Print Friendly, PDF & Email

Mit dem Nachfrage-Boom in der Containerschifffahrt infolge der Pandemie haben sich auch die Aussichten für Investitionen in Terminalkapazitäten verbessert. Ein Blick auf aktuelle Projekte zeigt, wo in der nächsten Zeit zugebaut wird.[ds_preview]

Nachdem das Beratungsunternehmen Drewry in seinem »Global Container Terminal Operators Annual Review and Forecast 2020« gezeigt hatte, dass die Investitionen in Terminalkapazitäten in den nächsten Jahren kaum der Nachfrage hinterherkommen würden, gab es 2021 eine Korrektur. Die globale Containerhafenkapazität wird nun voraussichtlich um durchschnittlich 2,5 % pro Jahr auf 1,3 Mrd. TEU im Jahr 2025 steigen. Der Container-Boom und Probleme mit verstopften Häfen, die allerdings nicht erst seit der Corona-Krise bestehen, dürften vor allem in Industrieländern die Begehrlichkeiten verstärken. Auch in Schwellen- und Entwicklungsländern werden neue Kapazitäten geschaffen.

Europa

Ausschreibung-Deepwater-Danzig-Port-of-Gdansk-1
© Port of Gdansk

In Großbritannien investiert DP World 300 Mio. £ in den Bau eines vierten Liegeplatzes am London Gateway. Das soll die Kapazität um ein Drittel erhöhen, die Fertigstellung soll mit der Ablieferung einer neuen Welle von 24.000-TEU-Schiffen im Jahr 2023/2024 zusammenfallen.

In Polen wächst sich der Ostsee-Hub Danzig immer weiter zum Konkurrenten für die westeuropäischen Häfen aus. Das Containerterminal DCT Gdańsk und der Hafen von Danzig bauen die Kapazitäten noch weiter aus. Ein drittes Tiefwasser-Terminal soll eine Jahresleistung von insgesamt 4,5 Mio. TEU bringen. Die Investition beläuft sich auf 450 Mio. €. Der dritte Tiefwasserkai wird 717 m lang und 18,0 m tief sein. Das Projekt »Baltic Hub 3« umfasst auch die Anschaffung von sieben Portalkranen, die die größten Schiffe der Welt abfertigen können. Der Baubeginn ist für das zweite Quartal 2022 geplant, Betriebsstart bis Mitte 2024.

Im russischen Primorsk planen Rosmorport und Primorsky UPK den Bau des Primorsky Universal Transshipment Complex. Bis 2030 sollen Umschlaganlagen mit einer Kapazität von bis zu 65 Mio. t pro Jahr entstehen. Es wäre das größte Investitionsprojekt an der Ostseeküste der Russischen Föderation. Es soll der erste Tiefwasserhafenkomplex im Ostseebecken werden, der in der Lage ist, Stückgut- und RoRo-Frachter sowie Massengutfrachter mit einer Kapazität von bis zu 150.000 dwt aufzunehmen, zudem Containerschiffe mit über 20.000 TEU. Der Bau soll bis Dezember 2024 abgeschlossen sein.

Der Hafen Kopenhagen-Malmö (CMP) und By & Havn wollen ein neues Containerterminal in Ydre Nordhavn bauen. Die Kosten werden sich voraussichtlich auf etwa 27 Mio. $ belaufen. Das Terminal wird über zwei neue Containerkräne, eine Kailänge von bis zu 550 m und eine Wassertiefe von bis zu 12,5 m verfügen, rund 2,5 m mehr als das derzeitige Terminal.

36955
© Rijeka Port Authority

Für Planung, Bau und Betrieb eines neuen Containerterminals für Schiffe bis 24.000 TEU in Rijeka an der kroatischen Nordadria-Küste haben APM Terminals und die ENNA Group einen Konzessionsvertrag mit einer Laufzeit von 50 Jahren unterzeichnet. Das neue Terminal soll nach Abschluss der ersten Entwicklungsphase in dreieinhalb Jahren in Betrieb genommen werden. Nach Abschluss der zweiten Phase soll es eine Kapazität von 1.055.000 TEU bei einer Liegeplatzlänge 680 m geben.

Nordamerika

Im US-Bundesstaat Oregon gibt es ambitionierte Pläne für einen neuen Containerhafen zur Entlastung der immer wieder verstopften Hubs Long Beach und Los Angeles. Die Betriebsgesellschaft des Oregon International Port of Coos Bay will auf dem Gelände der ehemaligen Georgia Pacific Mill ein multimodales Containerterminal bauen (siehe auch S. 6/7). Hier könnten jährlich über 2 Mio. TEU umgeschlagen werden. Zur maximal zulässigen Schiffsgröße für den neuen Hafen wurden noch keine Angaben gemacht. Der Standort könnte nach Abschluss der Bauphase I bereits Mitte 2023 teilbetriebsbereit sein

Plaquemines-Containerhafen-Karte
© HANSA

An der US-Golfküste konkretisieren sich derweil die Pläne für ein Containerterminal mit einer Wassertiefe von über 15 m in Plaquemines Parish, Louisiana. Der Hafen, 50 Flusskilometer den Mississippi aufwärts, soll multimodal an Bahn, Lkw, Binnenschiff und Flugverkehr angebunden werden. APMT soll das Containerterminal betreiben. Die erste Bauphase wird voraussichtlich zwei Jahre dauern und soll die Abfertigung von Schiffen bis 22.000 TEU ermöglichen. Gleichzeitig plant auch der etwas weiter flussaufwärts gelegene Hafen von New Orleans (Port NOLA) die Entwicklung des Louisiana International Terminal in St. Bernard Parish für Schiffe mit bis zu 23.000 TEU .

Der Hafen Savannah an der US-Südostküste bringt sich immer stärker als Anlaufpunkt für die Containerlinienreedereien in Stellung. In den vergangenen Monaten wurden einige Maßnahmen umgesetzt, die die jährliche Kapazität um 25 % erhöhen sollen. Bis Juni 2022 sollen 1,6 Mio. TEU Umschlagkapazität erreicht werden. Die Georgia Ports Authority (GPA) treibt auch die Fertigstellung des Ausbaus von Liegeplatz 1 voran, der eine neue Kapazität von 1 Mio. TEU und acht Ship-to-Shore-Kräne vorsieht. Das erweiterte Terminal soll Ende des zweiten Quartals 2023 in Betrieb gehen.

Im kanadischen Montreal ist der Startschuss für den Ausbau des Contrecœur-Terminals gefallen, die Hafenbehörde leitet ein Ausschreibungsverfahren ein. Ziel ist der Bau eines modernen Containerterminals für den Umschlag von 1,15 Mio. TEU per annum.

Mittel- und Südamerika

Die brasilianische Regierung hat grünes Licht für einen neuen Hafen im südöstlichen Bundesstaat Espírito Santo gegeben. Für 335 Mio. $ will Imetame Logística in Aracruz mindestens drei Terminals mit einer Umschlagkapazität von 1 Mio. TEU bauen. Die Wassertiefe soll 17 m betragen.

Der Terminalbetreiber ICTSI investiert 230 Mio. $ in den Ausbau der Containerumschlaganlagen von Contecon im mexikanischen Manzanillo. So will man die Kapazität des Terminals um 300.000 TEU erweitern, die damit auf 1,7 Mio. TEU pro Jahr steigt. Contecon und die ICTSI-Gruppe wollen in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 mit dem Ausbau beginnen.

Cosco Shipping Ports hat einen Auftragnehmer für das Terminalprojekt in Chancay, Peru, gefunden. Das Mehrzweckterminal, das für rund 600 Mio. $ entstehen soll, ist für den Umschlag von Stückgut und Containern ausgelegt und kann Schiffe mit einer Kapazität von 18.000 TEU »direkt aus Asien« aufnehmen. Geplant ist eine jährliche Kapazität von 1,5 Mio. TEU.

Naher Osten und Afrika

Alfred Oldendorff Khalifa Port. © Abu Dhabi Ports
Die »Alfred Oldendorff« am South Quay in Khalifa Port. (© Abu Dhabi Ports)

Die Linienreederei CMA CGM und die AD Ports Group haben eine Vereinbarung über die Investition von rund 155 Mio. $ in ein neues Containerterminal im Khalifa Port geschlossen. Das Terminal soll 2024 mit einer anfänglichen Kapazität von 1,8 Mio. TEU eröffnet werden. Es soll der erste halbautomatische Containerhafen in der Golfregion werden. Die Bauarbeiten sollen noch 2021 beginnen, und das neue Terminal soll 2024 übergeben werden.

In der Demokratischen Republik Kongo will DP World den ersten Tiefwasserhafen des Landes bauen. Die Entwicklung des Hafens in Banana wird voraussichtlich zwei Jahre in Anspruch nehmen und soll nach Fertigstellung mehr direkte Anläufe von größeren Schiffen aus Asien und Europa anziehen.

Asien

Am thailändischen Hafen Laem Chabang sollen insgesamt 927 Mio. $ in die Entwicklung von »Phase 3« investiert werden. Geplant wird ein Hafen mit einer Umschlagkapazität von 4 Mio. TEU. Mit dem Bau des Containerliegeplatzes F1 soll 2023 begonnen werden, der kommerzielle Betrieb ist für 2025 geplant, während der Bau des Liegeplatzes F2 2027 beginnen soll.

Der Auftrag im Wert von 325 Mio. $ für den Bau der zweiten Phase des East Container Terminal (ECT) im Hafen von Colombo wurde vergeben. ECT wird in seiner vollen Ausbaustufe über einen 1.320 m langen Containerstapelplatz mit 18 bis 20 m Wassertiefe verfügen.

Auch die Entwicklung des West Container Terminals (WCT) im Hafen von Colombo ist auf dem Weg. Hier sollen an 1.400 m Kailänge bei 20 m Wassertiefe Ultra Large Container Carrier (ULCC) abgefertigt werden.

In Indonesien will der arabische Terminalkonzern DP World zusammen mit kanadischen und indonesischen Partnern einen Containerhafen bauen. DP World Maspion East Java wird der alleinige Betreiber des Hafens mit einer Kapazität von bis zu 3 Mio. TEU.     (fs)