Der chinesische Carrier BAL Container Line startet wöchentliche Abfahrten von China nach Los Angeles mit Chartertonnage, die zu Höchstraten gebucht wurde.
Der Vormarsch kleiner, [ds_preview]bislang relativ unbekannter Linienreedereien aus China in den großen Ost-West-Containerverkehren setzt sich fort. So wagt nun auch die BAL Container Line – Tochtergesellschaft der an der Hongkonger Börse gelisteten LC Group – den Einstieg in den Transpazifik-Verkehr.
Laut aktuellem Fahrplan bietet die Firma ab 24. Juni wöchentliche Pendelverkehre zwischen Ningbo und Los Angeles an, den Auftakt macht die von Lomar Shipping eingecharterte »Queen Esther« (2.194 TEU, geared). Vereinzelt wird bei späteren Abfahrten auch Qingdao als erster Ladehafen angefahren.
»S Santiago« sorgte für Furore
Zum Einsatz in dem »CPX«-Dienst von BAL kommt auch ein Panamax-Schiff, das Ende Mai mit einem extrem hohen Charterabschluss für Furore im Markt sorgte: die »S Santiago« (5.060 TEU). Der Maxi-Panamax-Frachter der Reederei Cyprus Sea Lines – 2006 als »MSC Bendetta« in Fahrt gegangen – war Maklern zufolge kürzlich zu einer Spitzenrate von 130.000 $/Tag für 2-3 Monate aus dem Markt gegangen, wobei die Identität des Charterers zunächst unbekannt blieb.
BAL kündigt jetzt drei China-Nordamerika-Rundreisen mit der »S Santiago« an. Sie ist das größte von einem halben Dutzend Schiffen in dem neuen Loop. Das kleinste ist die »BAL Peace« mit nur 1.618 TEU, die vorher noch eine Rundreise im Fernost-Europa-Verkehr mit Anläufen in Zeebrügge und Rotterdam abschließen muss.
Weitere Abfahrten zwischen Fernost und Europa stehen bei BAL vorerst nicht im Programm. In diesem Trade versucht stattdessen die China United Lines (CU Line) Fuß zu fassen, mit Menzell & Döhle als Agenturpartner. In Branchenkreisen wird gemunkelt, dass sich die beiden chinesischen Carrier auf unterschiedliche Fahrtgebiete geeinigt haben, um sich nicht in die Quere zu kommen. Beiden wird eine Nähe zum Cosco-Konzern nachgesagt.
Kleine Schiffe, schlechte Slotkosten
Wie zuvor im Asien-Europa-Verkehr tritt BAL Container Line auch im Transpazifik-Trade mit ungewöhnlich kleinen Schiffen an, die den Großcontainerschiffen der Allianzen in punkto Slotkosten weit unterlegen sind. Angesichts des Höhenflugs am Container-Frachtenmarkt können aber auch kleine Frachter auf der Strecke vorübergehend ordentliche Gewinne einfahren. Die durchschnittliche Spotrate für Verladungen von Shanghai nach Los Angeles lag laut Shanghai Index SCFI Ende vergangener Woche bei 4.826 $/FEU – mehr als doppelt so hoch wie vor einem Jahr, Tendenz steigend.
Laut dem »Maritime Overview« der Reederei Peter Döhle sind die durchschnittlichen Tageserträge (TCE) von Schiffen in der Linienfahrt infolge der Spotraten-Rally bis auf das Sechsfache ihres langfristigen Durchschnittsniveaus geklettert und damit überproportional zu den Spot-Frachtraten. Letztere haben sich laut SCFI über alle Routen um den Faktor 3 verbessert. (mph)