Der Handel mit verderblichen Gütern erweist sich als widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Abschwüngen. Das Ladungssegment Reefer wächst 2023 schneller als der Trockenfrachtmarkt.
Nach zahlreichen Stürmen im Jahr 2022, als der Handel stagnierte, sind die Aussichten für den Kühlsektor nun wesentlich günstiger, da die nachlassenden Störungen in der Lieferkette und die steigende Frachtnachfrage das Volumenwachstum unterstützen. [ds_preview]
Der Seeverkehr mit Kühlladung wird im Jahr 2023 wieder wachsen, das Volumen wird um 2,1 % zunehmen und damit 140,5 Mio. t erreichen. Davon geht das Beratungsunternehmen Drewry aus. Und auch in Zukunft soll die Kühlschifffahrt andere Ladungsarten übertreffen, da sich der Handel mit verderblichen Gütern als widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Abschwüngen erweist.
Der aktuelle Reefer Shipping Forecaster von Drewry zeigt, dass alle für Reefer Cargo relevanten Handelsrouten im ersten Quartal 2023 im Jahresvergleich gewachsen sind – zum ersten Mal seit Drewry 2016 mit der Analyse des Reefer-Handels begonnen hat. Der gesamte Kühlhandel über See ist um 2,7 % gestiegen.
Reefer-Nachfrage aus Asien treibt Entwicklung
Die gestiegene Nachfrage aus Asien erwies sich nach Beobachtung von Drewry im ersten Quartal als Haupttreiber, wobei der Neustart der chinesischen Wirtschaft nach der Pandemie die Nachfrage nach Kühltransporten ankurbelte. Unter den volumenstärksten Waren hätten Fleisch- und Fischsendungen in diesem Jahr bisher ein »vielversprechendes Wachstum« gezeigt, wobei erwartet wird, dass sich erstere mit einem Wachstum von 2,4 % im Jahr 2023 von der letztjährigen Schrumpfung erholen werden und der Fischhandel nicht weit dahinter liegt. Die Bananentransporte bleiben jedoch aufgrund des zunehmenden Kostendrucks »weiterhin unterdurchschnittlich«.
Die Analysten erwarten, dass die Erholung des Fleischhandels das Wachstum auf den Handelsrouten Nordamerika-Asien und Nordeuropa-Asien ankurbeln wird, wobei für die erstgenannte Route in den nächsten fünf Jahren das höchste jährliche Wachstum von 4,6 % prognostiziert wird.
Positive Dynamik aber es bleiben Abwärtsrisiken
Das Wiederanlaufen der chinesischen Wirtschaft verleiht den Wachstumsaussichten für 2023 zwar eine positive Dynamik. »Die Stimmung bleibt jedoch weiterhin etwas vorsichtig, da die anhaltenden Rezessionsgefahren, die hohe Inflation und das für dieses Jahr erwartete Wetterphänomen El Niño, das bereits die Obstproduktion im Pazifikraum und in Nord- und Südamerika zu beeinträchtigen beginnt, erhebliche Abwärtsrisiken mit sich bringen werden«, heißt es.
Kurzfristig wird erwartet, dass sich die Lieferketten weiter entspannen, da die Kosten für die Neupositionierung leerer Kühlcontainer sinken, was zu einem Anstieg des Angebots führt. Auch der Bestand an Reefer-Equipment wird nach einem Rückgang der Kühlcontainer-Produktion in den letzten Quartalen wieder wachsen, wobei für die nächsten vier Jahre ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 3,7 % prognostiziert wird.
Kühlcontainer-Knappheit trieb Raten zuletzt in die Höhe
Die Verfügbarkeit von Containern war in letzter Zeit ein großes Hindernis und trug dazu bei, dass der Index der Kühlcontainerfrachtraten von Drewry im vergangenen Jahr Rekordhöhen erreichte. Da die Repositionierungskosten jedoch zurückgehen, sind die Frachtraten im 2. Quartal 23 stark gesunken, nach den jüngsten Schätzungen von Drewry um 17 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Rückgang der Kühlfrachtraten war jedoch weit weniger ausgeprägt als der der Trockencontainer, und Drewry prognostiziert, dass die Kühlfrachtraten auch weiterhin besser abschneiden werden als die Trockencontainer.
Untermauert wird diese Prognose durch die guten Aussichten für die Kühlschifffahrt, da die weltweite Frachtnachfrage in den nächsten fünf Jahren mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 3,3 % wachsen dürfte, was weitgehend dem Trend vor der Pandemie entspricht. In der Zwischenzeit wird die Beförderung von Containern mit einer noch höheren Rate von 4 % pro Jahr zunehmen, da der Anteil der spezialisierten Kühlschiffe am Verkehr weiter zurückgeht.
Neue Folge HANSA PODCAST: Felix Schoeller, Commercial Director bei der Mehrzweck- und Projektreederei AAL, sieht »auf jeden Fall genug Ladung in den nächsten Jahren für zusätzliche MPP-Schiffe«. Die eigene Flotte wird mit Neubauten erweitert, nicht erneuert: ältere Schiffe sollen nicht abgegeben werden.