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Anlässlich des 32. Meeresumwelt-Symposium des BSH standen Themen wie Munition im Meer, Unterwasserschall sowie die Vereinbarkeit von Umwelt- und Klimaschutz im Fokus. 

Wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mitteilt, befassten sich die rund 800 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Verbänden und der interessierten Öffentlichkeit am 9. und 10. Mai teils vor Ort und teils virtuell zugeschaltet mit verschiedenen Themen rund um die Frage, wie der Zustand von Nordsee und Ostsee bewertet wird, wie er geschützt und verbessert werden kann. [ds_preview]

Helge Heegewaldt © BSH
BSH-Präsident Helge Heegewaldt 

Der BSH-Präsident, Helge Heegewaldt, gab die Leitlinie bei seiner Eröffnung der Veranstaltung vor: »Es geht um den Schutz des fragilen und so wertvollen Ökosystems Meer bei gleichzeitig immer stärkerer Nutzung der Meere. Sie spielen als Wirtschaftsraum eine immer wichtigere Rolle, nicht zuletzt auch durch die ehrgeizigen Vorgaben der Bundesregierung zum Ausbau der Offshore-Windenergie auf 30 GW bis 2023 und 70 GW bis 2045. Die Nutzung der Meere ist für die Umsetzung der Energiewende und den Ausbau der Erneuerbaren im Offshore-Bereich unbedingt erforderlich. Sie muss jedoch nachhaltig erfolgen, um die Belastung der Meeresumwelt zu minimieren. Denn nur gesunde Meere können uns beim Kampf gegen den Klimawandel unterstützen. Ganz klar: Dabei werden in der konkreten Ausgestaltung Spannungsfelder zwischen Meeresschutz und Klimaschutz deutlich. Diese gilt es auszubalancieren.« Schallschutz für Meeressäuger, wie das BSH ihn für Impulsschall bei Rammarbeiten vorgibt, seien ebenso wie die Untersuchung der möglichen Auswirkungen der Offshore-Windenergie auf den Vogelzug wichtige Bestandteile für den Schutz der marinen Umwelt.

Abkommen mit Vereinten Nationen

Sebastian Unger, Meeresbeauftragter der Bundesregierung, verwies auch auf Erfolge wie das erste globale Abkommen zum Schutz und für eine nachhaltige Nutzung der Meeresbiodiversität auf Hoher See der Vereinten Nationen. Auch Munition im Meer sei ein Problem, welchem sich diese Bundesregierung nun erstmalig aktiv annehme. Die Aufgaben seien groß: »Nach dem Paris-Abkommen, den Weltnaturschutzbeschlüssen von Montreal und dem neuen Hohe See-Übereinkommen würde mit einem ambitionierten Plastikabkommen eine wichtige Lücke im globalen Meeres- und Umweltschutz geschlossen.«

Der Bedarf an genauen, belastbaren und vergleichbaren Daten, die stetig erhoben und ausgewertet werden müssen, spielte eine zentrale Rolle bei allen Fragestellungen. Das Ausbalancieren der verschiedenen Interessen durch unterschiedliche Nutzungen der Meere und ihres Schutzes spiegeln sich in den komplexen Verhandlungen in der Meeresraumordnung wider. So ging es in den Diskussionen mit den Teilnehmern auch um diesen Prozess und die Frage, wie neue Daten und Erkenntnisse berücksichtigt werden. Hier spielt das zuständige BSH eine Schlüsselrolle, das für die Raumordnung alle Interessenvertretungen an einen Tisch bringt. Einigkeit besteht bei der Bewertung, Klimaschutz und Meeresschutz nicht gegeneinander auszuspielen.

2,9 Mio. t Munition in Nord- und Ostsee

32. Meeresumwelt-Symposium vom BSH
Tonnen von Altmunition liegen auf dem Grund der Nord- und Ostsee

Bei Munition im Meer wurden verschiedene Aspekte betrachtet. In Nordsee und Ostsee liegen den Beiträgen zufolge rund 1,6 Mio. t Munition, rund 1,3 Mio. Tonnen davon in der Nordsee. Die räumliche Verteilung, der zumeist schlechte Zustand der Altmunition, eine toxikologische Bewertung für Tiere und Menschen, die Auswirkungen auf das Ökosystem und Möglichkeiten für Räumung oder – als ultimative Lösung – notfalls auch Sprengungen vor Ort bzw. an Land sind Fragen, die von verschiedenen Stellen untersucht und bewertet werden. Unter Federführung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gehen Bund und Länder sowie insbesondere Akteure aus der Wissenschaft diesen Fragen im Rahmen von Forschung und Pilotprojekten nach und suchen nach naturverträglichen Lösungen.

Das gerade in die Umsetzung gehende Sofortprogramm »Munition im Meer« der Bundesregierung zielt darauf ab, umwelt- und naturverträgliche Wege und Prozesse zur Bergung und Vernichtung von Altmunition zu entwickeln.

Den Abschluss der Konferenz bildete erstmalig ein Science Slam, bei dem eine Wissenschaftlerin und drei Wissenschaftler ihre Themen in kurzer Zeit auf unterhaltsame Weise prägnant und mit viel Humor präsentierten.

In diesem Jahr konnten sich die Teilnehmer der Tagung erstmalig auch mittels eigens entwickelter App informieren, vernetzen, austauschen und über den Science Slam abstimmen. Das BSH organisierte das Symposium im Auftrag des BMUV in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesamt für Naturschutz.


Über das BSH

Das BSH, eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), ist die maritime Behörde und maritime Ressortforschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland. An den beiden Dienstsitzen in Hamburg und Rostock sowie auf fünf Schiffen arbeiten rund 1.000 Beschäftigte aus über 100 Berufen.

Meereskundliche Untersuchungen, Wracksuche, Seevermessung, Erstellung der amtlichen Seekarten, die Unterstützung des Aus- und Aufbaus der Offshore-Windenergie in der deutschen AWZ von Nordsee und Ostsee gehören ebenso wie Förderung, Sicherheit und Überwachung der Seeschifffahrt zu seinen Aufgaben.

Als deutsche Flaggenstaatsverwaltung und Dienstleister für die maritime Wirtschaft unterstützt das BSH diese mit Genehmigungen, Haftungsbescheinigungen, Produktprüfungen, Zulassungen und Bereitstellung von Daten. In der anwendungsorientierten Forschung arbeitet es an der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbesserung des Wissens zu nachhaltiger Nutzung und Schutz der Meere. Das BSH unterstützt mit seiner Arbeit die Umsetzung der Ziele der Ozeandekade.