Auch der Bau von Tochterbooten ist geplant © Wallaby Boats
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Der Schiffbauer Wallaby Boats in Kappeln hat einen neuen Schiffstyp entwickelt. Mit diesem will das Unternehmen den Lotsenversetzbetrieb sowie den Crewtransfer in Offshore-Windparks verändern.

In Kiel soll das weltweit erste Crew Transfer Vessel/Daughter Craft (CTV/DC) mit Federungssystem entstehen. Das gab Wallaby Boats aus dem schleswig[ds_preview]-holsteinischen Kappeln kürzlich bekannt. Auf welcher Werft das Schiff entstehen soll, stehe noch nicht fest, hieß es auf HANSA-Anfrage. Derzeit befinde sich das Projekt noch in der Ausschreibung. Unter anderem stehe aber das ehemalige Gelände der Lindenau Werft zur Debatte.

Geplant ist zunächst der Bau des Demonstrators »WB-18 Wind«, dessen Ablieferung für diesen Dezember geplant ist. Er soll eine Länge von 18 m aufweisen und mit einem »WB-Windmodul« ausgestattet werden, um als CTV in der Offshore-Windindustrie eingesetzt werden zu können. Das Windmodul könne so modifiziert werden, dass eine variable Anzahl von Personen darin Platz findet und optional auch schlafen kann, heißt es beim Unternehmen. Die normale Anordnung biete Platz für insgesamt 23 Personen, 18 in der Modulkabine plus fünf im Cockpitbereich. Das erste CTV soll den Angaben zufolge in den Off­shore-Windparks des Energieunterneh­mens EnBW zum Einsatz kommen.

Ab dem ersten Quartal 2022 wird es dann von Barhöft aus »EnBW Baltic 1« und vom dänischen Klintholm aus »EnBW Baltic 2 anfahren. EnBW engagiere sich in diesem Projekt, um »die Sicherheit und Leistung an der Windenergieanlage (WEA) zu erhöhen und gleichzeitig die Investitions- und Betriebskosten (CAPEX/OPEX) zu senken«.

Wenn »WB-18 Wind« die Schwerwetterversuche in der Ostsee erfolgreich bestanden hat, will Wallaby Boats den Prototypen auch in der raueren Umgebung der Nordsee und des Ärmelkanals testen.

Australisches Federungssystem

Das von der Nauti-Craft Pty Ltd. aus Dunsborough in Westaustralien entwickelte und konstruierte Federungssystem ermöglicht es dem kleinen Schiff, bei rauen Wetterbedingungen »eine bisher nicht gekannte Leistung zu erbringen«, so Wallaby Boats. ADAMS-Simulationen hätten gezeigt, dass »WB-18« bei 2,1 m signifikanter Wellenhöhe im voll beladenen Zustand einen sicheren Transfer gemäß der Definition des Carbon Trust (Stand 2017) gewährleistet.

Katamaran-Bauweise

Der Vorteil von gefederten Booten sei nicht nur die »konkurrenzlose Steigerung der Wellenleistung von eher kleinen Booten an der Windkraftanlage«, sondern auch die Reduzierung von Lärm, Bewegung und g-Kräften, die während des Transits auf das Personal einwirken.

Das CTV basiert auf einem Katamaran. Das Federungssystem ist zwischen den Rümpfen und dem sogenannten Chassis platziert. Der Antrieb und die Stromerzeugung sind in den Rümpfen untergebracht. Hydraulikaggregat, Batterien und Druck-Akkumulatoren befinden sich im Kriechdeck des Chassis. Zu diesem Bereich gibt es einen einfachen Zugang für Reparaturen und Wartung vom multifunktionalen Arbeitsdeck aus, so Wallaby Boats. Für tägliche Inspektionen seien alle Komponenten vom Cockpitbereich aus erreichbar. Diese Anordnung ermögliche die maximale Nutzung des hindernisfreien Decks für Fracht, Passagiere, Werkzeuge/Ausrüstung und Landeflächen für automatische Crew-Lifts.

Zusätzliche Sicherheit im Winterbetrieb soll durch beheizte Laufwege an Deck und Handläufe gewährleistet werden. Wallaby Boats will das Schiff mit einem voll integrierten Brückensystem ausgestatten. Elektronische Seekarten (ECDIS) und eine Automatisierung sollen in einem »Glas-Cockpit« verfügbar sein, das auch die Kontrolle über das Federungssystem bietet.

Bau weiterer Boote geplant

Wie Wallaby Boats mitteilt, habe das Unternehmen einen exklusiven Lizenzvertrag mit Nauti Craft geschlossen. Zunächst soll eine Reihe von DC-Booten von 14 m und CTV-Booten bis 20 m Länge entworfen und gebaut werden. Nach dem Prototyp WB-18 beabsichtigt Wallaby Boats, das WB-14/15 als Tochterboot (z.B. für SOVs) zu bauen. Die Boote dieser Größe werden dem Unternehmen zufolge in Dänemark aus Verbundwerkstoffen für den europäischen Markt hergestellt. Die Tochterboote sollen entweder mit einer Standard-Davit-Anordnung oder einem A-Frame zu Wasser gelassen und geborgen werden. Das System wird eine freihändige Bedienung ermöglichen.

Boot mit Blauem Engel

Die WB-16/18/20 werden aus Aluminium an verschiedenen Standorten in der Nähe ihrer Märkte gebaut, so der Plan des Schiffbauers. Der Bau des Demonstrators soll nach ISO 18001, »Blauer Engel Schiffbau und EU SRR (Green Ship)«, erfolgen. Während der Bauphase will Wallaby Boats die Möglichkeiten alternativer Antriebe für die nächsten Neubauten prüfen. Für den Prototyp hat Wallaby Boats Lloyds Register als Klassifikationsgesellschaft gewonnen. Andere Gesellschaften könnten je nach Kundenwunsch dazukommen, heißt es. Das erste Boot soll unter deutscher Flagge fahren.

WB 14DC A frameAuch der Bau von Tochterbooten ist geplant