Eine komplett emissionsfreie Schifffahrt bis 2050 auf allen Weltmeeren und in allen Nischen-Trades? Ein Utopia auf See.
Je weiter die Zeit voranschreitet und je öfter wir daran erinnert werden, wie schwere geopolitische Einschnitte, Kriege und Konflikte dafür sorgen, dass weniger lebensbedrohliche Probleme in den Hintergrund rücken, desto weiter in die Ferne scheint dieses Utopia zu rücken.[ds_preview]
Die Realisierung steht und fällt letztlich mit der umfangreichen Bereitstellung neuer Kraftstoffe. In unserer heutigen Welt geht es vielerorts jedoch eher um (Energie-)Sicherung des Status Quo, um Sicherheit und die Abfederung von Kriegs- und Krisenfolgen mit Blick auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Realitäten.
Die Energiewende zu Wasser und zu Lande – nicht zu vergessen in der Luft! – bedarf bekanntlich enormer Anstrengungen und damit größtmöglicher Aufmerksamkeit allerorten. Das ist derzeit kaum möglich. Gerade die Schifffahrt mit ihren vielfältigen Verflechtungen braucht stabile Rahmenbedingungen. Sie ist aber derzeit nicht nur mit grünen Zielen konfrontiert, sondern auch mit einer wachsenden Komplexität in puncto Sanktionen, Sicherheitsrisiken und und und …
Initiativen und Innovationen für Utopia
Andererseits, wenn man ehrlich ist: Wann war es schonmal wirklich stabil für die Branche? Gerade weil die Schifffahrt so international ist, gibt es eigentlich immer irgendwo Risiken, Hürden, manchmal sprichwörtliche schwarze Löcher. Sie hat es bislang stets geschafft, sich wieder und wieder neu zu erfinden, manchmal schnell und freiwillig, bisweilen freilich eher nach externem Druck.
Also: Den Kopf in den Sand oder unter Wasser zu stecken, zählt und hilft nicht. Das sehen auch viele Schifffahrtstreibende so. Wer etwas anderes behauptet, ignoriert die unzähligen Initiativen und Innovationen für ein Mehr an Effizienz und Klimaschutz.
Wenn es womöglich noch Optimierungsbedarf gibt, und da kommt die Politik wieder ins Spiel, dann beim Bündeln von Kräften verschiedener Stakeholder. Noch zu selten führen besagte Initiativen zu konkreten Ergebnissen. Ein noch engeres Zusammenrücken kann nicht schaden. Eines der guten Beispiele kam zuletzt aus Rotterdam und Oslo: Die beiden maritimen Metropolen wollen gemeinsam einen sogenannten »grünen Korridor« aufbauen, damit die Reederei Samskip dort ihre Neubauten mit Wasserstoff-Antriebstechnologie effizient einsetzen kann. Vielleicht nur ein kleiner Schritt, aber immerhin zeigt es, was möglich ist, wenn sich nicht nur die Schifffahrt, sondern auch die öffentliche Hand aktiv einbringen.
Wichtig für all solche Projekte: Miteinander zu reden. Ein LinkedIn-Post ist nicht der Weisheit letzter Schluss, auf den direkten Austausch kommt es an. Dafür hätten wir einen Vorschlag, der hier erlaubt sein möge: Am 30. November veranstalten wir das 25. HANSA-Forum. Wir bringe die maritime Wirtschaft, die Finanzierungsindustrie und auch die Regulierung sowie erstmals in größerem Umfang Start-up-Akteure zusammen. Kommen Sie vorbei, wir freuen uns auf Sie!
Michael Meyer
Stellvertretender Chefredakteur
HANSA International Maritime Journal