Mit 25 Jahren stieg er in die von seinen Vorfahren gegründete Werft ein, heute feiert Bernard Meyer seinen 75. Geburtstag und blickt auf 50 erfolgreiche Arbeitsjahre zurück.
Seit mehr als 225 Jahren gibt es die Meyer Werft in Papenburg. Im vergangenen halben Jahrhundert hat Bernard Meyer maßgeblich die Geschicke des Familienunternehmens geführt und die Werft zu einer der modernsten weltweit und zu einem Global Player für den Bau von Kreuzfahrtschiffen gemacht. [ds_preview]
Heute wird Bernard Meyer, Senior-Chef der Werft, 75 Jahre alt. Obwohl er Medienvertreter nur noch selten zu einem persönlichen Gespräch empfängt, hat er mit der HANSA über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Werft und des Schiffbaus gesprochen.
Schiffbauer ist Bernard Meyer mit Leib und Seele. Nach seinem Abitur studierte er von 1967 bis 1973 Schiffbau an der Technischen Hochschule Hannover und der Universität Hamburg. 1973 begann er als 25-jähriger Diplomingenieur auf der Werft in Papenburg.
Krisenmanagement statt Rente für Bernard Meyer
Eigentlich wollte er sich langsam aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Doch statt den Ruehstand zu genießen, habe er in den vergangenen Jahren »so viel gearbeitet wie noch nie.« Die Auswirkungen von Corona und des Ukraine-Krieges haben der Meyer Werft herausfordernde Zeiten beschwert. Da bleiben die Expertise und der Erfahrungsschatz des Senior-Chef gefragt.
»Leicht war es nie«, sagt Bernard Meyer. In den 1970er-Jahren kamen erst die Ölkrise, dann die Tanker-Krise und dann die Werften-Krise. Und die Meyer-Familie baute eine neue Werft in Papenburg und innerhalb von 18 Monaten den ersten Neubau. »Einige haben uns damals für verrückt erklärt«, erinnert sich Meyer.
Schiffbau bleibt für Meyer herausfordernd
Insofern kennt Bernard Meyer viele Krisen, bislang wurden alle gut abgewettert. »Man muss Glück haben, aber man muss das Glück auch anpacken«, benennt Meyer seine Devise. Die vergangenen drei Jahre hätten gezeigt, dass Schiffbau bis heute »mit immer neuen Produkten eine spannende Herausforderung und eine globale Branche mit starkem Wettbewerb« sei. Daher brauche man einen langen Atem und eine langfristige Ausrichtung, um etwas erreichen zu können.
Seit der vollständigen Übernahme der früheren STX Werft in Turku im Jahr 2014 besteht die Meyer-Gruppe aus drei Werften. Während an den Standorten Papenburg und Turku weiter große Kreuzfahrtschiffe gebaut werden, wird die Neptun Werft gerade auf ein neues Geschäftsfeld ausgerichtet. In Warnemünde haben wir dort große Pläne, um Plattformen für die Offshore-Windindustrie zu bauen«, sagt Bernard Meyer.
Wenn allein die Bundesregierung bis 2030 insgesamt 30 Gigawatt auf See installieren wolle und jede Plattform für 2 GW ausgerichtet sei, seien das bis zu 20 Konverter-Plattformen. Außerdem wird die Neptun Werft weiter Sektionen für die Oceanliner bauen und auch wieder ein Flusskreuzfahrtschiff. Für den langjährigen Kunden Viking River Cruises liefen bereits weit mehr als 60 Neubauten vom Stapel.
Innovationen statt schiere Größe
Bei Meyer Turku in Finnland entsteht mit der »Icon of the Seas« für die US-Reederei Royal Caribbean International derzeit das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Die reine Größe ist für Bernard Meyer dabei aber gar nicht entscheidend. »Wichtiger sind die vielen Innovationen an Bord und die vielen neuen Ideen.« Aus Papenburg heraus habe man sich kontinuierlich weiterentwickelt, „immer auf Grundlage eines langfristigen Konzeptes und immer mit Strukturen, die ausbaufähig waren.«
In Papenburg an der Ems liegt derzeit die »Silver Nova«, das erste Meyer-Schiff für Silversea Cruises am Ausrüstungskai und mit der »Carnival Jubilee« die letzte der neun Einheiten umfassenden Großauftrages der Carnival Corporation, im Baudock. Auch wenn aktuell keine neuen Aufträge für neue schwimmende Urlaubsresorts greifbar scheinen, betont Bernard Meyer: »Es war gut, sich auf den Kreuzfahrtmarkt zu konzentrieren. Das war die Grundlage für unser Wachstum in den letzten 35 Jahren.«
Auf diesem Markt sieht Meyer sein Unternehmen weiter als »absoluten Trendsetter.« Das gilt für Antriebe mit Brennstoffzellen und Batterien ebenso wie für neue Design-Ideen. Der Werftchef ist optimistisch, dass der Kreuzfahrtmarkt wieder zu alter Stärke zurückkehrt. Die Reedereien stünden finanziell nicht mehr unter Druck und brauchten neue Schiffe.
Meyer Werft braucht neue Aufträge
Bis 2026 reicht aktuell das Auftragsbuch der Meyer Werft in Papenburg. »Ja, wir brauchen im nächsten Jahr einen neuen Auftrag, um unsere Mannschaft möglichst halten zu können«, sagt Meyer. Es liefen aber Gespräche mit mehreren Reedereien.
Es habe durchaus Momente gegeben, »wo wir an unsere Zukunft gezweifelt haben.« Gerade in der jüngsten Krise »mussten wir das Unternehmen wieder auf die Schiene bringen. Jetzt wollen wir die Lokomotive unter Dampf setzen.« Dabei wolle er seine Söhne Jan und Tim, die die Werften in Papenburg und Turku, führen, noch ein Stück weit begleiten, sagt der Jubilar. »Es ist kein einfacher Job, aber ein toller Job.«
Das Gespräch führte für die HANSA unser Autor Christoph Assies.
Das ausführliche Interview mit Bernard Meyer lesen Sie in der kommenden Juli-Ausgabe der HANSA.