Der Hafen Rotterdam hat im Jahr 21023 6,1 % weniger Güterumschlag verzeichnet, Rückgänge gab es bei trockenem und flüssigem Massengut, Containern und RoRo-Ladung.
»Das Jahr 2023 war geprägt von anhaltenden geopolitischen Unruhen, geringem Wirtschaftswachstum in Folge höherer Zinsen und einem stockenden Welthandel. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf den Umschlag im Rotterdamer Hafen«, erklärt Boudewijn Siemons, CEO Port of Rotterdam Authority. [ds_preview]
Der 2022 begonnene Rückgang des Containerumschlags im Hafen Rotterdam hat sich 2023 fortgesetzt. In Tonnen nahm er um 6,8 % auf 130,1 Mio. t und in TEU um 7,0 % auf 13,4 Mio. TEU ab. Die Hauptgründe dafür sind der geringere Verbrauch, die geringere Produktion in Europa und der Verlust von Volumina aus und nach Russland aufgrund der Sanktionen. Die Anzahl der Schiffsanläufe im Containersegment stieg leicht um 1,0 %. Die Beladung von Containerschiffen fiel jedoch um 7,8 % geringer aus.
Das Roll-on-Roll-off-Segment (RoRo) ging um 5,0 % auf 25,9 Mio. t zurück. Als Hauptgründe nennt Port of Rotterdam die schwache britische Wirtschaft und den nachlassenden Konsum. Der Rückgang um 5,0 % beim sonstigen Stückgut sei weitgehend auf sinkende Container-Frachtraten zurückzuführen. Diese gingen 2023 stark zurück, was dazu führte, dass mehr Ladung in Containern statt als Stückgut verschifft wurde. Darüber hinaus führte die ausbleibende Nachfrage in Europa aufgrund von Inflation und steigenden Zinssätzen dazu, dass viele Lagerbestände lange Zeit in den Stückgut-Terminals verblieben und weniger Raum für zusätzliche Frachtakquisition vorhanden war.
Hafen Rotterdam verliert fast 12 % im Dry-Bulk-Umschlag
Der Umschlag von trockenem Massengut ging 2023 im Vergleich zu 2022 um 11,8 % zurück. Innerhalb des Agribulk-Segments war der Anstieg der Maislieferungen nennenswert. In Europa mussten die Landwirte aufgrund von Dürre und Überschwemmungen Ernteausfälle hinnehmen. Dies hatte zur Folge, dass 50 % mehr Mais eingeführt wurde.
Der Umschlag von Kohle sank insbesondere durch die geringe Nachfrage nach Energiekohle für die Stromproduktion um 20,3 % auf 23,1 Mio. t. Dabei gilt allerdings zu beachten: Im Jahr 2022 erlebte die Nachfrage nach Energiekohle aufgrund der Sorge hinsichtlich der Energiesicherheit und stark steigender Gaspreise einen hohen Anstieg. Der Umschlag von Eisenerz & Schrott stieg um 9,9 % auf 28,1 Mio. t. Die Erzvorräte wurden wieder aufgefüllt, nachdem im Jahr 2022 aufgrund der niedrigen Stahlproduktion nur wenig Erz importiert wurde. Die Schrottentsorgung in Rotterdam erhöhte sich um 32 %.
Die negativen Zahlen beim Umschlag von sonstigem Trockenmassengut seien auf die geringere Nachfrage der europäischen Industrie nach Rohstoffen zurückzuführen, heißt es. Der bemerkenswerte Rückgang von 49,4 % bei den sonstigen trockenen Massengütern und der Anstieg von 31,3 % bei den Agrarmassengütern sei einer Korrektur von Fehldeklarationen im Seehafengebührensystem im Jahr 2022 geschuldet, so die Hafenbehörde. Ohne die Verzerrung betrügen der Rückgang bei sonstigem Trockenmassengut 24,7 % und der Anstieg bei Agrargütern 3,0 %.
Flüssige Massengüter: Erstmals mehr Gasöl als Schweröl umgeschlagen
Im vergangenen Jahr wurde 3,4 % weniger flüssiges Massengut umgeschlagen. Rohöl verzeichnete einen Rückgang von 1,4 %, der auf den Wegfall des Bord-Bord-Umschlags zurückzuführen ist. Der Umschlag von Mineralölprodukten verzeichnete einen Rückgang um 6,5 %. Das war hauptsächlich auf den Rückgang des Umschlags von Schweröl und Naphtha zurückzuführen. Infolgedessen wurde erstmals mehr Gasöl als Schweröl umgeschlagen.
Der Umschlag von LNG im Hafen Rotterdam stieg um 3,7 % auf 11,9 Mio. t. Europa importiert weiterhin viel LNG, um russisches Pipelinegas zu ersetzen. Auch die Bunkerung mit LNG-Hochseetankern hat zugenommen. Das sonstige flüssige Massengut ging in allen grundlegenden Kategorien (Chemie, erneuerbare Energien und pflanzliche Erzeugnisse) um 5,9 % auf 36,1 Mio. t zurück. Dies war nach Angaben von Port of Rotterdam hauptsächlich auf die geringe Nachfrage und den Abbau von Lagerbeständen zurückzuführen.
»Auch 2024 wird ein unvorhersehbares Jahr sein«
Boudewijn Siemons, CEO Port of Rotterdam Authority, erklärt, das Jahr 2023 sei neben den Umschlageinbußen aber auch ein Jahr vieler wichtiger Investitionsentscheidungen und Meilensteine auf dem Weg zu einem nachhaltigen Hafen gewesen. »Wir haben die endgültige Investitionsentscheidung für den Bau des CO₂-Transport- und -Speicherprojekts Porthos getroffen. Der Bau des nationalen Wasserstoffnetzwerks im Hafen von Rotterdam hat ebenfalls begonnen. Und wir haben in diesem Jahr eine Reihe wichtiger Entwicklungen im Logistiksegment gefeiert, wie die Ankündigung der Erweiterungen der Containerterminals durch APMT und RWG und die Inbetriebnahme der CER. Allesamt Entwicklungen, die uns einem erfolgreichen und zukunftssicheren Hafen- und Industriekomplex einen Schritt näherbringen.«
Aufgrund der geopolitischen Entwicklungen und der anstehenden Wahlen in mehreren Ländern wird nach Einschätzung des größten europäischen Seehafens auch 2024 ein »unvorhersehbares Jahr« sein. Umso wichtiger sei es »in diesen unbeständigen Zeiten, als Hafen einen stabilen Kurs zu halten und Pläne zu verwirklichen, die den Wandel vorantreiben.«