Bei tkms bahn sich die nächste Überraschung an. Nachdem ein möglicher Verkauf bereits ausgeschlossen wird, könnte die Marinesparte sogar wieder wachsen.[ds_preview]
Die Auftragsbücher sind gut gefüllt und mit seinen Werftkapazitäten am Standort Kiel arbeitet tkms am Anschlag. Um die hochkarätigen U-Boot-Aufträge für Norwegen, Deutschland und Israel abarbeiten zu können, könnte jetzt die MV-Werft in Wismar übernommen werden. Das berichtet die HANSA-Schwesterpublikation hartpunkt.de.
Wie es aus demnach aus gut informierten Kreisen heißt, hat tkMS Interesse, die Werft aus der Insolvenzmasse der MV Werften ganz oder teilweise zu übernehmen. Um den Standort Kiel zu entlasten, könnten an der Ostsee künftig Komponenten oder ganze Boote gefertigt werden.Die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern und Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) seien bereits informiert worden, heißt es. Ein konkretes Angebot an den Insolvenzverwalter Christoph Morgen soll wohl in Kürze folgen.
Es wäre die nächste Kehrtwende bei tkms, nachdem der Schiffbau beim Essener Konzern in den vergangenen Jahren immer wieder in Frage gestellt und Teile des Kieler Werftgeländes an GNYK verkauft worden waren. Doch zuletzt waren alle Ausstiegspläne wieder gekippt und mit Oliver Burkhard ein neuer CEO installiert worden, der in einer Doppelfunktion auch Teil des Konzernvorstands bleibt. Gespräche über eine mögliche Fusion mit der Lürssen-Marinesparte (NVL) waren wohl ebenso ergebnislos versandet wie die Verhandlungen mit dem italienischen Werftenkonzern Fincantieri.
Gerüchten zufolge verhandelt tkms mit dem Bundesverteidigungsministerium zudem über den Bau zweier weiterer Hightech-U-Boote der Klasse 212 CD für die Deutsche Marine, die aus dem neu für die Bundeswehr geschaffenen Sondervermögen von insgesamt 100 Mrd. € finanziert werden könnten.
Die moderne Werft in Wismar könnte für die dringend benötigten Kapazitäten sorgen, die heute nicht einmal mehr für den Bau von Überwasserschiffen ausreichen. So werden die Fregatten für Ägypten deshalb auf der Rönner-Werft in Bremerhaven gebaut. Mit dem Fregattenprojekt F 127 taucht aber schon der nächste Marine-Großauftrag am Horizont auf. Auch die Modernisierung der heute eingesetzten U-Boote vom Typ U 212 A steht in absehbar an.
Für die MV Werften, die durch Zahlungsschwierigkeiten des bisherigen Eigners Genting Hong Kong und fehlende Aufträge ins Schlingern geraten waren, war erst kürzlich das offizielle Insolvenzverfahren eröffnet worden. Während die Lloyd Werft durch ein Investorenkonsortium von Zech und Rönner übernommen wird und die Volkswerft von der Stadt Stralsund gekauft wird, hatte sich für die Standorte in Wismar und Rostock bislang keine Perspektive abgezeichnet.
In der Wismarer Bucht könnte ein weiteres Kapitel in der wechselvollen Geschichte des Schiffbaustandortes geschrieben werden. Die ehemalige Mathias-Thesen-Werft gehörte bis 2008 zu Aker und firmierte danach als Wadan Yards (bis 2009) und bis zu ihrem Kauf durch Genting als Nordic Yards (bis 2016). Sie verfügt über ein überdachtes Baudock, dessen Halle 72 m hoch, 155 m breit und über 395 m lang ist.