Die Lloyd Werft ist aus der Insolvenz gerettet. Neuer Eigner wird eine »Unterweser«- Bietergemeinschaft des Bauunternehmers Kurt Zech mit der Rönner-Gruppe.[ds_preview]
Die beiden lokalen Unternehmen, die zuerst getrennt voneinander angetreten waren, haben in buchstäblich letzter Minute ihr Angebot deutlich nachgebessert und den arabischen Interessenten Al Seer Marine aus dem Feld geschlagen. Über die Details schweigt sich der Insolvenzverwalter Christoph Morgen aus. Dem Vernehmen nach soll der Kaufpreis zwischen 20 und 30 Mio. € gelegen haben.
In den letzten Tagen vor der Entscheidung hatten sich prominente Stimmen aus der Region für eine »Unterweser«-Lösung stark gemacht, angefangen von Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz über die Handelskammer bis hin zu Wirtschaftsexperten. Ihnen galt Al Seer aus Abu Dhabi trotz des zunächst besseren Angebots als zu unsicherer Kandidat bei einer langfristige Zukunftssicherung der traditionsreichen Werft. Nachdem Rönner und Zech offenbar Geld nachgelegt und Arbeitsplatzgarantien für die kommenden zwölf Monate abgegeben hatten, erhielten sie von Morgen dann den Zuschlag.
»Die Lösung ist deshalb gut, weil es bedeutet, dass erstens alle Gläubiger ihr Geld bekommen
und zweitens – und das ist der wichtigere Teil – dass alle Mitarbeiter unverändert ihre Arbeitsplätze
durch die Übernahme behalten«
Christoph Morgen
Insolvenzverwalter Lloyd-Werft
»Wir werden amit sein alle Voraussetzungen erfüllt, um das Insolvenzverfahren noch im März zu beenden und den Werftbetrieb fortzuführen, sagte Morgen. Die Übernahme stehe noch unter den üblichen Vorbehalten, unter anderem einer kartellrechtlichen Genehmigung. »Aber das dürfte nur eine Formsache sein«, sagt Morgen.
IG Metall fühlt sich übergangen
Sauer ist dagegen die IG Metall. Sie beklagt ein »beispielloses Verfahren«, bei dem »einseitig« gegen die Interessen der Beschäftigten für einen Investor Partei genommen worden sei. Al Seer habe das bessere Konzept geboten, nämlich die unverändert Fortführung der Werft, argumentiert der Bezirksleiter der IG Metal Küste, Daniel Friedrich. Bis zum Schluss waren die Arbeitnehmer-Vertreter bei ihren Ablehnung geblieben. »Wir haben bis heute keinen Business-Plan gesehen und werden jetzt sehr genau beobachten, ob die Zusagen für die Lloyd Werft auch eingehalten werden.« Ein Abweichen von den Tariflöhnen werde die Gewerkschaft jedenfalls nicht zulassen.
»Wir werden jetzt sehr genau beobachten, ob die Zusagen für die Lloyd Werft auch eingehalten werden«
Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste
Al Seer wollte in Bremerhaven Yachten bauen, warten und reparieren. Die neuen Eigentümer Zech und Rönner werden dagegen nur einen Teil des Geländes weiter für den Schiffbau nutzen, zum Beispiel für Reparaturen von Kreuzfahrtschiffen. Dabei soll eng mit der zu Rönner gehörenden Bredo-Werft zusammengearbeitet werden. Dass noch einmal eine Yacht wie die »Solaris« gebaut wird, gilt dagegen als unwahrscheinlich.
Im nördlichen, weitestgehend ungenutzten Teil des Geländes rund um die Kaiserdocks I bis III sollen andere Gewerke in einer Art maritimen Industriepark angesiedelt werden, auch, um Auftragslücken vornehmlich mit Stahlbauaufträgen unter anderem für andere Unternehmen aus der Zech-Gruppe zu füllen.
Die Lloyd Werft gehörte als Tochter zu den ostdeutschen MV-Werften und war im Januar trotz ausreichend liquider Mittel mit in die Insolvenz gerutscht. Insolvenzverwalter Per Hendrik Heerma hatte daraufhin gemeinsam mit seinem Kollegen Christoph Morgen ein Bieterverfahren eingeleitet, um Investoren für eine Übernahme der Werft zu finden.