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Foto: Selzer
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Während die Piraterie im Golf von Guinea aktuell zurückgeht, nehmen Vorfälle in anderen Weltregionen zu, wie der  jüngste Bericht des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB) der der internationalen Handelskammer (ICC) über Piraterie und bewaffnete Raubüberfälle auf Schiffe zeigt.[ds_preview]

In den ersten drei Monaten des Jahres 2022 wurden 37 Vorfälle – im Vergleich zu 38 Vorfällen im gleichen Zeitraum des Vorjahres – verzeichnet, von denen sich 41 % in südostasiatischen Gewässern, insbesondere in der Straße von Singapur, ereigneten. Im Vergleich dazu war ein Rückgang der gemeldeten Vorfälle in der Region des Golfs von Guinea zu verzeichnen, wo seit Anfang des Jahres sieben Vorfälle gemeldet wurden.

Es seien jedoch nachhaltige Anstrengungen erforderlich, um die Sicherheit der Seeleute in der westafrikanischen Region zu gewährleisten, die nach wie vor gefährlich sei, wie die Entführung eines Produktentankers vor der Küste der Elfenbeinküste am 24. Januar  gezeigt habe, so das IMB. Bei diesem Vorfall waren alle 17 Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen worden. Auch an den Ankerplätzen von Angola und Ghana wurden bewaffnete Raubüberfälle gemeldet.

Weltweit ist es das erste Quartal seit 2010, in dem keine Entführungen von Besatzungsmitgliedern gemeldet wurden, obwohl die Gewalt gegen und die Bedrohung von Besatzungsmitgliedern mit 23 als Geiseln genommenen und weiteren vier bedrohten Seeleuten anhält.

»Anstrengungen im Golf von Guinea müssen fortgesetzt werden«

Im ersten Quartal 2022 keine Entführungen von Besatzungen in den Gewässern des Golfs von Guinea gemeldet. Dies ist eine erfreuliche Entwicklung im Vergleich zu 40 Entführungen im gleichen Zeitraum des Jahres 2021. Die Bemühungen der regionalen und internationalen Seestreitkräfte haben auch zu einem Rückgang der gemeldeten Vorfälle von 16 im ersten Quartal 2021 auf sieben im gleichen Zeitraum 2022 geführt. Das IMB Piracy Reporting Centre fordert jedoch die Küstenschutzbehörden und die unabhängigen internationalen Seestreitkräfte auf, ihre Bemühungen fortzusetzen, um sicherzustellen, dass die Piraterie in diesen hier dauerhaft bekämpft wird.

»Die Bedrohung für unschuldige Seeleute bleibt bestehen und wird am besten durch den jüngsten Angriff veranschaulicht, bei dem am 3. April 260 Seemeilen vor der Küste Ghanas ein Massengutfrachter der Panamax-Klasse von Piraten geentert wurde. Dies zeigt, dass trotz einem Rückgang der gemeldeten Vorfälle die Bedrohung durch Piraterie und Entführungen von Besatzungen im Golf von Guinea weiterhin besteht«, so das IMB.

In dem beschriebenen Fall setzt sich die IMB-Meldestelle nach dem Alarm mit den regionalen Behörden und internationalen Kriegsschiffen in Verbindung, um Unterstützung anzufordern. Ein Kriegsschiff der italienischen Marine und sein Hubschrauber griffen sofort ein, retteten die Besatzung und ermöglichten es dem Schiff, unter Geleitschutz einen sicheren Hafen anzulaufen.

Mehr Vorfälle in der Straße von Singapur

Fast 30 % aller seit Anfang 2022 weltweit gemeldeten Vorfälle richteten sich gegen Schiffe, die die Straße von Singapur befuhren. Dabei handelt es sich zwar um leichte Gelegenheitsdelikte, die unter die Definition des bewaffneten Raubüberfalls fallen, aber die Besatzungen sind weiterhin gefährdet. Bei den elf gemeldeten Vorfällen in diesen Gewässern wurden zwei Besatzungsmitglieder bedroht und eines für die Dauer des Vorfalls als Geisel genommen. Außerdem wurde berichtet, dass in mindestens einem Fall die Besatzung mit einer Pistole bedroht wurde.

IMB-Direktor Michael Howlett: »Bei den meisten Vorfällen sind die Täter bewaffnet, so dass die Besatzungen selbst bei den geringfügigen opportunistischen Vorfällen gefährdet sind. Die Küstenstaaten werden dringend aufgefordert, ihre Bemühungen zur Identifizierung und Festnahme dieser Kriminellen zu verstärken, um die Sicherheit im Seeverkehr zu erhöhen und einen sichereren Handel auf diesen wichtigen und strategischen Wasserstraßen zu ermöglichen.«

Außerhalb der Straße von Singapur zeigt die Zusammenarbeit zwischen der indonesischen Seepolizei und dem IMB-Meldezentrum für Piraterie weiterhin positive Ergebnisse: Vor den Küsten Indonesiens und Malaysias wurden nur vier Vorfälle gemeldet, im Vergleich zu zwei im gleichen Zeitraum 2021.

Peruanische Gewässer geben Anlass zur Sorge

Auf die südamerikanischen Häfen entfallen mit zehn gemeldeten Vorfällen 27 % der weltweiten Vorfälle. Vor allem die Reede vor Callao in Peru gibt weiterhin Anlass zur Sorge: In den ersten drei Monaten des Jahres 2022 wurden sechs Vorfälle gemeldet, verglichen mit fünf Vorfällen im gleichen Zeitraum des Vorjahres und nur einem im Jahr 2019.

Drei Vorfälle wurden auch aus dem Ankerplatz Macapa vor der Küste Brasiliens gemeldet. Bei zwei dieser Vorfälle wurden die Besatzungen entweder bedroht oder als Geiseln genommen, mit Messern bedroht, gefesselt und ihr Gesicht für die Dauer des Vorfalls mit Sackleinen bedeckt.

Bedrohung im Golf von Aden bleibt bestehen

Obwohl seit Jahresbeginn keine Zwischenfälle mehr gemeldet wurden, besteht in den Gewässern vor dem südlichen Roten Meer und im Golf von Aden, zu denen die jemenitische und die somalische Küste gehören,nach Einschätzung des IMB nach wie vor die Gefahr von Piraterie. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit von Zwischenfällen zurückgegangen ist, verfügen die somalischen Piraten weiterhin über die Fähigkeit und die Kapazität, Zwischenfälle zu verüben, und allen Handelsschiffen wird empfohlen, sich bei der Durchfahrt in diesen Gewässern an die Empfehlungen in den neuesten Best Management Practices zu halten.