Es ist ruhig geworden um das aktuell weltgrößte Yachtprojekt »REV Ocean«, das noch immer unfertig auf der norwegischen Vard Werft in Brattvåg, nördlich von Alesund, liegt.[ds_preview]
Vor Ort sind an dem Schiff, das zuletzt im Winter eine Probefahrt nach Kristiansand im Süden Norwegens absolviert hat, keine baulichen Aktivitäten mehr zu erkennen. Auch der ursprüngliche Plan für die finale Ausrüstung der Forschungsyacht bei der Lloyd Werft in Bremerhaven wurde gänzlich gestrichen.
Ursprünglich sollte die 183 m lange Mega-Forschungsyacht schon im Frühjahr 2021 abgeliefert werden. Doch nicht nur die weltweite Corona-Pandemie sorgte für erhebliche Verzögerungen bei den Bau- und Installationsarbeiten, es soll zusätzlich erhebliche bauliche Probleme, unter anderem mit dem Gewicht, geben. Die Ablieferung soll nun nicht vor 2024 erfolgen.
In Auftrag gegeben wurde die »REV Ocean« vom norwegischen Milliardär Kjell Inge Røkke, der zu diesem Zweck 2017 eine Stiftung gründete und sie auch finanziert. Er war der Giving-Pledge-Kampagne beigetreten, deren Unterzeichner versprechen, mehr als 50% ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu spenden. Die Abkürzung REV im Namenszug steht für Research Expedition Vessel.
Der Rumpf der vom bekannten Yachtdesigner Espen Oeino entworfene Yacht wurde auf der Vard-Werft im rumänischen Tulcea innerhalb von 18 Monaten gebaut und anschließend nach Norwegen für weitere Ausrüstungsarbeiten geschleppt. Die nach dem Polar-Code der IMO für Einsätze in arktischen und antarktischen Gewässern konstruierte »REV Ocean« ist für eine Reichweite und Einsatzzeit von bis zu 114 Tagen konzipiert, um autonome Expeditionen auf der ganzen Welt durchzuführen.
Zum Equipment gehören etwa wissenschaftliche Schleppnetze, Sonarsysteme, Labore, Auditorien und Klassenzimmer sowie U-Boote. An Bord sollen bis zu 55 Wissenschaftler Platz finden. Vier Wärtsilä-Hauptmaschinen mit einer Leistung von 2.700 kW ermöglichen eine maximale Geschwindigkeit von knapp 18 kn. Bei einer Reisegeschwindigkeit von 11 kn beträgt der Wirkungsradius 21.120 sm.
Røkke, der viele Jahre unter anderem dem Konzern Aker Kværner vorstand, macht den Schiffbauer Vard für die Verzögerungen bei dem 500-Mio-Dollar-Projekt verantwortlich, und er hat schon mehrfach überlegt, die Arbeiten dort komplett einzustellen. Bislang gibt es hierzu noch keine finale Entscheidung.
Mittlerweile hat die Organisation ein kleineres Ersatzschiff, die bereits 1974 erbaute 56-m-Yacht »Odyssey« gechartert.