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Europas größter Seehafen will die Nutzung von Landstrom in der Container-, Kreuzfahrt- und Tanker-Schifffahrt vorantreiben – gemeinsam mit deutschen Häfen.[ds_preview]

Die ersten Untersuchungen bei den Terminals von Hutchison Ports ECT Rotterdam (ECT), APMT2, Vopak und Cruiseport Rotterdam seien bereits in vollem Gange, teilte der Hafenbetrieb jetzt mit.

Es soll überprüft werden, wie eine Landstromversorgung im Rotterdamer Hafen umgesetzt werden kann, um Emissionen und Luftverschmutzung zu reduzieren. Die Studie wurde unter anderem mit einer finanziellen Förderung von Seiten der EU ermöglicht.

Rotterdam evergreen
© Port of Rotterdam

»Wir wollen dem Landstrom in den kommenden Jahren einen starken Impuls geben«, sagte Arno Bonte, Beigeordneter für Nachhaltigkeit, Luftqualität und Energiewende. »Wenn zukünftig auch Seeschiffe ›aufgeladen‹ werden können, während sie am Kai liegen, können Dieselmotoren ausgeschaltet werden. Das bringt bedeutende Umweltvorteile mit sich. Die Luftverschmutzung wird gesenkt und wir kommen unseren Klimazielen einen guten Schritt näher.«

Hafen-Chef Allard Castelein betonte, Landstrom spiele bei den Plänen für eine Energiewende im Hafen eine »bedeutende« Rolle. Die Versorgung der Schifffahrt mit Landstrom sei aber ein komplexes Unterfangen, daher seien diese Analysen »unverzichtbar«.

Gemeinsam an der Nordrange

»Das liegt unter anderem an dem hohen Stromverbrauch und der Tatsache, dass viele Seeschiffe noch nicht über die Anschlüsse an Bord verfügen, um Landstrom nutzen zu können. Bevor Reedereien also in die notwendigen Umbauten investieren, wollen sie sichergehen, dass ihre Schiffe auch in anderen Häfen Landstrom nutzen können. Deswegen entwickelt und plant der Hafenbetrieb die Landstromanlagen gemeinsam mit den Häfen in Antwerpen, Bremen, Hamburg und Le Havre. Das soll zur Beschleunigung des Einsatzes von Landstrom führen.«

Der Hafenbetrieb hat ausgerechnet, dass der gesamte Energiebedarf und -verbrauch von Seeschiffen im Hafen sich auf rund 750-850 GWh beläuft. Das entspricht ungefähr dem Verbrauch von 250.000 Haushalten.

Vorbereitende Arbeiten notwendig

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Allard Castelein (Foto: Port of Rotterdam)

Um bei ECT (Amazonehafen), APMT2 (Amaliahafen) Vopak (Botlek) und beim Kreuzfahrtterminal (Wilhelminakade) Landstrom anlegen zu können, müssen vorbereitende Arbeiten ausgeführt werden. Dazu zählen unter anderem zahlreiche Analysen, detaillierte technische, ökologische und soziale Kosten-Nutzen-Studien sowie Ausschreibungs- und Genehmigungsverfahren. Anhand der Analysen soll vor allem überprüft werden, auf welche Weise Landstromanlagen in die täglichen Betriebsabläufe eingebunden werden können. Wichtige Aspekte sind in diesem Zusammenhang unter anderem die Größe der Anlage und der erforderliche Raum, der am Kai zur Verfügung stehen muss, sowie die weitere Integration in das vorhandene Elektrizitätsnetzwerk.

»Mehrere hundert Anläufe pro Jahr«

Die Analysen sollen 2023 abgeschlossen werden. In der nächsten Phase werden die Landstromanlagen auf Grundlage der Ergebnisse an den vorgesehenen Stellen im Hafen von Rotterdam installiert. Es wird erwartet, dass der Landstrom direkt nach Fertigstellung der Anlage bereits für mehrere dutzende Schiffsanläufe pro Jahr genutzt wird. Sobald mehr Schiffe ausgerüstet sind und im Hafen mehr Anlegestellen über eine entsprechende Installation verfügen, soll es um »mehrere hundert Anläufe pro Jahr« gehen.

In Rotterdam wird bereits seit über zehn Jahren Landstrom für die Binnenschifffahrt genutzt. Der Terminal der Stena Line in Hoek van Holland verfügt im Rotterdamer Hafen über Landstromversorgung und Heerema wird nächstes Jahr offiziell eine Landstromanlage für seine Offshore-Schiffe auf der Landtong Rozenburg in Betrieb nehmen.