Jetzt ist es also vorbei, das von so unterschiedlichen, gleichwohl enormen Verschiebungen und Entwicklungen geprägte Jahr 2022 – man denke nur an die Schlagworte Krieg, Corona, Energiekrise, Raten-Sprünge, LNG-Terminals. Ein neues Jahr beginnt.[ds_preview]
Mal wieder wünscht man sich, dass sich die Wogen glätten und, im Sinne der wirtschaftlichen Planbarkeit, etwas Ruhe einkehrt.
Und mal wieder gibt es Prognosen, Ausblicke und Erwartungen für das neue Jahr.
Und mal wieder sind sie eigentlich fast schon Makulatur. Zu groß sind momentan die politischen und ökonomischen Unsicherheiten. Zu unwahrscheinlich ist es, dass es keine »unvorhergesehenen Ereignisse«, seien sie nun positiv oder negativ, geben wird.
Am großen Jahresrückblick, den die HANSA für Sie in der Januar-Ausgabe wieder zusammengestellt hat, lässt sich gut ablesen, wie sehr sich die Welt und die Rahmenbedingungen für die Schifffahrt sowie die Branche selbst in relativ kurzer Zeit fundamental verändern können.
Das Thema »LNG-Terminals in Deutschland« ist nur eines von diversen Beispielen. Wer hätte gedacht, dass die deutsche Bürokratie tatsächlich doch so schnell derartige Projekte initiieren und umsetzen würde?
Bei aller berechtigten Unzufriedenheit über die bisweilen quälend und lähmend langwierigen Verwaltungsprozesse im Lande und unabhängig davon, wie viele Terminals nun eigentlich nötig sind und wie teuer sie am Ende werden, zeigt der Fall, dass es »schnell« gehen kann. Und allein schon, weil sturer Pessimismus nicht wirklich hilfreich ist, lässt sich daraus durchaus ein kleines Fünkchen Hoffnung ziehen, dass auch an anderen Stellschrauben künftig kräftiger und mit dem passenden Schlüssel gedreht werden könnte.
Bedarfe gibt es mehr als genug, wohin man auch schaut: Sedimentmanagement, Hafenpolitik (Cosco!), Flaggen-, Wettbewerbs-, Industriepolitik (Schiffbau!) oder Energiepolitik. Ob nun in der globalen Arena oder in Berlin oder in Brüssel, wie es Zyperns Schifffahrtsminister Demetriades im HANSA-Interview in dieser Ausgabe fordert. Er setzt auf den »first mover«-Effekt. Auch wenn eine internationale Branche wie die Schifffahrt prinzipiell globale Regeln benötigt, um eben auch globale Wettbewerbsgleichheit zu ermöglichen, ist den Gedanken des erfahrenen maritimen Politikers durchaus etwas abzugewinnen.
Man kann es einfach nicht oft genug sagen: Die Branche steht bereit, sich zu entwickeln, sich anzupassen. »Fortschritt wagen« ist hier nicht nur eine Floskel. Aber sie braucht verlässliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit, zumindest bei den Aspekten, die die Politik halbwegs beeinflussen kann. Vielleicht reift im Politbetrieb beim Blick auf das vergangene Jahr die Erkenntnis, das eine aktivere und vorausschauendere Begleitung der Wirtschaft nötig – und in Teilen überfällig – ist.
In diesem Sinne: Bleiben Sie zuversichtlich!