StormGeo
Erik Heller im Fleet Performance Centre von StormGeo in Hamburg (© StormGeo)
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Aus ihren »Fleet Performance Centres« in Hamburg und Singapur wirft die norwegische StormGeo-Gruppe analytische Blicke in Schiffe und Reedereien. Komplexere Bordsysteme, strengere Charterer und Datenqualität bestimmen das Geschäft zunehmend

In Hamburg [ds_preview]leitet Erik Heller ein sechsköpfiges Team erfahrener Ingenieure und Nautiker – weitere fünf Kollegen sitzen in Singapur. Nach dem Verkauf der Abteilung »Performance Monitoring« durch DNV GL – die Klassifikationsgesellschaft hält weiter einen Anteil – bietet das Team von der Hansestadt aus Performance-Monitoring-Beratung vor allem für Kunden aus Europa und Amerika an – darunter beispielsweise die deutschen Reedereien Leonhard & Blumberg, Laeisz und Hapag-Lloyd.

»Wir haben 2014 hauptsächlich mit deutschen Kunden angefangen, vor allem Eigner und Schiffsmanager«, sagt Heller. Auch wenn die hiesige Branche größtenteils noch immer einen guten Ruf für nautisch-technisches Management ihrer Flotten genießt, gebe es einen hohen Zulauf aus Deutschland. StormGeo sammele, analysiere und bereite Daten auf. »Jeder möchte strukturiert auf die Performance schauen.« Zentrales Instrument dafür ist mittlerweile das im vergangenen Jahr aufgesetzte Tool »s-Suite«.

Gerade in Deutschland hat die Nachfrage unter anderem auch mit der jahrelangen Krise der Branche zu tun. Hellers Einschätzung nach mangelt es in manchem Unternehmen schlichtweg an der Manpower, wenn weniger Superintendents mehr Schiffe im Blick behalten müssen. Zum Anderen liege die Nachfrage aber auch in der technischen Weiterentwicklung begründet: »Es gibt schon noch einige erfahrene Mitarbeiter, aber die sind beruflich gesehen mit anderen Dingen aufgewachsen. Jetzt gibt es neue digitale Systeme die wir programmieren können, das sind zum Teil sehr komplexe Tools.«

Charterer machen Druck

Ein weiterer Aspekt sind die steigenden Anforderungen von Charterern, bei denen die Performance von einzelnen Aggregaten der Partnerschiffe immer genauer unter die Lupe genommen werden. »Es gibt einen sehr großen nordischen Charterer, der hat sehr restriktive Anforderungen. In wöchentlichen Meetings werden Details zu Boilern oder Hilfsdiesel besprochen, dafür können wir spezielle Dashboards und Abfragen aufsetzen«, so der StormGeo-Experte.

An einzelnen der sehr viel Stellschrauben an Bord dreht sein Team zwar nicht. Allerdings werden wichtige Eingangs- und Ausgangsgrößen, etwa Geschwindigkeit, Verbrauch oder Zylinderöle betrachtet um die Effizienz des Motors bewerten zu können. Zum Teil gibt es dafür direkten (Email-)Kontakt zur Besatzung. Hilfreich ist dabei, dass immer mehr Schiffe über Breitband-Verbindungen erreichbar sind.

Das wichtigste Thema in der alltäglichen Arbeit ist für Heller und seine Kollegen die Datenqualität. Ohne korrekte Daten als Basis sei es schwierig, überhaupt effektive Analysen zu erstellen. Ist dieser Schritt gemacht, liegt der Hauptfokus des Centres auf Hauptmaschine und Geschwindigkeit, damit wird das Schiff am Markt platziert. »Danach schauen wir in die Details, also Hilfsdiesel, Boiler oder Schmieröle. Wir haben auch technische Module, zum Beispiel für die Hull Performance. Wir errechnen dann einen Verbrauch, den das Schiff hätte haben sollen und sehen dann, wie es im Vergleich mit der gemessenen Realität aussieht. Daraus lässt sich Entscheidung über eine Rumpfreinigung ableiten.«

500 Schiffe deutscher Reeder

Auf Reederseite sieht er Bereich »Speed & Consumption« relativ gut abgedeckt. Nachholbedarf gebe es eher bei der detaillierten Betrachtung einzelner Anlagen: »Wir erkennen da häufig Einsparpotenzial, etwa beim Einsatz von Hilfsdieseln oder bei Boilerverbräuchen.«

Aktuell werden mit der StormGeo-Software rund 3.000 Schiffe betreut, gruppenübergreifend auch aus anderen Bereichen wie Wetter-Routing, Navigationsequipment Energieberatung oder Windpark-Beratung. Im Performance Centre sind es etwa 1.500, davon 1.000 von Hamburg aus, davon wiederum ungefähr die Hälfte aus Flotten deutscher Reeder. Angesichts des jahrelangen Rückgang hierzulande sind Wachstumsmärkte derzeit vor allem Norwegen, Griechenland oder die Türkei. (MM)