Containerterminal, Bremerhaven, Stromkaje, Smartport, deutsche Seehäfen
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Mit einer Kick-off-Sitzung ist das Projekt »Klimaneutraler Überseehafen« in die heiße Phase gestartet. Bis zum Frühjahr 2024 soll es einen Vorschlag für den klimaneutralen Betrieb in Bremerhaven geben.

Ab 2035 soll der Überseehafen in Bremerhaven schließlich CO2-neutral betrieben werden. [ds_preview]

Wie sich das konkret umsetzen lässt und welche Überlegungen und Entscheidungen dafür nötig sind, ist Thema des Projekts »Klimaneutraler Überseehafen». Dieses ist jetzt mit einer gemeinsamen Kickoff-Sitzung aller Beteiligten – von den ortsansässigen Hafen- und Umschlagbetrieben, bis zu den Terminal- und Netzbetreibern – in die heiße Phase gestartet. Im Frühjahr 2024 sollen dann ein Konzept und das Design für die CO2-freie Energieversorgung im Überseehafen stehen.

Auf dem Weg dahin wird zunächst der Energiebedarf im Hafen analysiert. Dieser wurde bereits im Vorgängerprojekt »Sharc« (Smart Harbor Application Renewable Integration Concept) ermittelt. Nun soll mithilfe stundengenauer Werte des Jahres 2022 der Verbrauch von Strom, Diesel, Öl und Gas sowie anderer Energieträger im Überseehafen aktualisiert und detailliert erfasst werden.

Digitaler Zwilling des Überseehafens

Auf Basis dieser Daten und weiterer Parameter ist dann eine Art digitaler Zwilling des Überseehafens geplant, anhand dessen die verschiedenen Möglichkeiten zur treibhausgasfreien Umstellung simuliert werden können. Schließlich sei die Auswahl der zur Umstellung zur Verfügung stehenden Energieerzeugungsmöglichkeiten groß, so Cornelius Anger von der Siemens Advanta Consulting, die das Projekt extern betreut.

»Welche Energieform – oder vielmehr, welcher Mix am Ende die sinnvollste Lösung für den CO2-neutralen Überseehafen ist, wird im weiteren Verlauf unter anderem anhand der Simulation und auf Basis der Gespräche, die wir mit allen Beteiligten führen, zu entscheiden sein«. sagte Anger. Denkbar sei dabei erst einmal alles – von Biogas, über Photovoltaik und Windenergie bis hin zu Großwärmetauschern, die das Weserwasser nutzen, um Hafengebäude zu beheizen.

Dass dies alles andere als trivial ist, wurde schon in der Kickoff-Sitzung deutlich. So soll – anders als im Vorgängerprojekt Sharc – nunmehr auch die Landstromversorgung der Containerriesen mitgedacht werden, da schon eins dieser Schiffe dem »temporären» Anschluss einer mittelgroßen Kleinstadt mit mehreren Tausend Einwohnern an das Hafen-Stromnetz entspricht.

Auch Mobilität im Hafen aus mitgedacht werden

Eine besondere Herausforderung sei zudem das Thema »Mobilität im Hafen«: Schon im Projekt »Sharc« sei deutlich geworden, dass hier angefangen von den Van-Carriern bis zur Hafeneisenbahn rund 70% des gesamten Energieverbrauchs des Hafens anfallen – auch dies werde eine echte Herausforderung bei der Umstellung darstellen.

»Ja, wir haben noch einiges an Weg vor uns«, räumt Lars Stemmler ein, der das Gesamtprojekt bei bremenports leitet. Gleichwohl sei klar: »Das, was wir hier jetzt gemeinsam mit den Umschlags- und Hafenbetrieben tun, ist eben kein Forschungsprojekt mehr. Wir wollen am Ende umsetzen, was wir hier entwickeln und letztlich ein neues Energiesystem für den gesamten Hafen schaffen.«

Und dabei gehe es durchaus eben auch ums Tempo: »Einerseits lassen uns die bedrohlichen Klimaszenarien keine Wahl, andererseits ist 2035 letztlich schon übermorgen, wenn man bedenkt, wie umfangreich dieser Transformationsprozess im Überseehafen sein wird, und letztlich wollen wir zudem unserer Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz im Hafen nicht verlieren«, so Stemmler abschließend.