Container Stapel Frachtraten und Seefracht Symbolbild
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Die langfristigen Frachtraten könnten nach etwa einem Jahr anhaltender, oft dramatischer monatlicher Rückgänge nun die Talsohle erreicht haben. Verlader sollten nicht auf weitere Rückgänge hoffen, meinen Analysten.

Die langfristigen Frachtraten sind nach den jüngsten General Rates Increases (GRIs) der Reedereien relativ stabil geblieben. Die Spotraten wurden durch die GRIs auf den wichtigsten Korridoren über die langfristigen Raten getrieben. »Das bedeutet, dass für kostenbewusste Verlader jetzt die Zeit gekommen ist, ihre Strategien zu überprüfen und neue Verträge auszuhandeln«, meint das in Oslo ansässige Benchmarking- und Marktanalyseunternehmen Xeneta. [ds_preview]

Die Echtzeitdaten von Xeneta zeigen, dass die Spotraten auf der Schlüsselroute Fernost-Nordeuropa seit den GRIs von Anfang August zwar um rund 100 $ pro FEU gefallen sind, aber immer noch rund ein Drittel über den Preisen von Anfang Juli liegen. Dies steht im Gegensatz zu den GRI-Bewegungen zu Beginn dieses Jahres, die einen durch schwache Nachfrage und grassierende Überkapazitäten gelähmten Markt kaum beeinflussen konnten.

»Dies ist eine eindeutige, auffällige Veränderung«, kommentiert Xeneta-Analystin Emily Stausbøll, »und die Verlader sollten dies als eine Art Weckruf betrachten.«

Verlader zögern neue Verträge hinaus

Laut Stausbøll haben sich die Ladungseigner an sinkende Raten gewöhnt und daher ihr Volumen auf den Spotmarkt verlagert, wobei sie die Unterzeichnung neuer langfristiger Verträge oft hinauszögern. Dies sei ein kluger Schachzug, wenn die Spotpreise unter den vertraglich vereinbarten Raten liegen und scheinbar auf einen Abwärtstrend festgelegt sind.

Stausbøll warnt jedoch davor, dass sich die Marktdynamik ändern könnte: »Die Spotraten in diesem wichtigen Fahrtgebiet liegen heute um rund 20 % über den vertraglich vereinbarten Frachtraten, und dieser Korridor ist keine Ausnahme. Wenn die Spotraten zu steigen beginnen, gibt es in der Regel eine kleine Verzögerung, und dann ziehen die langfristigen Raten nach.«

Ende 2019, als die Spotraten das letzte Mal unter die langfristigen Raten fielen, trugen die GRIs im November zu einem Anstieg der Spotraten bei, und am 1. Januar 2020 stiegen die langfristigen Raten um 250 $ pro FEU. »Das heißt nicht, dass genau das Gleiche jetzt passieren wird, aber es ist sicherlich eine Lektion, die Verlader im Hinterkopf behalten sollten«, so die Analystin.

Frachtraten vor Hochsaison sichern oder warten?

Nach den Daten von Xeneta ist eine Entwicklung bereits im Gange. Betrachtet man die durchschnittlichen Frachtraten für langfristige Verträge, die in den letzten drei Monaten unterzeichnet wurden, so sind die Preise immer noch rückläufig und lagen am 21. August bei 1.400 $ pro FEU zwischen dem Fernen Osten und Nordeuropa. Noch vor einem Jahr lagen die vertraglich vereinbarten Raten pro FEU auf dieser Strecke bei 9.100 $. Die Daten für die im letzten Monat unterzeichneten Verträge zeigen jedoch einen leichten Anstieg um 30 $ je FEU. Das ist der erste Anstieg seit April.

»Dies deutet darauf hin, dass die vertraglich vereinbarten Frachtraten die Talsohle durchschritten haben und, wenn wir die Entwicklung der Spotraten betrachten, nun auf dem Weg nach oben sein könnten«, sagt Stausbøll. »Wenn Sie also ein kluger Verlader sind, der sich vor der Hochsaison Mengen zu den besten Preisen sichern will, warum sollten Sie nicht jetzt neue Verträge aushandeln, wenn die Raten niedrig sind? Es kann sich lohnen, das Eisen zu schmieden, wenn es heiß ist.«

Die Analystin hält es für unrealistisch, dass die Raten weiter sinken, vor allem, wenn die Reedereien Fahrten streichen und weitgehend geschlossen an einer Anhabung des Niveaus der wichtigen langfristigen Raten arbeiten.