LNGC LNG carrier LNG-Tanker British Diamond
Photo: BP Shipping
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Nicht nur Containerschiffe, auch LNG-Tanker aus dem Nahen Osten und den USA sind wegen der Sicherheitslage zur Umgehung des Suezkanals gezwungen, die Preise steigen.

Die vom Iran unterstützten Huthi-Milizen nehmen Schiffe ins Visier, die die Straße von Bab-al-Mandab und das Rote Meer passieren, und zwingen auch LNG-Carrier (LNGC), ihren Kurs zu ändern. Betroffen sind LNG-Exporte aus dem Nahen Osten nach Europa und die US-Exporte nach Asien, was auch zu einem Anstieg der Erdgaspreise führt. [ds_preview]

»Wenn die Angriffe andauern, wird der Suez-Transit wahrscheinlich zum Erliegen kommen, so dass die Route über das Kap der Guten Hoffnung die einzige praktikable, aber teurere Schifffahrtsroute ist«, meint das Beratungsunternehmen Drewry.

Auswertungen von AIS-Daten zeigen, dass bisher fünf LNG-Tanker (darunter drei beladene und zwei im Ballast) den Suezkanal verlassen. Drei der LNGCs von Celsius (»Copenhagen«, »Charlotte«, »Geneva«) – zwei davon von Gunvor gechartert – wurden seit letzter Woche umgeleitet. Drewry geht davon aus, dass die »Celsius Copenhagen« LNG vom US Freeport LNG-Terminal nach Südkorea transportiert, während der neue Bestimmungsort unklar bleibt.

Dürre im Panamakanal hatte bisher wenig Auswirkungen auf LNG-Tanker

Laut Drewry AIS gehen 2023 70 % der US-Exporte nach Europa, 25 % nach Asien und 5 % nach Südamerika. Die katarischen Exporte nach Asien machten in diesem Jahr 78 % und nach Europa 22 % aus. Bisher ist nach Beobachtung von Drewry die LNG-Schifffahrt von den Beschränkungen im Panamakanal aufgrund der Verschiebung der Handelsmuster (die USA liefern hauptsächlich nach Europa, während der Nahe Osten und andere große Exporteure die asiatische Nachfrage bedienen) verschont geblieben. Dass die Passage durch den Suezkanal nun gefährdet sei, bringe aber den LNG-Markt durcheinander.

Denn der Kanal ist klar die bevorzugte Passage für Lieferungen aus dem Nahen Osten und den USA nach Asien. Von Januar bis November 2023 verzeichnete der Suezkanal 50 % der LNGC-Transits, gefolgt von COGH (28 %) und Panamakanal (22 %).

15 % der katarischen LNG-Ladungen werden durch den Suezkanal nach Europa transportiert, was 5-6 % der gesamten europäischen Gaslieferungen entspricht. Infolgedessen haben die derzeitigen Umleitungen zu einem Anstieg der Gaspreise geführt, wobei der wichtige Terminkontrakt TTF innerhalb eines Tages um 7 % gestiegen ist. Noch könnten jedoch die hohen Lagerbestände in Europa und die gedämpfte Nachfrage aus Asien die Entwicklung abfedern.

Tonnenmeilennachfrage steigt durch Umweg

Die längere Umleitung von Sendungen über das Kap der guten Hoffnung (COGH) im Falle anhaltender Angriffe im Roten Meer könnte zu einer zusätzlichen Nachfrage nach Tonnenmeilen führen, da die Umleitung von katarischen Sendungen (Ras Laffan) nach Europa (ARA) von Suez zum COGH die Fahrzeit um rund 80 % von 15 auf 27 Tage verlängern würde. Dies würde sich auch in höheren Transportkosten und einem längeren Einsatz der Schiffe niederschlagen.

Die Angriffe im Roten Meer könnten aufgrund der längeren Fahrtzeiten und des Anstiegs der Kriegsrisikoprämien einen sprunghaften Anstieg der LNG-Tanker-Raten auslösen. Die Frachtraten für einen TFDE-Frachter liegen derzeit bei etwa 120.000 $ pro Tag, was einem Rückgang um 32 % gegenüber dem Vorjahr entspricht, der auf hohe Lagerbestände und eine schwache Nachfrage zurückzuführen ist.