Print Friendly, PDF & Email

Über eine Woche nach Ausbruch eines Feuers auf der »Fremantle Highway« ist der havarierte Autofrachter nach Eemshaven geschleppt worden.

Eemshaven ist der nächstgelegene Seehafen zum vorherigen Ankerplatz des Schiffs, etwa 16 km nördlich der Wattenmeerinsel Schiermonnikoog. Rund 64 km mussten die Schlepper mit dem ausgebrannten und schwer beschädigten Schiff zurücklegen. [ds_preview]

Eemshaven war als die beste Option angesichts der schlechten Wetterbedingungen, der Infrastruktur und des kurzen Abstandes angesehen worden, teilte die Rijkswaterstraat mit. Das Schiff wurde von Bergungsspezialisten sowie einem Ölbekämpfungschiff begleitet und erreichte den Hafen am späten Mittag. Dort wurde der Havarist im Julianahafen vertäut.

Starker Wind gefährdete »Fremantle Highway«

Die Bergungsspezialisten von Boskalis hatten davor gewarnt, dass der Havarist bei dem aufkommenden starken Wind nur schwer zu beherrschen sei. An ihrem jetzigen Ankerplatz liegt die »Fremantle Highway« stabil, hatte sich aber kürzlich losgerissen. Große Teile des Schiffes sei bereits inspiziert worden. Es gebe derzeit keine Hinweise, dass es an Bord noch immer brenne, so die Behörde.

Der 200 m lange Frachter war auf dem Weg von Bremerhaven nach Singapur auf Höhe der Wattemeerinsel in Brand geraten. Vermutlich hatte sich eine Batterie eines der 500 Elektro-Fahrzeuge entzüdndet. Insgesamt hatte die »Fremantle Highway« rund 3.800 Autos geladen.

Bei dem Versuch, das Feuer zu löschen, war ein Besatzungsmitglied aus Indien ums Leben gekommen, 22 Crew-Mitglieder konnten bei der Evakuierung des Frachters gerettet werden. Danach brannte die »Fremantle Highway« mehrere Tage lang und wurde zunächst zu ihrem Ankerplatz vor Schiermonnikoog geschleppt.

In Eemshaven gegenüber dem deutschen Hafen Emden soll der Frachter entladen werden. Durch die enorme Kraft des Feuers seien Decks eingestürzt, berichtete Peter Berdowski, Chef des Bergungsunternehmens Boskalis. Im Hafen müssen zunächst die Autowracks vom Schiff gebracht werden. Dann könnten das kontaminierte Löschwasser und die Treibstofftanks abgepumpt werden. Rund 800 der transportierten Fahrzeuge sollen einigermaßen intakt sein. Ob das Schiff anschließend abgewrackt oder repariert wird, entscheidet der japanische Reeder Shoei Kisen Kaisha. Sehr wahrscheinlich ist das Schiff allerdings ein Totalschaden mit einem Millionenschaden für die Versicherer.

Brand auf »Fremantle Highway« löst Initiativen aus

Nach dem Brand des japanischen Autofrachters »Fremantle Highway« fordern die Schiffs- und Transportversicherer eine zügige Verschärfung der Brandschutzbestimmungen für Ro/Ro-Schiffe. Aus Sicht des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) müssen die Reedereien zur Nachrüstung eines zweiten Feuerlöschsystems verpflichtet werden, das auch wirksam gegen Brände von Lithium-Ionen-Akkus ist.

Konkret biete sich dafür der Einsatz von Hochdruck-Wassernebel an, der eine schnelle Kühlung der Umgebung ermögliche, ohne die Stabilität der Schiffe zu gefährden, erklärte der Schiffssicherheitsexperte des GDV, Uwe Schieder. Konventionelle Feuerlöschanlagen, bei denen Kohlendioxid als Löschmittel verwendet wird, seien hingegen nicht wirksam.

GDV will Verschärfung der Brandschutzbestimmungen

Denn Lithium-Ionen-Batterien setzen bei der Verbrennung selbst Sauerstoff frei, der bei der konventionellen Brandbekämpfung durch CO2 verdrängt wird. Zusätzlich müsse die Brandfrüherkennung an Bord der Car Carrier und Ro/Ro-Schiffe durch Einbau von Thermo-Kabeln in den Decksböden sowie von Wärmebildkameras verstärkt werden. Für einen Vorstoß zur Verschärfung der Brandschutzbestimmungen bei der IMO erhofft sich der GDV die Unterstützung europäischer Staaten wie den Niederlanden und Deutschland.

Brancheninsider vermuten, dass deutsche Warenversicherer einen erheblichen Anteil des Schadens werden tragen müssen. Die Seekaskodeckung für das Schiff wird vermutlich in Japan führend platziert sein. P&I-Versicherer des Auto-Carriers, der bei einer Hafenstaatkontrolle im italienischen Livorno vor drei Wochen keinerlei Mängel aufwies, ist der Japan P&I Club.

Auch die Hafenstaatkontrollbehörden wollen eine gemeinsame Inspektionskampagne (Concentrated Inspection Campaign, CIC) zum Thema Brandsicherheit starten. Feuer an Bord taucht in den Jahresberichten des Paris MoU und Tokyo MoU regelmäßig als eine der Top-Mängelkategorien auf, hier gibt es also auf kontrollierten Schiffen sehr oft Beanstandungen.

Zweck der Kampagne ist eine Sensibilisierung der Schiffsbesatzungen und der Eigner für die Bedeutung von Brandschutzmaßnahmen. Überprüft wird bei den Kontrollen, ob ein Schiff die Brandschutzanforderungen der einschlägigen IMO-Instrumente erfüllt. Auf das hohe Risiko durch Brände an Bord hatte auch der Versicherer Allianz in seinem jüngsten Schifffahrtsbericht hingewiesen.

In den vergangenen Monaten und Jahren war es immer wieder zu schweren Bränden an Bord von Frachtschiffen gekommen. Angesichts der zunehmenden Schiffsgrößen und der Entwicklungen im Ladungsbereich sind viele Feuer kaum unter Kontrolle zu bringen.