MV Werften
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Die MV-Werften-Gruppe hat Insolvenz angemeldet. Die Beschäftigten sind informiert, die Zukunft allerdings völlig offen.[ds_preview]

Die Krise auf den MV Werften nimmt eine dramatische Wende. Denn die Geschäftsführung hat heute einen Insolvenzantrag gestellt. Sie gibt dem Bund die Schuld an der verschärften Situation, weil erhoffte und ursprünglich zugesagte Gelder zum Weiterbau des Kreuzfahrtschiffes »Global I« ausgeblieben seien.

Die Werftengruppe mit Standorten in Stralsund, Rostock und Wismar sowie in Bremerhaven (Lloyd Werft) ist offenbar zahlungsunfähig. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass die Dezember-Löhne an die noch rund 1.900 Werftarbeiter noch nicht gezahlt wurden. Für den Mutterkonzern Genting Hongkong war der Aktienhandel an der Börse ausgesetzt worden.

Seit Monaten wird hart über eine Zukunft der MV Werften einschließlich der Lloyd Werft verhandelt – bislang ergebnislos. Es geht um zunächst rund 150 Mio. € an Soforthilfen, ohne die das Unternehmen nicht weitermachen kann. »Die Werften jetzt fallen zu lassen, wäre der größte ökonomische Fehler, den die Bundesregierung machen könnte«, sagte der Genting-Präsident Colin Au laut Medienberichten am Sonntag in Wismar.

Die Bundesregierung und das Land Mecklenburg-Vorpommern fordern hingegen angesichts der aktuellen weltweiten Krise der Kreuzfahrtbranche eine substanzielle Beteiligung von Genting an einem Rettungspaket, für das sie Mittel aus dem aus dem staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds und in Form von Landesbürgeschaften beisteuern würden. Insgesamt werden den Angaben zufolge sogar 600 Mio. € benötigt, um die zu 75% fertiggestellte »Global I« zu vollenden und die Werften zu erhalten.

»Die Situation ist dramatisch«, kommentierte die Claudia Müller, neue maritime Koordinatorin des Bundes, die Lage. »Bund und Land haben ein gutes Angebot an Genting gemacht« postete sie auf Twitter. »Ist der Eigentümer nicht bereit, sich zu engagieren, sind der öffentlichen Hand diese gebunden.« Am Nachmittag berät der Finanzausschuss des Schweriner Landtages in einer Sondersitzung darüber, ob und wie es weitergehen kann.

Genting hatte die Werften in Rostock, Wismar und Stralsund 2016 als Reaktion auf den damals boomenden Kreuzfahrt-Markt erworben, um dort für konzerneigene Reedereien Schiffe bauen zu lassen.