Der Ukraine-Krieg kühlt die Aktivitäten am Containermarkt deutlich ab. Das betrifft sowohl Charterverträge als auch den Secondhand-Markt. Eine Talfahrt steht aber nicht zu befürchten.[ds_preview]
Die großen Linienreedereien sind nach Einschätzung von Maklern noch dabei, ihr Netzwerk neu zu justieren, nachdem die Dienste ins Schwarze Meer ebenso wie die Buchung der meisten Ladungsgüter von/nach Russland ausgesetzt wurden. Vor allem Abschlüsse im europäischen Feeder-Segment sind derzeit davon betroffen. Alle Fundamentaldaten seien jedoch unverändert, daher werde trotz vieler Unsicherheiten zunächst keine generelle Abschwächung des Marktes erwartet, heißt es.
Vorerst klettert der vom Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS) herausgegebene New ConTex auf jetzt 3.551 Punkte und notierte zum Wochenschluss mit 1,8 % im Plus. In vielen Häfen bestünden unverändert erhebliche Engpässe, durch die Schiffe und Equipment gebunden werden. Eine neue Corona-Welle in China sorge derzeit für weitere Produktionsausfälle und Abfertigungsverzögerungen. Mit den anstehenden Tarifverhandlungen für die Docker in den US-Westhäfen und möglichen Streiks könnte eine zusätzliche Belastung für die Lieferketten drohen, heißt es beim VHBS.
Repräsentative Fixtures
Im Ergebnis verharren die Raten sowohl am Chartermarkt – mit leichten Schwankungen – auf dem hohen Niveau der Vorwochen. Die Nachfrage nach Schiffen aller Größen hält an, auch wenn in der vergangenen Woche kaum erfolgreiche Fixtures gemeldet wurden.
Sinkende Kurve bei den Frachtraten
Die Kurve für den SCFI senkt sich nun schon seit Wochen kontinuierlich leicht ab, jedoch notiert der wichtigste Index für alle Routen ex-Asien immer noch auch höchstem Niveau bei aktuell 4.625 Punkten. Das Minus gegenüber der Vorwoche lag bei -122 Punkten.
Ein Teil des bislang über Land transportierten Asien-Europa-Volumens könnte aufgrund der Sanktionen gegen Russland und der Kriegsrisiken auf Schiffe verlagert werden. Das würde den Ausfall der ausgesetzten Seefrachtbuchungen mindestens teilweise kompensieren. Andererseits steht freiwerdende Tonnage aus dem europäischen Feeder-Verkehr für andere Fahrtgebiete zur Verfügung. Insgesamt rechnen Experten damit, dass sich diese Effekte wechselseitig ausgleichen.
Zu einem weiteren Preisfaktor dürften die stark gestiegenen Bunkerkosten werden, die bekanntlich an die Verlader weitergegeben werden. Die bereits angekündigten Zuschläge von Asien zur US-Westküste ab dem zweiten Quartal verteuern die Transporte um etwa 80 $/FEU. Bei den daktuellen Raten von gut 13.000 $/FEU fällt dies aber kaum ins Gewicht.
Der FBX von Freightos notierte bei 9.809 $/FEU (+1%). Auf allen wichtigen Routen liegen die Frachtraten stabil oder sogar leicht im Plus. Dagegen gab der WCI von Drewry mit -1,1% ebenso leicht nach und landete bei 9.412 $/FEU. Das sind jedoch 6.312 $ mehr als im Fünfjahresdurchschnitt (3.101 $/FEU) und 83 % über dem Wert des Vorjahres. Einbußen gab es dabei auf den Strecken von Asien nach Nordeuropa (-2%, 12.685 $/FEU), ins Mittelmeer (-1%, 12.503 $/FEU) und im Atlantik (-2%, 1.157 $/FEU). (KF)