Hapag-Lloyd, Ballindamm-HQ, Linienreedereien
Foto: Hapag-Lloyd
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Bahnt sich eine Sensation in der Linienschifffahrt an? Marktgerüchten zufolge ist Hapag-Lloyd ins Bieterrennen um die koreanische Reederei HMM eingestiegen.

Erst vor wenigen Wochen war der Verkaufsprozess für HMM angestoßen worden. Die heutige Nr. 7  in der weltweiten Container-Linienschifffahrt musste vor sieben Jahren in letzter Minute vom Staat vor der Insolvenz gerettet werden, um eine weitere Milliardenpleite wie bei Hanjin zu vermeiden. Seither halten die staatlichen Korea Development Bank (KDB) und die Korea Ocean Business Corp (KOBC) insgesamt 41% der Anteile. [ds_preview]

Hapag-Lloyd, Habben Jansen
Rolf Habben Jansen – Vorsitzender des Vorstandes der Hapag-Lloyd AG

Bislang waren vor allem asiatische Interessenten gehandelt worden, allen voran die SM Line. Doch nun kommt auch die Hamburger Hapag-Lloyd ins Spiel. Ziel könnte es sein, die eher schwache Präsenz im Transpazifikverkehr zu stärken. In der vergangenen Woche hatte CEO Rolf Habben Jansen den Vorstand zu einer zweitägigen Klausur einberufen.

Hapag-Lloyd bietet mit

Die Abgabefrist endet heute. Hapag-Lloyd soll, so berichten mehrere Quellen, ein Angebot abgegeben haben. Eine offizielle Bestätigung aus der Hamburger Unternehmenszentrale liegt nicht vor. Die Erfolgsaussichten werden von Experten allerdings eher zurückhaltend bewertet.

Mit einem Einstieg bei HMM würde sich Hapag-Lloyd einen der bisherigen Partner als »THE Alliance« einverleiben. Dem Bündnis gehören außerdem ONE (Japan) und Yang Ming (Taiwan) an. Zwar war der Gewinn der Koreaner zuletzt so stark gefallen wie bei keiner anderen Linienreederei, doch ihre Flotte mit modernen Megamax-Einheiten und die Marktpräsenz im transpazifischen Raum machen die Reederei zu einem attraktiven Übernahmeziel.

Hapag-Lloyd auf Platz 5, HMM auf Rang 8

Die Hamburger sind derzeit die Nr. 5 der globalen Containerschifffahrt (1,88 Mio. TEU) mit einem Marktanteil von 6,9%. HMM folgt nach ONE (1,68 Mio. TEU) und Evergreen (1,67 Mio. TEU) auf Platz 8 und ist mit einer Transportkapazität von insgesamt 790.000 TEU deutlich kleiner. Zusammen würde man den Abstand zu den Top 4 mit knapp 2,7 Mio. TEU und einem Marktanteil von dann 10% zwar verkleinern, käme aber nicht an Cosco als die heutige Nr. 4 (2,9 Mio. TEU) heran.

HMM kommt Schätzungen zufolge auf eine Marktkapitalisierung von rund 6,5 Mrd. $. Hapag-Lloyd könnte den Zukauf durchaus aus eigener Kraft stemmen: Die Linienreederei hatte in den vergangenen zwei Jahren Milliardengewinne in zweistelliger Größenordnung eingefahren. Zum 30. Juni wurde die Nettoliquidität mit rund 3,6 Mrd. € beziffert. Diese Summe hatte jüngst der SM-Chef als Höchstgrenze für ein eigenes Engagement benannt.

Fraglich ist vor allem, ob Südkorea bereit ist, auf einen nationalen Carrier zu verzichten und die Reederei in ausländische Händen abzugeben. Die anderen Bieter kommen allesamt aus Korea. Es sind die LX Group, Samra Midas Group, Harim Group, Dongwon Group und Global Sae-A.