Die Warnzeichen waren bereits vorhanden, aber die neuesten Daten der Frachtraten-Benchmarking-Plattform Xeneta aus Oslo deuten darauf hin, dass das Jahr 2024 für die Seefrachtunternehmen wirtschaftlich noch herausfordernder sein könnte als bisher erwartet.
Der Xeneta Shipping Index (XSI), der die Entwicklung der weltweiten langfristigen Vertragsraten in Echtzeit verfolgt, ist im Oktober um weitere 4,7 % gesunken, wie die heute veröffentlichten Zahlen zeigen. Der XSI liegt jetzt bei 158,5 Punkten, das sind 62,3 % weniger als im November 2022. [ds_preview]
Emily Stausbøll, Xeneta-Marktanalystin, hält diese jüngste Entwicklung für ein unheilvolles Zeichen für die Linienreedereien: »Der XSI ist ein Durchschnittswert aller langfristigen Verträge auf dem Markt. Im Wesentlichen wird der globale Index also derzeit von den älteren Verträgen gestützt, die im Jahr 2022 unterzeichnet wurden, als die Raten viel höher waren.« Diese Verträge mit hätten laut Stausbøll eigentlich für eine gewisse finanzielle Isolierung im Jahr 2023 sorgen sollen, »aber wir haben trotzdem gesehen, dass vier der großen Reedereien im dritten Quartal große finanzielle Verluste gemacht haben.« Diese Situation werde sich bis 2024 noch weiter verschlechtern.
Ältere Verträge laufen aus
»Diese älteren Verträge werden Anfang nächsten Jahres weitgehend ersetzt, und die Seefrachtunternehmen werden der aktuellen Marktschwäche ausgesetzt sein«, befürchtet die Maktanalystin. »Wir können absolut sicher sein, dass die neuen Verträge zu viel niedrigeren Raten abgeschlossen werden als die, die vergangenes Jahr um diese Zeit unterzeichnet wurden. Wenn die Carrier also bereits jetzt Verluste verzeichnen, wie hoch werden sie dann im nächsten Jahr sein? Wir könnten über extrem hohe Zahlen sprechen.«
Stausbøll wies darauf hin, dass der EBIT-Verlust von Maersk in Höhe von 27 Mio. $ im dritten Quartal angesichts der jüngsten XSI-Zahlen eine besonders wichtige Entwicklung sei: »Maersk ist stark vom langfristigen Markt abhängig und hätte daher vom Einbruch der Raten im Jahr 2023 weniger betroffen sein müssen.« Die Tatsache, dass das Unternehmen im dritten Quartal dennoch einen Verlust verzeichnete, deutet darauf hin, dass es im nächsten Jahr ernsthafte Probleme geben könnte, wenn der Index weiter fällt. »Wir wussten immer, dass im 1. Quartal 2024 ein Sturm aufziehen würde, wenn die älteren Verträge auslaufen, aber es scheint, als wäre er früher als erwartet eingetroffen«, so Stausbøll.
Langfristige Raten im Vergleich zu November 2020 gestiegen
Eine positivere Nachricht gibt es aber auch: Während der XSI im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2022 gesunken ist, sind die langfristigen Raten im Vergleich zum November 2020 um 39,5 % gestiegen. »Die langfristigen Raten sind im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie solide, aber das hat für einige der größten Reedereien noch nicht ausgereicht, um im dritten Quartal dieses Jahres eine positive Betriebsmarge zu erzielen«, so Stausbøll. »Die einzige Möglichkeit, wie die Reedereien hoffen können, katastrophale finanzielle Verluste im Jahr 2024 zu vermeiden, wird das Kapazitätsmanagement sein, aber das wird extrem schwierig zu erreichen sein.«