Russische Ölexporte auf dem Seeweg sind im Monatsvergleich um 16% gefallen – und sie könnten weiter sinken.
Die russischen Rohölexporte auf dem Seeweg sind trotz der Invasion in der Ukraine weiterhin stark und stiegen im Jahr 2022 um 13 % gegenüber dem Vorjahr. Nach einem Rückgang von 4 % gegenüber dem Vormonat im Juni sind die Mengen im Juli jedoch um weitere 16 % gegenüber dem Vormonat gesunken, und die russische Regierung hat für August Exportkürzungen angekündigt. [ds_preview]
Ein noch wichtigerer Faktor für den Rohöltankermarkt ist nach Einschätzung von Niels Rasmussen, Chief Shipping Analyst bei Bimco, wie die EU-Verordnungen den Rohölhandel umgestaltet haben. China, Indien und die Türkei haben die EU-Länder als Hauptabnehmer von russischem Rohöl abgelöst, was zu einem Anstieg der durchschnittlichen Fahrtstrecken um 80-90 % und zu einem erheblichen Anstieg der Tonnenmeilen und der Nachfrage nach Rohöltankern geführt hat.
Die rückläufigen Mengen im Juli führten erneut zu neuen Veränderungen bei der Aufteilung der Bestimmungsländer. Indien hat in letzter Zeit 32-38 % der russischen Exportmengen abgenommen, im Juli jedoch nur 12,5 %. Stattdessen haben vor allem die Türkei und Ägypten ihren Anteil erhöht.
Durchschnittliche Seestrecke für russische Ölexporte reduziert
»Die geänderte Aufteilung der Bestimmungsorte bedeutet, dass die durchschnittliche Seestrecke für russische Exportmengen im Juli um 38 % gegenüber dem Vormonat gesunken ist und 30 % unter dem Juli des letzten Jahres lag. Daher sanken die Tonnenmeilen der russischen Juli-Exporte um 48 % gegenüber dem Vormonat und um 30 % gegenüber dem Vorjahr«, so Rasmussen.
Die russische Regierung hat angekündigt, dass die Exporte im August um 500.000 Barrel pro Tag reduziert werden, um die Ölpreise zu stützen (etwa 2,1 Mio. t). Im Juli gingen die Exporte auf dem Seeweg um 3,3 Mio. t zurück, und es bleibt abzuwarten, ob die angekündigten Kürzungen zusätzlich zu den Kürzungen vom Juli erfolgen werden. Sollten die Ausfuhren weiter zurückgehen, würde das Volumen im August bei etwa 15 Mio. t liegen, ein Niveau, das zuletzt im September 2021 erreicht wurde.
Eigner könnten sich trotz hohen Frachtraten zurückziehen
Auch wenn russische Ölexporte zurückgehen, führte nach Angaben von Bimco ein Anstieg insbesondere der irakischen und brasilianischen Exporte dazu, dass die globalen Rohölexportmengen im Juli insgesamt um 3 % gegenüber dem Vormonat stiegen. »Die Veränderungen in den Herkunfts- und Bestimmungsländern hatten jedoch erhebliche Auswirkungen auf die durchschnittlichen Transportentfernungen, und wir schätzen, dass die Tonnenmeilen um 15 % gegenüber dem Vormonat gesunken sind«, heißt es.
»Es sieht so aus, als würde der Rückgang der russischen Ölexporte noch eine Weile anhalten, und es könnte auch eine Weile dauern, bis sich die durchschnittlichen Transportentfernungen erholen. Die indischen Raffinerien werden derzeit gewartet, und der Monsun hat zu einer geringeren Nachfrage geführt. In Anbetracht der geringeren Nachfrage und der Tatsache, dass der Preis für Ural-Rohöl kürzlich die Preisobergrenze der G7-Staaten durchbrochen hat, könnten sich einige Eigner trotz den erstklassigen Frachtraten aus dem Russlandgeschäft zurückziehen«, so Rasmussen.