Container Stapel Frachtraten und Seefracht Symbolbild

Die Frachtraten entfernen sich weiter von den Spitzenwerten der Corona-Zeit. Auf einigen Routen werden aber noch immer Preise weit über Vor-Pandemie-Niveau erzielt.

Die Kosten für die Verschiffung von Containern aus Europa sind gegenüber den Spitzenpreisen der Jahre 2021 und 2022 stark gesunken. Die Spotraten auf den wichtigsten Korridoren sind um fast 70 % zurückgegangen und auch die langfristigen Raten sinken. Einige Handelsrouten sind jedoch immer noch in der Lage, Frachtraten zu erzielen, die weit über dem Niveau vor der Pandemie liegen, zeigen aktuelle Daten der Osloer Analysefirma Xeneta. Die jüngsten langfristigen Verträge auf ausgewählten Korridoren sind demnach um mehr als 100 % teurer als die entsprechenden Verträge für 2019.

»Alle Pfeile zeigen nach unten, mit dramatischen Rückgängen in allen Bereichen«, sagt Peter Sand, Chefanalyst von Xeneta, mit Blick auf die Preise in den fünf wichtigsten europäischen Exportrouten Mittelmeer, Ferner Osten, Mittlerer Osten, US-Ostküste und südamerikanische Ostküste. Xeneta bezieht für die Beurteilung der Marktbewegungen Echtzeit-Ratendaten von führenden globalen Verladern.

»Die größten Fahrtgebiete sind auch die größten Verlierer, wobei der Fernostkorridor im Jahresvergleich um 69 % gefallen ist. Die Spotraten für dieses Fahrtgebiet liegen derzeit bei knapp 600 $ pro FEU und damit 18 % unter dem Durchschnitt vor der Pandemie im Jahr 2019. Die US-Ostküstenroute verzeichnete den stärksten Rückgang in absoluten Dollarbeträgen, wobei die Preise jetzt um sage und schreibe 6.000 $ pro FEU unter ihrem Höchststand von Mitte Mai 2022 liegen. Anfang Mai lagen die Spotraten auf dieser zuletzt sehr starken Route bei 2-745 $ pro FEU«, berichtet Sand.

Langfristige Frachtraten im Durchschnitt 45 % unter Höchstständen

Die Entwicklung der langfristigen Verträge in der Region ist im Großen und Ganzen ebenso deprimierend für die Reedereien: Die in den letzten drei Monaten unterzeichneten Verträge sind im Durchschnitt um 45 % gegenüber den Höchstpreisen gesunken. Die Rückgänge reichen von -26 % im Verkehr mit dem Nahen Osten bis hin zu einem Rückgang um 59 % im Kurzstreckenverkehr mit dem Mittelmeer.

Trotz der offensichtlichen Marktschwäche betont Sand die Komplexität hinter diesem Einbruch, da sich in den einzelnen Korridoren eine Reihe von individuellen Trends abzeichne.

Bei den Spot-Frachtraten ist der Fernostkorridor das einzige Fahrtgebiet, in dem die Raten derzeit unter dem Niveau von 2019 liegen. Im Gegensatz dazu sind Exporte an die südamerikanische Ostküste derzeit 96 % teurer als 2019, während die Raten für den Nahen Osten im gleichen Zeitraum um 47 % gestiegen sind. »Und das, obwohl die Preise auf den Korridoren um 43 % bzw. 40 % gegenüber den Höchstpreisen gesunken sind«, stellt er fest. »Es stellt sich also die Frage, ob dies auf eine relative Stärke oder auf die Möglichkeit eines weiteren starken Rückgangs in den kommenden Monaten hindeutet.«

Langfristige Frachtraten in manchen Gebieten noch deutlich im Plus

Auf dem Markt der langfristig vereinbarten Raten könne das Ausmaß der Rückgänge von der Größe der während der Pandemie verzeichneten Gewinne ablenken, meint Sand. Besonders deutlich wird dies seiner Meinung nach bei zwei Schlüssel-Fahrtgebieten:

»Hier liegen die Frachtraten Anfang Mai um mehr als 100 % über dem Niveau von 2019. Der transatlantische Fronthaul zur US-Ostküste ist um satte 114 % gestiegen, während der kleinere, aber immer noch wichtige Transport zur südamerikanischen Ostküste mit einem Plus von 111 % im gleichen Zeitraum ebenfalls ein dreistelliges Wachstum aufweist.

»Der einzige Verkehr, bei dem die langfristigen Frachtraten deutlich unter dem Niveau von 2019 liegen, ist der kürzeste von allen, der zum Mittelmeer. Hier sind die Raten seit 2019 um 38 % gesunken (und um 59 % seit ihrem Höchststand Mitte August 2021), mit aktuellen Preisen von 524 $ pro FEU«, sagt Sand.