Emissionen, Abgas, Schiffsemissionen
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Anhand aktueller Emissionsdaten der Schifffahrt lässt sich errechnen, wie teuer der Emissionhandel in der EU (EU-ETS) für die Branche werden könnte.

Die MRV-Verordnung der EU schreibt vor, dass alle Schiffe mit mehr als 5.000 GT Daten über CO2-Emissionen, die von und nach Häfen in der EU und im EWR freigesetzt werden, sammeln und melden müssen. Sie dient als Grundlage für die Einbeziehung der Schifffahrt in das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) ab 1. Januar 2024. [ds_preview]

Der aktuelle Datensatz zur EU MRV für das Jahr 2022 wurde heute veröffentlicht. Die Daten zeigen einige signifikante Veränderungen gegenüber dem Jahr 2021, obwohl die Schifffahrtsbranche insgesamt einen bescheidenen Rückgang der Emissionen verzeichnet.

Die in den Geltungsbereich des EU-ETS fallenden Gesamtemissionen der Seeschifffahrt beliefen sich im Jahr 2022 auf 83,4 Mio. t CO2-Äquivalent (CO2e), was einem leichten Rückgang von 0,22 % gegenüber 2021 entspricht. »Beim aktuellen Marktwert von 90 € pro Emissionszertifikat (EUA) hatten die Emissionen der Schifffahrt einen Gesamtwert von 7,5 Mrd. € für das Jahr«, erklärt das auf die Thematik spezialisierte Unternehmen Hecla Emissions Management. Die Firma wurde von Wilhelmsen Ship Management (WSM) und Affinity Shipping 2022 gegründet, um Schifffahrtskunden bei allen mit der Teilnahme am EU-Emissionshandelssystem verbundenen Verpflichtungen zu unterstützen.

»Unter Berücksichtigung der ETS-Einführungsphase, die 40 % der Emissionen im Jahr 2024, 70 % im Jahr 2025 und 100 % im Jahr 2026 abdeckt, und unter Verwendung der Terminkurve für EUAs zeigen unsere Schätzungen, dass die Schifffahrtsindustrie für 3,1 Mrd. € im Jahr 2024, 5,7 Mrd. € im Jahr 2025 und 8,4 Mrd. € im Jahr 2026 haftbar sein könnte«, so Hecla.

Abnahmen und Zunahmen in einzelnen Segmenten

Die Daten zeigen, dass die Emissionen in mehreren Schifffahrtssegmenten zurückgehen, darunter Tanker, Containerschiffe, Stückgutfrachter, Kühlschiffe, RoRo-Schiffe und Chemikalientanker. Im Containersektor war der Rückgang mit 8,95 % am größten, was einer Einsparung von 2,3 Mio. t CO2e entspricht.

Bei den Passagierschiffen und den LNG-Tankern wurden jedoch erhebliche Steigerungen verzeichnet. Erstere erzielten den höchsten Wert mit einem Anstieg von 118 % gegenüber dem Vorjahr, was 2,8 Mio. t CO2e entspricht, letztere verzeichneten einen Anstieg von 63 %, was 2,1 Mio. t CO2e entspricht.

Hecla weist darauf hin, dass die Veränderungen bei den Emissionswerten weniger auf verbesserte Umweltmaßnahmen als vielmehr auf veränderte europäische Handelsmuster zurückzuführen sind. Die Containerschifffahrt beispielsweise habe 2021 ein Rekordjahr erlebt, während sich der Markt 2022 deutlich abgekühlt habe.

Bei den LNG-Tankern kam es zu einer dramatischen Verlagerung des Handels von Asien nach Europa, da Europa nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine seine Abhängigkeit von Gas aus Pipelines verringerte und deutlich mehr LNG auf dem Seeweg importierte.