Verband begrüßt nun die Zusage der Europäischen Kommission, »ihre Instrumente zum Schutz europäischer Unternehmen vor unfairen Handelspraktiken weiterzuentwickeln« und »autonome Instrumente einzusetzen, um die Interessen der EU zu verfolgen, wo dies erforderlich ist«.

»SEA Europe ist der festen Überzeugung, dass die neue Handelsstrategie und das bevorstehende (neue) EU-Instrument für ausländische Subventionen den richtigen politischen Impuls für die Europäische Kommission bieten, um endlich ihrer Verantwortung gerecht zu werden, die einzigartigen rechtlichen Schlupflöcher in den handelspolitischen Schutzinstrumenten für den Schiffbau zu schließen, und freut sich daher auf eine enge Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission, um die notwendigen ›autonomen‹ Instrumente zu verabschieden, die die europäische maritime industrielle Basis erhalten und fördern werden. Diese maritime industrielle Basis ist für Europas strategische Autonomie, Innovation und nachhaltiges Wachstum unerlässlich«, so Tytgat.