Die anhaltende Überlastung des Panamakanals treibt bei den Reedereien die Kosten in die Höhe und bindet Tonnage. Sollten die langen Wartezeiten die Fahrt durch den Panamakanal wirtschaftlich unrentabel machen, könnten sich Handelsströme verschieben.
Die Charterraten auf dem Massengutmarkt haben sich im August für Schiffe unterhalb der Capsize-Größe angesichts der zunehmenden Überlastung des Panamakanals verbessert. Die einjährigen TC-Raten stiegen im August, nachdem sie drei Monate in Folge gesunken waren, da zusätzliche Wartezeiten das Angebot auf dem Markt verknappten. [ds_preview]
Die niedrigen Wasserstände im Kanal, die durch das Wetterphänomen El-Nino und die daraus folgende Dürre verursacht werden, haben zu Einschränkungen geführt. Wegen des hohen Wasserverbrauchs der Schleusen musste die Kanalverwaltung ACP die Zahl der täglichen Schleusungen beschränken. Die Zahl der wartenden Schiffe in der Region Panama war nach Angaben des Beratungsunternehmens Drewry im August 2023 an fast jedem Tag höher als im Vorjahr.
Die durchschnittliche Durchfahrtszeit von Schiffen durch den Kanal betrug im August 2022 nach Angaben von Drewry 2,7 Tage und stieg auf acht Tage im Juli 2023 und zehn Tage im August 2023. »Einige Schiffe haben bis zu 16 Tage für die Durchfahrt benötigt«, heißt es. Während alle Schiffssegmente unter der Überlastung gelitten haben, scheint die Störung im August Handysize- und Supramax-Schiffe stärker betroffen zu haben als Panamax-Schiffe.
Vorerst keine Aussicht auf Besserung am Panamakanal
Der Panamakanal ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für verschiedene Handelsrouten. Während ein beträchtlicher Teil des lateinamerikanischen Handels durch den Kanal fließt – wie z. B. der Kohlehandel von Kolumbien nach Chile -, nutzen auch Schiffe auf Langstreckenrouten wie US-Golf-China diese Passage.
»Da sich die Auswirkungen von El Niño wahrscheinlich verstärken werden, gehen wir davon aus, dass die Beschränkungen bestehen bleiben und zu höheren Reisekosten führen werden. Wenn die Verlader weiterhin auf ihren normalen Handelsrouten fahren, werden die längeren Wartezeiten die Betriebskosten erhöhen«, so Drewry.
Den Verladern stehen verschiedene Routen-/Kostenoptionen offen. Drewry rechnet vor: Wenn ein fünf Jahre altes traditionelles Panamax-Schiff, das auf der Route Kolumbien-Chile über den Panamakanal fährt, auf eine alternative Route über die Magellanstraße ausweichen würde, würden die Reisekosten um mindestens 34 % steigen. In ähnlicher Weise würden die Kosten für ein Schiff, das derzeit aus der US-Golfregion nach China fährt, um 28 % steigen, wenn es durch das Kap der Guten Hoffnung statt durch den Panamakanal fahren würde.
Alternativen zum Panamakanal sind teuer
»Da jeder zusätzliche Wartetag auf der traditionellen Route durch den Kanal die Bunker- und Charterkosten in die Höhe treibt, schätzen wir, dass mehr als 22 Tage Wartezeit aufgrund von Überlastung den Unterschied zwischen den beiden Routen zunichte machen würden. In ähnlicher Weise wäre es für Verlader wirtschaftlicher, die Magellanstraße auf der Route Kolumbien-Chile zu durchfahren, wenn die Wartezeit in Panama mehr als 12 Tage beträgt, da die Reisekosten dann kostendeckend wären«, heißt es.
Die Umleitung von Schiffen ist jedoch nicht immer machbar, schon gar nicht ohne einen Anstieg der Kosten. Der Handel auf der Route WCSA-Continent sieht sich nach Beobachtung von Drewry derzeit kritischen Problemen gegenüber, da es an Backhaul-Ladung zur ECSA mangelt, um die alternative Route kommerziell rentabel zu machen. Viele Rohstoffe wie Getreide und Sojabohnen seien saisonabhängig, was eine Verlagerung der Handelsquellen erschwere.
Da im nächsten Monat die Exportsaison für US-Sojabohnen beginnt, wird der Handel auf der Route zwischen den USA und China aufgrund der anhaltenden Überlastung beeinträchtigt werden. Allerdings können die EU-Einfuhren von Metallkonzentraten wie Lithium und Kupfer aus Chile und Peru teurer werden, da die Frachtraten steigen. Dies könnte sich auf die Handelsströme auswirken und zu einem Anstieg des Handels mit Metallkonzentraten zwischen Argentinien und der EU führen.