Azubi Ausbildung Schiff
© Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt

Die Zahl der Ausbildungsanfänger in der deutschen Seeschifffahrt ist im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 10% gestiegen. Die Azubi-Trendwende ist damit aber noch nicht geschafft.

»Wir brauchen noch deutlich mehr Teilnehmer an seemännischer Ausbildung, um das maritime Know-how in der Seeschifffahrt und somit am Standort Deutschland zu sichern«, erklärt die Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt BBS. Hierzu, so betonen die Vorsitzenden der BBS, Erik Hirsch vom Verband deutscher Reeder und Peter Geitmann von der Gewerkschaft Ver.di, bedürfe es des Engagements aller Akteure in der Seeschifffahrt. [ds_preview]

»Die aktuelle Anzahl von Berufsanfängern in der Seeschifffahrt wird den aktuellen und künftigen Bedarf an seemännischen Nachwuchskräften nicht sichern. Und aus den Berufsanfängern von heute gehen die ausbildenden Offiziere an Bord von morgen hervor. Nur in der Zusammenarbeit von Unternehmen, Verbänden und staatlichen Organen kann es gelingen, die für eine maritime Zukunft in Deutschland so wichtigen Nachwuchskräfte zu gewinnen und langfristig an die Branche zu binden«, heißt es im Jahresbericht der BBS.

Im Zeitraum vom 01.01.2022 bis zum 31.12.2022 wurden 115 (davon weiblich 8) neue Ausbildungsverhältnisse (Vorjahr: 101, davon weiblich 12) mit 34 (31) Ausbildungsbetrieben abgeschlossen. Hiervon wurden 13, davon weiblich 1, Verträge (Vorjahr: 11, davon weiblich 2) vorzeitig gelöst. Die Anzahl der am 31.12.2022 bestehenden neuen Verträge betrug 102. Einschließlich der Offiziersassistenten wurden 2022 von der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt insgesamt 262 Berufsanfänger betreut, im Jahr 2021 waren es insgesamt 247.

Anteil weiblicher Azubis sinkt

Der Anteil der Auszubildenden mit Realschulabschluss stieg im Berichtsjahr leicht an. Im Gegenzug sanken die Anteile der Auszubildenden sowohl mit Hauptschulabschluss als auch mit Hochschul- oder Fachhochschulreife 2022 leicht. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Reeder (VDR) begannen 7 Schiffsbetriebstechnische Assistenten und Assistentinnen im Berichtsjahr 2022 ihre vollschulische Ausbildung mit Praxisanteil an der Seefahrtschule Cuxhaven.

Am 31.12.2022 befanden sich 289 (301) Auszubildende in einem Berufsausbildungsverhältnis zum/zur Schiffsmechaniker/in, davon 99 (87) im 1. Ausbildungsjahr, 84 (109) im 2. Ausbildungsjahr und 106 (105) im 3. Ausbildungsjahr. Die Anzahl der weiblichen Auszubildenden sank im Vergleich zum Vorjahr mit 25 (29) Auszubildenden erneut, der Anteil reduziert sich dadurch auf knapp 9%.

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Im Berechnungsjahr 2022 wurden wie im Vorjahr insgesamt 24 (24) Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst, davon 16 Verträge im 1. Ausbildungsjahr, 6 Verträge im 2. Ausbildungsjahr und 2 Verträge im 3. Ausbildungsjahr. In der Probezeit wurden 12 (12) Verträge vorzeitig gelöst.

Am 31.12.2022 waren insgesamt 298 (296) Schiffe von 60 (58) Ausbildungsbetrieben anerkannt. Im Berichtsjahr waren 42 (39) Ausbildungsbetriebe mit 289 (301) Auszubildenden an der Berufsausbildung beteiligt.

Insgesamt wurden im Berichtsjahr 87 Ausbildungsplätze von 23 Ausbildungsbetrieben für eine Ausbildung zum/zur Schiffsmechaniker/in von der Zentralen Heuerstelle Hamburg (ZHH) akquiriert. Im Jahr 2022 konnten ein Bewerber mit Realschulabschluss und drei Bewerber/innen mit Hochschulreife nicht vermittelt werden. Grund für die Nichtvermittlung war vor allen Dingen der zu späte Eingang der Bewerbungen.

Weniger Bewerber

Laut Angaben der Zentralen Heuerstelle Hamburg (ZHH) ging im Berichtsjahr die Anzahl der Bewerbungen für eine Berufsausbildung zum/zur Schiffsmechaniker/in erneut zurück. »Mit 30 Bewerbern und Bewerberinnen (Vorjahr 42), ist die Anzahl auf unter 10% der Zahlen vor der Weltwirtschaftskrise gesunken. Der demographische Wandel, teils kontroverse Berichterstattung und eine grundsätzlich fehlende Wahrnehmung der Seeschifffahrt als Beschäftigungssektor und Karrierefeld haben sich ebenso negativ ausgewirkt. Verschärfend wirkten sowohl die Pandemie und auch der russische Angriffskrieg«, so der Bericht.

»Viele Jugendliche entscheiden sich, länger im Schulsystem zu verbleiben, um Defizite auszugleichen oder sind generell unsicher. Problematisch scheint weiterhin auch die mangelnde Bekanntheit der ZHH, sowohl in der Öffentlichkeit als auch bei den lokalen Arbeitsagenturen«, heißt es weiter.

In der Zeit vom 01.01. bis 31.12.2022 nahmen 103 Auszubildende an der Abschlussprüfung Teil 2 zum Schiffsmechaniker teil, davon 95 erfolgreich. Die Erfolgsquote liegt somit bei 92% und leicht unter der Quote des Vorjahres. Der Bundesdurchschnitt lag im Vergleich lt. Berufsbildungsbericht 2022 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung im Jahr 2020 leicht unter dem des Vorjahrs bei 89,6%.

Schiffsmechaniker-Ausbildung feiert Jubiläum

Im September werden an allen 3 drei seemännischen Berufsschulen in Elsfleth, Lübeck-Travemünde und Rostock Schnuppertage stattfinden.

Außerdem will die BBS das 40-jährige Jubiläum der Schiffsmechaniker-Ausbildung mit einer feierlichen Veranstaltung auf dem Schulschiff Deutschland am 14. November würdigen. Am Tag darauf soll dort auf der 2. Ausbildungskonferenz der BBS über den künftigen Kurs diskutiert werden.

BBS-Geschäftsführerin Sabine Zeller war kürzlich zu Gast im HANSA Podcast. Hier sprach sie über die aktuellen Entwicklungen und Aussichten in der maritimen Ausbildung. Die Ganze Folge hören Sie hier:

BBS Zeller Schiffsmechaniker