Kann Kernenergie einen Beitrag zu einer sauberen Schifffahrt leisten? Wenn es nach einer aktuellen Studie der Klassifikationsgesellschaft ABS geht, dann lautet die Antwort ja.

ABS und die Herbert Engineering Corp. (HEC) haben in einer Studie das Potenzial eines kommerziellen Nuklearantriebs erforscht.[ds_preview]

Sie haben die Auswirkungen von Nuklearantrieben auf die Konstruktion, den Betrieb und die Emissionen eines 14.000 TEU Containerschiffs und eines 157.000 tdw Suezmax-Tankers modelliert.

ABS untersucht das »Potenzial moderner Reaktortechnologie«

ABS erforscht Nuklear-Antriebe
Die Studie erforscht das Potenzial von Kernenergie als Schiffsantrieb

ABS beauftragte HEC mit der Durchführung der Studie, um »das Potenzial der modernen Reaktortechnologie für kommerzielle Schiffsantriebe zu untersuchen«, heißt es in einer Mitteilung. Die Studie soll der Industrie helfen, die Machbarkeit und die sicherheitstechnischen Auswirkungen von Nuklearantrieben besser zu verstehen und zukünftige Entwicklungsprojekte zu unterstützen.

In der Studie, an der führende Entwickler von Kernreaktoren beteiligt waren, wurden die Auswirkungen von zwei bleigekühlten 30-MW-Schnellreaktoren auf den Containerfrachter modelliert.

Dabei wurde festgestellt, dass sich die Frachtkapazität und die Betriebsgeschwindigkeit wahrscheinlich erhöhen würden, während gleichzeitig während der gesamten 25-jährigen Lebensdauer des Schiffes kein Auftanken mehr erforderlich wäre.

Für das Suezmax-Schiff ergab die Studie, dass der Einbau von vier 5-MW-Wärmerohr-Mikroreaktoren zwar die Ladekapazität verringern, aber die Betriebsgeschwindigkeit erhöhen würde und während der 25-jährigen Lebensdauer nur einmal aufgetankt werden müsste. Beide Schiffskonzepte würden keine CO2-Emissionen verursachen.

»Industrie kann es sich nicht leisten das Potenzial zu ignorieren«

»Unsere Ergebnisse aus dieser neuesten Spitzenforschung unterstreichen, warum die Industrie es sich nicht leisten kann, das enorme Potenzial zu ignorieren, das der Nuklearantrieb sowohl im Hinblick auf die Emissionsreduzierung als auch auf die Betriebseffizienz bietet. Eine Netto-Null-Welt lässt sich durch den Einsatz von Kernenergie leichter verwirklichen, und wir schaffen heute die Grundlagen für diese Zukunft. Um dies in die Praxis umzusetzen, bedarf es erheblicher Unterstützung durch den öffentlichen Sektor, und ABS ist gut aufgestellt, um Regierungen und Industrie zusammenzubringen«, sagte Christopher J. Wiernicki, Vorsitzender und CEO von ABS.

»Fortgeschrittene oder kleine modulare Reaktoren lösen viele der Probleme, die traditionell mit der Kernenergie für die kommerzielle Schifffahrt verbunden sind, indem sie die Sicherheit und Effizienz erhöhen, die Kosten und den Abfall reduzieren und die Verbreitung von Atomwaffen verhindern. Dennoch müssen noch viele Fragen beantwortet werden, und es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Industrie diese Technologien mit besonderem Augenmerk auf die Sicherheit bewertet«, so der CEO weiter.

»HEC freut sich, ABS unterstützen zu können und die praktische Anwendung der Kernenergie an Bord zu erforschen. Diese Studie hilft uns, sowohl das Potenzial der modernen Reaktortechnologie als auch die Auswirkungen auf die Konstruktion und den Betrieb zukünftiger Schiffe im Detail zu verstehen«, sagte Robert Tagg, Senior Principal Naval Architect bei HEC.

US-Energieministerium unterstützt die Forschung

ABS spielt laut eigenen Angaben eine Vorreiterrolle bei der Unterstützung der Entwicklung von Nuklearantrieben für kommerzielle Schiffe. Das US-Energieministerium (DOE) hat ABS einen Vertrag zur Erforschung der Hindernisse für die Einführung fortschrittlicher nuklearer Antriebe auf kommerziellen Schiffen erteilt. Das DOE hat ABS auch mit der Unterstützung von Forschungsarbeiten zur thermisch-elektrischen Integration eines nuklearen Antriebssystems auf einem kommerziellen Schiff beauftragt, die von der University of Texas durchgeführt werden.