Container Stapel Frachtraten und Seefracht Symbolbild

Trotz einem 70-80-prozentigen Rückgang der Frachtraten und einer Verschlechterung des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage können die Linienreedereien die Raten über dem Niveau vor der Pandemie halten. Analysten rätseln, wie das gelingt.

Angesichts der allgemeinen Entwicklung von Angebot und Nachfrage müssen die Linienreedereien effizienter geworden sein, was die Anpassung der Kapazitäten an die Frachtnachfrage angeht, und/oder es hat sich bei den einzelnen Linienreedereien eine neu entdeckte Frachtratendisziplin entwickelt. [ds_preview]

Denn die Container-Spotraten liegen trotz schwächerer Angebots-/Nachfragebalance 32 % höher als 2019. »Der Shanghai Containerized Freight Index und der China Containerized Freight Index sind seit Januar letzten Jahres um 81 % bzw. 72 % gesunken. Dennoch liegen sie trotz einem sich verschlechternden Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage weiterhin über dem Niveau von 2019«, sagt Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst bei Bimco.

Bimco Frachtraten und Angebot und Nachfrage 2019 vs 2023
© Bimco

Obwohl die Exportvolumina aus dem Fernen Osten im März 2023 relativ stärker waren, sanken die Volumina im ersten Quartal um 8,5 % im Vergleich zum Vorjahr aufgrund einer Marktabschwächung, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 begann. Infolgedessen waren die Volumina nur 2,1 % höher als im ersten Quartal 2019. Die Exporte in die drei wichtigsten Regionen, auf die 80 % des Volumens entfallen, gingen zusammen um 0,1 % zurück, wobei der Ferne Osten um 0,6 %, Europa um 4,5 % und Nordamerika um 2,6 % zulegten.

Mit Ausnahme der USA, Australiens/Neuseelands und Lagos liegen die Spotraten für alle Bestimmungsorte im Mai 2023 jedoch um mehr als 10 % höher als im Mai 2019. In Richtung Mittelmeer, Santos, Dubai und Durban sind sie etwa doppelt so hoch wie im Mai 2019.

Gegenmaßnahmen erklären nicht hohe Frachtraten

In den letzten vier Jahren ist die Containerflotte um 16,9 % gewachsen und lag im April 2023 bei 26,2 Mio. TEU Gesamtkapazität, 3,8 Mio. TEU mehr als im April 2019.

»Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit der Containerschiffe war im April 2023 um 3,4 % niedriger als im April 2019. Dies hat das Angebot, das die Flotte liefern kann, eingeschränkt. Das verfügbare Gesamtangebot der Flotte ist jedoch immer noch deutlich größer als das Exportvolumen aus dem Fernen Osten«, sagt Rasmussen.

Dennoch liegen die durchschnittlichen Spotraten für Shanghai-Exporte (SCFI) und die durchschnittlichen Raten für China-Exporte (CCFI) weiterhin deutlich über denen von 2019. In jüngster Zeit scheine es den Linienreedereien sogar gelungen zu sein, den Ratenverfall zu stoppen und ein gewisses Maß an Stabilität zu erreichen, so der Analyst.

»Die Kapazität der aufgelegten Schiffe beträgt derzeit etwa 90.000 TEU mehr als noch vor vier Jahren, aber das kann weder die höheren Frachtraten noch die Stabilisierung der Frachtraten durch die Linienreedereien erklären«, so Rasmussen.