Während eine Rekordzahl neuer Schiffe in den Markt drückt, sinken die langfristigen Frachtraten auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren.
Die weltweiten langfristigen Seefrachtraten sind im Juli auf ein Zwei-Jahres-Tief gesunken. Die neuesten Daten des Xeneta Shipping Index (XSI) zeigen einen Rückgang von 9,5 % seit Juni, was den Einbruch, der im letzten Jahr begann, noch verstärkt. Langfristig gültige Kontraktraten haben nun 57,8 % ihres Wertes seit dem gleichen Zeitraum im Jahr 2022 verloren. [ds_preview]
Die Echtzeitdaten von Xeneta, die von führenden globalen Verladern stammen, zeigen düstere Aussichten für die Reedereien: Die Raten fallen auf allen wichtigen Handelskorridoren. Emily Stausbøll, Marktanalystin bei Xeneta, weist darauf hin, dass auch die Marktindikationen zeigen, dass es für die Reedereien kaum eine Atempause geben wird.
»Linienreedereien, die im Juli und in den kommenden Monaten aufgrund der Hochsaison auf höhere Volumina warten, werden wahrscheinlich enttäuscht werden«, sagt Stausbøll. »Selbst wenn die Volumina steigen sollten, ist unabhängig von der Nachfrage eine Überkapazität unvermeidlich, da die Rekordzahl neuer Schiffe, die in diesem Jahr abgeliefert werden, weitreichende Auswirkungen haben wird.«
Die Zahlen zeigten, dass sich eine» alarmierende Situation« für die Linienreedereien abzeichne, denn im Juni sei die höchste monatliche Ablieferungszahl an neuen Schiffen verzeichnet worden, so die Analystin. Insgesamt kamen 40 neue Schiffe mit einer Kapazität von mehr als 300.000 TEU auf den Markt. In den ersten sechs Monaten des Jahres wurden insgesamt 990.000 TEU abgeliefert, in der zweiten Jahreshälfte 2023 werden es noch einmal etwa so viele sein.
Schwache Nachfrage drückt Frachtraten
Die niedrige Nachfrage ist nach wie vor der grundlegende Faktor, der sich auf die Frachtraten auswirkt, und die Zahlen für Juli waren durchweg düster. Der XSI für Exporte aus dem Fernen Osten fiel im Juli nur um 2,7 % auf 188,62, doch ist dies der niedrigste Stand dieses Index seit April 2021 und ein Rückgang um 69,5 % gegenüber Juli letzten Jahres.
Die europäischen Importraten gingen gegenüber dem Vormonat um 12,0 % zurück, und dieser Teilindex ist nun seit Beginn dieses Jahres um 52,7 % gesunken. Ein leichter Rückgang des XSI für US-Einfuhren um 2,9 % hat den Index im Juli auf 231,6 Punkte gebracht. »Dies ist der einzige Index, der noch über 200 liegt und damit immer noch mehr als doppelt so teuer ist wie der Durchschnittswert im Januar 2017«, erklärt Stausbøll.
Bei allen XSI-Teilindizes bis auf drei sind die Durchschnittswerte aller gültigen langfristigen Frachtraten im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 50 % gesunken. Der durchschnittliche Verlader in den wichtigsten Fahrtgebieten dürfte weniger als die Hälfte der Raten zahlen, die er vor einem Jahr auf dem langfristigen Markt zahlte. Trotz einem Anstieg des Volumens im Vergleich zu den Vormonaten ist die weltweite Containernachfrage im Vergleich zum Vorjahr weiterhin rückläufig.