Ein Satz historischer Seekarten macht derzeit den missglückten Versuch einer spanischen Invasion Englands im Jahr 1588 wieder aktuell. Gerade noch rechtzeitig konnten in Großbritannien zehn Karten vor dem Verkauf nach Übersee bewahrt werden, die die Niederlage der spanischen »Armada« darstellen.
Im Laufe [ds_preview]des 16. Jahrhunderts entwickelte si[ds_preview]ch zwischen England und Spanien der Konflikt um die Vormachtstellung auf den Weltmeeren. Einen der Höhepunkte bildete der spanische Angriff auf England mit der als »Armada« bekannten Kriegsflotte 1588. Die Iberer schickten 130 Schiffe in den Ärmelkanal, in den Niederlanden wartete eine Invasionsarmee. In mehreren Gefechten gelang es den Engländern mit ihren wendigeren Schiffen und einer flexiblen Taktik schließlich die als unbesiegbar geltende Flotte abzuwehren.
Abgesehen von der Abwehr einer Invasion war es vor allem ein Propagandasieg des damals kleinen Englands gegen die Weltmacht Spanien. Während Spanien seine Stellung zunächst weiter behaupten konnte, war das Ereignis aber entscheidend für den Weg Englands zur Welt- und Seemacht der Neuzeit. Umso größer der Stolz, mit dem Ende Januar 2021 das National Museum of the Royal Navy die Rettung der »Armada-Karten« für die Nation verkündeten. Möglich gemacht haben es Zuschüsse und Spenden.
Die 1589 von einem unbekannten Zeichner in Tusche und Aquarell angefertigten Karten gelten als die frühesten erhaltenen Darstellungen der Seeschlachten »und repräsentieren einen entscheidenden Moment in Englands National- und Marinegeschichte«, heißt es. Sie zeigen, wie englische Marine die Küsten gegen die Invasion durch die Großmacht verteidigte, dabei sind die Positionen der einzelnen Schiffe im Ärmelkanal vermerkt.
Im Juli 2020 hatte die britische Regierung eine Exportsperre für die Karten verhängt, um ihren Verkauf an einen Käufer in Übersee zu verhindern. Um die Karte der Öffentlichkeit zugänglich machen zu können, hat das Museum nun eine neue Fundraising-Runde gestartet. Im Laufe des Jahres 2021 will man die Karten ausstellen, später auf Tournee durchs Land schicken.
Für die Sicherung der Karten könnte es kein besseres Timing geben. Am 28. Januar jährte sich auch zum 425. Mal der Todestag eines Helden der Armada-Seeschlachten: Francis Drake. Der illustre Seefahrer hatte als Schiffsjunge angefangen, nach einem dunklen Kapitel als Sklavenhändler mutierte Drake nach 1568 zum Piratenkapitän, der fortan die spanischen Flotten in Übersee heimsuchte. Legendär ist seine Weltumsegelung – als erster Engländer – von 1577 bis 1580 mit der »Golden Hind«.
Im schwelenden Konflikt mit den Spaniern auf den Weltmeeren war dem Freibeuter der Segen der englischen Krone gewiss. Ein halbes Jahr nachdem er mit Schätzen schwer beladen von seiner Weltumsegelung zurückkehrte, wurde Drake in den Adelsstand erhoben und damit staatlich anerkannter Kaperfahrer. Als Vizeadmiral kämpfte er zusammen mit anderen Kaperkapitänen schließlich 1588 gegen die spanische Invasionsflotte. Nicht immer ganz Teamplayer – auf seine Kappe ging der Beinahe-Verlust des englischen Flaggschiffs von Lord High Admiral Charles Howard –, gelangen ihm entscheidende Erfolge, beispielsweise durch die Zerstörung zweier spanischer Galeonen und die Schwächung der bei Flaute vor Dünkirchen festliegenden spanischen Flotte durch Brander.
1596 starb Sir Francis Drake vor der Küste Panamas auf seinem Schiff an der Ruhr, bis heute gilt der von den Spaniern als »El Draque« gefürchtete Staatspirat in England als Nationalheld. fs