Getreide Bulker Schwarzes Meer Ukraine
© Infrastrukturministerium Ukraine

Auch wenn das Abkommen zwischen der Ukraine und Russland für Exporte von Getreide über das Schwarze Meer längst ausgelaufen ist, legen diese zu, während sich das Land gegen die russische Invasion wehrt.

In den letzten Monaten verzeichnete die Ukraine einen bemerkenswerten Anstieg der Getreideexporte, was auf eine robuste Agrarindustrie hindeutet. Die sogenannte Schwarzmeer-Getreide-Initiative hatte bis Sommer letzten Jahres sichere Seewege für den Export und die Handelsschiffahrt garantiert. Dann stiegen die Russen aus dem Abkommen aus, dennoch sind die ukrainischen Lieferungen weiter angestiegen, zuletzt sogar sprunghaft. Das sorgte für monatlich rund 25 Mrd. Tonnenmeilen. [ds_preview]

Im Januar und Februar 2024 hat die Ukraine nach Daten des Beratungsunternehmens Drewry durchschnittlich 4 Mio. t Getreide pro Monat exportiert. Dies bedeutet einen Anstieg um 100 % im Vergleich zu den vorangegangenen Monaten. Diese Exportzahlen liegen zwar noch unter dem Niveau vor dem russischen Angriffskrieg, übertreffen aber die unter der Schwarzmeer-Initiative verzeichneten Mengen.

Der Anstieg der Exporte hat nach Angaben von Drewry zu einer erhöhten Nachfrage nach Schifffahrtsdiensten geführt, wobei 2024 monatlich fast 150 Massengutfrachter Getreide in ukrainischen Häfen laden werden. Dieser Anstieg habe die Nachfrage in der Getreideschifffahrt im Jahresvergleich um über 13 % steigen lassen, heißt es. Sollte sich dieser Trend bis 2024 fortsetzen, könnte ukrainisches Getreide in diesem Jahr einen Anteil von mehr als 1,3 % an den gesamten Massenguttonnagen ausmachen.

Exportrouten für ukrainisches Getreide haben sich geändert

Als Reaktion auf das Auslaufen der Initiative im Juli 2023 hat die Ukraine schnell reagiert und alternative Exportrouten eingerichtet. Dazu gehören ein Korridor entlang der westlichen Schwarzmeerküste, der kleinere Häfen an der Donau nutzt, und Überlandrouten über Osteuropa.

Die gestiegenen Exporte haben nicht nur den ukrainischen Landwirten Erleichterung verschafft, sondern kamen auch Ländern zugute, die stark von Importen abhängig sind. Vor allem die jüngsten Lieferungen aus Odessa waren für Ägypten bestimmt, einen der größten Getreideimporteure weltweit.

Während die Ukraine bei ihren Landwirtschaftsexporten Fortschritte macht, bestehen nach Einschätzung von Drewry weiterhin Herausforderungen, insbesondere im Handel mit Ostafrika und Asien. Die jüngsten Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer haben die Schifffahrtsrouten, die normalerweise über den Suezkanal führen, unsicher gemacht. »Die asiatischen Abnehmer des ukrainischen Getreides, darunter Indonesien, Pakistan und Bangladesch, sind mit Unsicherheiten konfrontiert. Die Nähe hat dazu geführt, dass der Großteil der Exporte nach Europa geleitet wird«, so Drewry.

»Aufrechterhaltung wettbewerbsfähiger Exportpreise Priorität einräumen«

»Um das Absatzwachstum aufrechtzuerhalten, insbesondere in Nordafrika und im östlichen Mittelmeerraum, wo die Konkurrenz aus dem Mittelmeerraum und dem Schwarzen Meer sehr groß ist, sollte die Ukraine der Aufrechterhaltung wettbewerbsfähiger Exportpreise Priorität einräumen. Dieser Ansatz ist von entscheidender Bedeutung, um zu verhindern, dass Lieferungen um das Kap der Guten Hoffnung herum nach Asien umgeleitet werden, was zu zusätzlichen Transportkosten führen und möglicherweise Druck auf die ukrainischen FOB-Preise im Netback-Kontext ausüben könnte«, heißt es.

Die strategische Einrichtung alternativer Exportrouten und wettbewerbsfähige Preisstrategien zeigen nach Einschätzung von Drewry das Engagement der Ukraine, ihre Position auf dem globalen Getreidemarkt zu halten. »Angesichts der anhaltenden geopolitischen Herausforderungen wird die Fähigkeit des Landes, diese Hindernisse zu überwinden, entscheidend für die Aufrechterhaltung seines derzeitigen Erfolgs im internationalen Getreidehandel sein«, so die Analysten.