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Das erste der zwölf Minenabwehrschiffe des rMCM-Programms für Belgien und die Niederlande, gebaut von der französischen Naval-Werft, hat Wasser unterm Kiel.

Das M940 »Oostende« wurde jetzt in Concarneau zu Wasser gelassen, wie die Franzosen mitteilten. Der Stapellauf fand in Anwesenheit der Verteidigungsministerin von Belgien, Ludivine Dedonder, der niederländischen Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren und der französischen Staatssekretärin für Veteranen und Gedenken Patricia Mirallès statt. Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung: das dritte der zwölf Schiffe, die M941 »Tournai«, wurde auf Kiel gelegt.

Das Programm war 2019 nach einem internationalen Wettbewerb an das von Naval Group und Exail gebildete Konsortium Belgium Naval & Robotics vergeben worden. Es sieht die Lieferung von zwölf Minenabwehrschiffen an Belgien und die Niederlande sowie von etwa hundert Drohnen vor, die in eine Toolbox integriert sind, mit der die Schiffe ausgestattet werden. Die erste Ablieferung ist für Ende 2024 im belgischen Zeebrugge vorgesehen. Die Auslieferungen werden dann gestaffelt bis 2030 erfolgen.

Dedonder sagte beim Stapellauf: »In einer Welt, die aufgrund geopolitischer Umwälzungen in Bewegung ist, ist unsere Zusammenarbeit von umso größerer strategischer Bedeutung. Das von der belgischen und der niederländischen Marine entwickelte Einsatzkonzept ist eine Weltneuheit und in mehrfacher Hinsicht revolutionär.«

Die Naval Group ist als Hauptauftragnehmer für den Entwurf der Schiffe, die Gesamtintegration sowie die Erprobung und Inbetriebnahme des Einsatzsystems (Kampfsystem und Minenabwehrsystem) verantwortlich. Kership, ein Gemeinschaftsunternehmen von Naval Group und Piriou, ist für die Produktion der zwölf Schiffe zuständig, die in Concarneau und Lanester montiert werden. Exail Robotics ist als Mitauftragnehmer für das System der unbemannten Drohnen zuständig.

Technische Details:

Länge: 82,6m
Breite: 17m
Verdrängung: 2800t
Höchstgeschwindigkeit: 15,3 kn
Reichweite: >3500 sm
Besatzung: 63 Personen (Stammbesatzung 33 Personen)

Drohnenfähigkeiten: 2 unbemannte Überwasserfahrzeuge, 3 autonome Unterwasserfahrzeuge, 2 Schleppsonare, 2 Minenerkennungs- und -beseitigungssysteme (MIDS), 1 unbemanntes Luftfahrzeug.

Handling: 2 seitliche Start- und Bergungssysteme für Überwasserdrohnen oder Kommandoboote, ein spezieller Heckkran von 15 t und ein Brückenkran von 3 t.

Industrie in Belgien profitiert

Die Wartung der Schiffe wird in Belgien in enger Zusammenarbeit zwischen der belgischen Marine und der Naval Group Belgium mit Unterstützung ihres Partners Flanders Ship Repair durchgeführt. Etwa alle sechs Monate soll ein neues Schiff vom Stapel laufen, wobei das erste niederländische Schiff für diesen Herbst geplant ist. Mit dem Bau der Plattformen Nummer 3 und 4 wurde ebenfalls begonnen.

»Das rMCM-Programm ist auch ein wichtiges Element der europäischen Verteidigung. Dieses Programm zeigt, dass europäische Länder zusammenarbeiten können, um ihre Bedürfnisse zu definieren und gemeinsam eine Lösung zu finden, die nicht nur für die belgische und die niederländische Marine, sondern auch für andere Marinen in Europa und der ganzen Welt zu einer Referenz im Bereich der Minenabwehr werden soll«, heißt es seitens des Schiffbauers.

Die Vertreter aus Belgien und den Niederlanden zeigten sich überzeugt, »dass die City-Klasse die beste Lösung für die Minenabwehr in der Marine ist«. Die belgische Industrie soll ebenfalls profitieren, beginnend mit der Entwurfs-, Entwicklungs- und Betriebsunterstützungsphase, insbesondere durch die Beschaffung und die Vergabe von Unteraufträgen an belgische Unternehmen für kritische Schiffsausrüstung. Die Beteiligung der belgischen Industrie an dem Programm betrifft auch Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Am 28. April 2022 weihte die Naval Group das MCM Lab und das Cyber Lab ein, zwei kollaborative F&E-Labors, die innerhalb ihrer Tochtergesellschaft Naval Group Belgium eingerichtet wurden.

Diese spezialisierten und cyber-gesicherten Minenabwehrschiffe (MCM) werden als »die ersten« beschrieben, »die in der Lage sind, eine Kombination aus Überwasserdrohnen (12 m lange und 18 t schwere Einheiten), Unterwasserdrohnen und Luftdrohnen an Bord zu nehmen und zu starten. Sie setzen zudem ein weitgehend autonomes System zur Detektion, Klassifizierung und Neutralisierung von Minen ein.