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Nachdem Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer grünes Licht gegeben hat, vollzieht die Deutsche Marine im Rahmen des »Traditionserlasses« am Standort Kiel einige Namensänderungen.

[ds_preview]Die Tradition der Deutschen Marine stehe »auf dem Boden des Grundgesetzes und ist fester Bestandteil der Inneren Führung der Bundeswehr«, beginnt die Marine ihr Statement zu den geplanten Namenswechseln. Aus dem Marinestützpunkt Kiel Tirpitzhafen soll »Marinestützpunkt Kiel-Wik« werden, die Tirpitzmole wird zur Gorch-Fock-Mole und die Scheermole wird zukünftig nach Oskar Kusch benannt.

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© PIZ Marine

»Mit der Neufassung des Traditionserlasses wurde bereits 2017 festgelegt, dass der Kern unseres Traditionsverständnisses künftig in unserer eigenen, über 60-jährigen Geschichte, der freiheitlich, demokratischen Grundordnung sowie im Widerstand gegen Diktaturen und Gewaltherrschaft liegt«, heißt es. Der Rückgriff auf andere deutsche Streitkräfte sei damit zwar weiterhin ein Teil der Geschichte, aber nicht mehr das bestimmende Element der Traditionspflege. Der Wechsel liegt unter anderem darin begründet, dass Namen von Militärangehörigen aus dem 1. Weltkrieg nicht mehr zur Traditionspflege gehören sollen.

Der Inspekteur der Marine hat daher angewiesen, alle bestehenden Namen von Kasernen sowie weiteren Infrastrukturelementen auf ihre Traditionswürdigkeit im Sinne des Traditionserlasses hin zu überprüfen und da wo notwendig, eine Umbenennung zu veranlassen.

»Nicht mehr identitätsstiftend«

Für den Marinestützpunkt Kiel sei man zu der Überzeugung gelangt, dass insbesondere die Namen Tirpitz und Scheer nicht mehr zeitgemäß und traditions- beziehungsweise identitätsstiftend seien.

Als Name wurde daher die Bezeichnung »Marinestützpunkt Kiel-Wik« vorgeschlagen. Mit der zukünftigen Benennung des Stützpunktes nach dem Stadtteil, in dem die Marine seit ihrer Gründung präsent und ein integraler Bestandteil ist, soll die enge Verbindung zwischen der Stadt Kiel und der Marine zum Ausdruck gebracht werden.

Die Tirpitzmole wird in Gorch-Fock-Mole umbenannt werden, um auf den langjährigen angestammten Liegeplatz des Segelschulschiffes, welches gleichermaßen Symbol für die Marine und ein Wahrzeichen der Stadt Kiel sei, zu verweisen. Die Scheermole wird zukünftig nach Oskar Kusch benannt werden, der als Oberleutnant zur See der Kriegsmarine wegen regimekritischer Äußerungen 1944 auf dem Schießplatz in Kiel-Holtenau hingerichtet wurde und dem dort mit der Oskar-Kusch-Straße bereits ehrendes Gedenken durch die Stadt Kiel zu Teil wird.

»Mit diesen neuen Namen zeigt die Marine, dass sie sich weder der Geschichte noch ihrem Erbe verweigert, aber auch gewillt ist, mit der Zeit zu gehen und eine eigenständige Interpretation von Traditions- und Erinnerungswürdigkeit zu etablieren«, so das Statement abschließend.