Felix Schoeller, Commercial Director bei der Mehrzweck- und Projektreederei AAL, sieht »auf jeden Fall genug Ladung in den nächsten Jahren für zusätzliche MPP-Schiffe«. Die eigene Flotte wird mit Neubauten erweitert, nicht erneuert: ältere Schiffe sollen nicht abgegeben werden.
Der Fokus des zur Schoeller-Gruppe gehörenden Unternehmens soll auch künftig vor allem auf große MPP-Schiffe gelegt werden. In der neuen Folge des HANSA PODCASTs erklärt Felix Schoeller die Gründe dafür und spricht über Details der neuen Frachter der »Super-B-Klasse« und den Bedarf in der Weltflotte. Er erläutert zudem exklusiv seine Ansichten zum MPP-Markt.
Die Charter- und Frachtraten in der MPP-Schifffahrt haben sich wieder etwas beruhigt – manch einer sagt »normalisiert«, der andere sagt »abgesackt«. Schoeller bewertet die Situation als »positiv stabil« und »das neue Normal« und erklärt die Gründe für diese Einschätzung. Durch besondere Umstände erwartet er in diesem Jahr einen relativen guten Sommer.
Das Segment der Erneuerbaren Energien ist seiner Ansicht nach weiter ein großer Treiber für die Branche: die Windkraft-, aber auch die Wasserstoff-Infrastruktur – ebenso aber doch noch die Öl- & Gas-Industrie. Beim Blick auf wichtige Märkte und künftige Potenziale sieht Schoeller unter anderem Südostasien, Indien und nicht zuletzt Südamerika. Die Reederei mit Hauptsitz in Singapur will dabei Ladungen und Partnern folgen, sagt er und geht auf Hamburg als »Schlüsselstandort« sowie die Expansion der vergangenen Jahre ein.
Schoeller: Hybrid momentan die beste Lösung
Diese Expansion betrifft ganz deutlich auch die Flotte, die Anzahl der Schiffe wurde in den vergangenen Jahren annähernd verdoppelt. Für Aufsehen sorgt AAL derzeit mit der Neubauserie der »Super-B-Klasse« mit 32.000 tdw und drei 350-t-Kranen. »Leider ist es zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich, dass diese Schiffe ›Zero Carbon‹ sind«, sagt Schoeller. Er erläutert, warum die Neubauten die Flotte erweitern, nicht erneuern und warum ältere Schiffe nicht abgegeben werden sollen.
Die Frachter bekommen einen konventionellen Antrieb, sind aber für eine relativ einfache Umrüstung auf Methanol-Antrieb konzipiert. Schoeller erklärt, warum für ihn die Hybrid-Konfiguration der Super-B-Klasse »momentan die beste Lösung« ist.
AAL ist bekannt dafür, eher auf größere Schiffe als die klassischen F-Typen zu setzen. Daran halte man auch vorerst fest, sagt Schoeller. Alle Reeder, »die jetzt im MPP-Markt erfolgreich sind«, hätten sich auf einen bestimmten Bereich spezialisiert, so der Manager, der auch auf das Trade-Angebot eingeht.
»Wir sind konservativ und schauen: Wie sind die Ladungstrends? Auch wenn z.B. letztes Jahr weniger Erneuerbare Energien verschifft wurden als ursprünglich geplant, ist doch zu sehen, dass künftig immer mehr Windemnergieanlagen verschifft werden müssen. Daher haben wir gesagt: Es gibt in den nächsten Jahren auf jeden Fall genug Ladung, um zusätzliche Schiffe zu füllen.« Denn die MPP-Flotte sei sehr alt, das Orderbuch sehr klein. Dazu komme, dass die Kunden in Charter Parties hohe Ansprüche stellen. Es bleibe aber das »Problem der Technologie« und die Frage nach dem richtigen Investment-Zeitpunkt.
Hören Sie hier die komplette Episode mit Felix Schoeller.
Der AAL-Manager spricht darin unter anderem über:
- »genug Ladung in den nächsten Jahren für zusätzliche MPP-Schiffe«
- Neubauten für die eigene Flotte und Wachstumspläne
- Bedarf in der Weltflotte und »kleinere« Schiffe der E/F-Typen
- seine Ansichten zum MPP-Markt
- das Dilemma bei der Entscheidung für oder gegen Neubauten
- alternative Antriebsarten
- Raten-Boom und das »neue Normal«
- seine Erwartung an einen relativ starken Sommer
- die gesunde MPP-Schifffahrt
- die regionale Aufstellung von AAL mit einem wichtigen Büro auch in Hamburg
- Expansionskurs der Reederei in den vergangenen Jahren
- Trades und regionale Verschiebungen
- China, Südostasien und Indien
- die Ladungsmärkte Öl/Gas, Erneuerbare Energien und Wasserstoff-Infrastruktur
- die Konkurrenz von Containerlinien
- die »symbiotische Beziehung« mit der Bulker-Branche
Nicht zuletzt setzt er sich im Gespräch kurzzeitig »den Hut für die gesamte MPP-Branche« auf.