Der geplante Einstieg der weltgrößten Containerreederei MSC beim Hamburger Terminalbetreiber HHLA schlägt Wellen. Aus Wirtschaft und Politik kommen Lob, Kritik und Nachfragen.
Über Monate haben die Stadt Hamburg als HHLA-Mehrheitseigner und MSC im Geheimen den Deal verhandelt, der die Linienreederei zum strategischen Partner beim Terminalbetreiber machen soll. [ds_preview]
Die in der Schweiz ansässige Reederei soll keine Terminalbeteiligung erwerben, wie es bei Hapag-Lloyd am Containerterminal Altenwerder (CTA) oder bei Cosco am Containerterminal Tollerort (CTT) der Fall ist, sondern in die Holding einsteigen. Die Stadt erhofft sich von dem Deal mehr Ladung und neue Impulse für den Hafenstandort. Hamburg hatte zuletzt schmerzliche Umschlageinbußen im Containerbereich hinnehmen müssen.
Vonseiten der Hamburger Wirtschaft kommt Lob für die Pläne. So erklärt Malte Heyne, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer Hamburg, die angestrebte strategische Partnerschaft könne ein »entscheidender Befreiungsschlag für den Hamburger Hafen« werden. »Sie kann einen wichtigen Innovationsimpuls für den Terminalbetrieb erzeugen und Ressourcen für die dringend nötigen Investitionen in die Zukunft des wichtigsten deutschen Seehafens freisetzen. Die angestrebten Mehrheitsverhältnisse lassen zusätzliche strategische Handlungsoptionen zu, zum Beispiel für die künftige Beteiligung weiterer Partner. Die Hamburger Wirtschaft erwartet, dass der nun endlich eingeschlagene Kurs konsequent weiterverfolgt wird und 100% der Erlöse in den Hafen reinvestiert werden«, so Heyne.
Der Geschäftsführer des Verbands Hamburger und Bremer Schiffsmakler (VHBS), Alexander Geisler, erklärte: »Das sind grundsätzlich guten Nachrichten für den Hamburger Hafen, denn die Erfahrungen in den letzten Jahren haben deutlich gezeigt, dass gerade in Krisenzeiten Reedereibeteiligungen für Investitionen, Auslastung und Beschäftigung in den Häfen gesorgt haben, die dies zuließen. Daher hat sich VHBS auch wiederholt für mehr Reedereibeteiligungen, z.B. im Rahmen des Hafenentwicklungsplans, eingesetzt. Wichtig für die Wettbewerbsfähigkeit des Hafens als Ganzes ist es aber, dass die Terminals trotz der neuen Eignerstruktur grundsätzlich auch anderen Reedereien offenstehen. Wir sind aber sicher, dass die Beteiligten diesen wichtigen Aspekt ebenfalls im Blick haben.«
Nachfragen und kritische Töne aus der Politik
Mehr oder weniger positives Feedback zu der Nachricht kommt von Götz Wiese, dem wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft: »Im Hamburger Hafen brechen neue Zeiten an. Die Öffnung der HHLA für private Investoren ist jetzt der richtige Schritt, nach Jahren rot-grüner Misswirtschaft und Passivität im Hamburger Hafen. MSC wirft der seit Jahren kriselnden HHLA und dem Senat den Rettungsring zu. Es ist zu hoffen, dass die strategische Partnerschaft mit MSC zu einer nachhaltigen Belebung des Containerumschlags im Hamburger Hafen führt.«
Aus Sicht der CDU sind allerdings noch zahlreiche Fragen offen. »Augenscheinlich gab es alternative Angebote, erst letzte Woche wurde ein weiteres privates Angebot von SPD und Grünen öffentlich brüsk abgewiesen. Noch ist unklar, warum die Partnerschaft mit MSC vorzugswürdig war, wie der Business Plan aussieht und welche Auswirkung die MSC-Beteiligung auf andere Reedereien und Unternehmen haben wird«, so Wiese. Das Zusammenspiel von MSC (auf Holding-Ebene), Hapag Lloyd (CTA) und Cosco (CTT) müsse geklärt werden.
Die Bürgerschaft müsse nun den Beteiligungsvertrag sehen, um die Transaktion abschließend beurteilen zu können. Man erwarte vom Senat »umfassende Transparenz«, das gelte auch für die Ausgestaltung der Binnenstruktur des Joint Ventures aus HGV und MSC und die künftige Beherrschung der HHLA durch das Joint Venture.
»Bürgermeister verschleudert HHLA für ’n Appel und ’n Ei«
Harsche Kritik kommt vom hafenpolitischen Berichterstatter der FDP-Bundestagsfraktion und Hamburger Bundestagsabgeordneten Michael Kruse: »Der rot-grüne Senat ist angesichts der dahinsiechenden Entwicklung des Hamburger Hafens in Rückenlage. Die jahrelange hafenpolitische Tatenlosigkeit hat den Bürgermeister unter Druck gesetzt und lässt ihn jetzt eine unausgegorene Konstruktion präsentieren.«
Die Beteiligung der MSC am Mutterkonzern der HHLA »verunmöglicht« seiner Meinung nach die intensivere Anbindung weiterer Reedereien an den Standort »und stößt ausgerechnet der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd brüsk vor den Kopf«.
»Gleichzeitig wird die HHLA durch diese Beteiligung nicht einmal auf ihren alten Wert zurückgeführt. Der Bürgermeister verschleudert die HHLA für ’n Appel und ’n Ei und verbaut dem Hafen gleichzeitig weitere Entwicklungsmöglichkeiten durch weitere reedergebundene Terminals«, so Kruse. Er fürchtet, dass andere Hafenkunden den Einstieg kritisch sehen, und Hamburg dadurch mittelfristig Ladung verliert.