Die Situation bei den Crew-Wechseln hat sich erneut verschlimmert, nachdem viele Ländern ihre Restriktionen nach einem erneuten Anstieg der Covid-19-Fälle verschärfen.

Die im Crew Change Indicator [ds_preview]der Neptune Declaration erfassten Daten der zehn größten Schiffsmanager zeigen, dass die Anzahl der Seeleute, die nach Ablauf ihres Vertrages auf ihren Schiffen ausharren müssen, im Juni weiter von 7,2 % auf 8,8% angestiegen ist. Zur Einführung des Indicators im Mai waren es 5,8%, teilt das Global Maritime Forum mit.

Der Anteil derer, die bereits länger als die laut Seearbeitsübereinkommen (Maritime Labour Convention) erlaubten maximal elf Monate an Bord sind, ist von 0,4% auf 1% gestiegen, heißt es bei der International Transport Workers’ Federation (ITF).

Schuld seien die anhaltend hohe Infektionsraten und die daraus resultierenden Restriktionen in zahlreichen Ländern, die einen Crew-Wechsel wieder zunehmend erschweren. Als Beispiel wird das von den Philippinen angekündigte Einreiseverbot für Seeleute, die aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), dem Oman, aus Nepal, Bangladesch, Sri Lanka oder Pakistan kommen, genannt. Auch zahlreiche Flüge würden wieder gestrichen.

Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise waren weltweit 400.000 Seeleute betroffen. Die Zahl hatte sich mit den Lockerungen an Land nahezu halbiert, steigt jetzt jedoch wieder rapide an, heißt es. Zudem zeichnen sich bedrohliche Personal-Engpässe ab. Reedereien versuchen den Angaben zufolge bereits, Lohnaufschlägen von 10-20% oder der Zahlung von Handgeldern dem Problem zu begegnen. Dies führe zu steigenden Crewing-Kosten.

»Wir brauchen dringend konkrete Maßnahmen, die einen sicheren Wechsel der Besatzung ermöglichen«, sagt Stephen Cotton, ITF-Generalsekretär. Nach Ansicht von Guy Platten, Generalsekretär der Internationalen Schifffahrtskammer ICS, müssten alle Seeleute prioritär und schnell geimpft werden. Dies sei bislang aber nur in Teilen Europas und in den USA der Fall. Die Mehrzahl der Seeleute seien dagegen bis heute nicht vor einer Covid19-Erkrankung geschützt.

Der Crew Change Indicator basiert auf den Daten der zehn führenden Schiffsmanager Anglo-Eastern, Bernhard Schulte, Columbia Shipmanagement, Fleet Management (FLEET), OSM, Synergy Marine, Thome, V.Group, Wallem und Wilhelmsen Ship Management, die zusammen derzeit rund 90.000 Seeleute beschäftigen.