Unter dem Motto »Zeitenwende – auch in den Köpfen der Gesellschaft?« hat gestern die erste Veranstaltung aus der Reihe »Maritime Sicherheitspolitik« in Hamburg stattgefunden.
Rund 150 Teilnehmer sind der Einladung ins Internationale Maritime Museum Hamburg gefolgt, um eine Podiumsdiskussion mit dem Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan C. Kaack und Carlo Masala, Professor an der Universität der Bundeswehr München, zu hören. Moderiert wurde diese von Konteradmiral a.D. Karsten Schneider.
Die Podiumsteilnehmer diskutierten Fragen und Herausforderungen der deutschen maritimen Sicherheitspolitik. Vor dem Hintergrund des hybriden Krieges in der Ukraine muss nach Einschätzung von Vizeadmiral Kaack der Sicherheitsbegriff »breiter gefasst« werden. Denn wie an der Sabotage der Ostsee-Pipelines zu sehen gewesen sei, ist aktuell die kritische Infrastruktur massiv bedroht. Die Marine habe schon seit Jahren vor Angriffen auf unter anderem Gaspipelines gewarnt, sagte Kaack. Die Warnungen seien »leider ungehört geblieben«. Um in Zukunft auf solche Situationen besser vorbereitet zu sein, wäre aus Kaacks Sicht die Schaffung eines »Unterwasserüberwachungszentrums« sinnvoll. Daran beteiligen könnten sich nach Ansicht des Vizeadmirals zum Beispiel alle in der Ostsee aktiven Akteure. So werden dort tagtäglich zahlreiche Daten gesammelt, zum Beispiel bei der Inspektion von Unterwasserpipelines mit Drohnen oder auch in Offshore-Windparks. All diese Daten zusammenzuführen und daraus aktuelle Lagebilder zu erstellen und zu bewerten, würde künftige Anschläge nicht verhindern können, aber das Risiko mindern.
Denn darin waren sich die Diskussionsteilnehmer einig: die kritische Infrastruktur – wie eine 1.200 km lange Gaspipeline – hundertprozentig zu schützen, ist nicht möglich. Deshalb forderte Carlo Masala ein gesellschaftliches Umdenken. »In einer offenen Gesellschaft werden wir uns nicht komplett schützen können. Wir müssen damit lernen umzugehen«, so Masala. Die Gesellschaft müsse resilienter werden, sich auf solche Bedrohungen einstellen und damit umgehen können. »Wir bleiben verwundbar. Die Frage ist nur, wie gehen wir damit um, wenn wir eine Woche ohne Internet sind?«, so Masala. Die Resilienz sei die eine Seite, ergänzte Kaack, die andere sei militärische Stärke, um potenzielle Gefahren abzuwenden.