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Nach und nach werden mehr Details bekannt. In den frühen Morgenstunden ist im US-Hafen Baltimore eine große Brücke eingestürzt, nachdem ein Containerschiff gegen einen der Brückenpfeiler gefahren war. Für die Behörden vor Ort steht ein Großeinsatz an.

Bilder von der Havarie-Stelle zeigen großes Chaos, Autos und Menschen waren ins Wasser gestürzt, nachdem die Francis Scott Key Bridge zusammengebrochen war.[ds_preview]

Bei dem Schiff handelt es sich um die unter Singapur-Flagge fahrende »Dali«. Der 2005 gebaute 9.962-TEU-Frachter des Eigners Grace Ocean fährt in Charter von Maersk und wird von der Synergy Group gemanagt. »Wir sind entsetzt über das, was in Baltimore geschehen ist, und unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen«, so ein Statement der dänischen Reederei Maersk.

Ursache

Der Shipmanager Synergy Marine hat mittlerweile gegenüber der Schifffahrtsbehörde Singapurs angegeben, dass das Schiff kurz vor dem Vorfall kurzzeitig den Antrieb verloren hatte. Infolgedessen war es nicht in der Lage, den gewünschten Kurs beizubehalten und kollidierte mit der Francis Scott Key-Brücke. Zum Zeitpunkt des Vorfalls war die »Dali« unter Lotsenaufsicht. Derzeit hält es seine Position und befinde sich in stabilem Zustand, heißt es.

Baltimore ist wichtiger Auto-Hafen

Bis zu 20 Menschen könnten sich im Fluss befinden, zusammen mit »zahlreichen Fahrzeugen und möglicherweise einem Sattelschlepper oder einem Fahrzeug, das so groß wie ein Sattelschlepper ist, (das) in den Fluss gestürzt ist«, sagte Kevin Cartwright, der Sprecher des Baltimore City Fire Department, gegenüber der Nachrichtenagentur reuters. Der Einsatz betreffe mehrere Behörden und werde sich über mehrere Tage hinziehen. Der Gouverneur von Maryland, Wes Moore, rief den Notstand aus.

Baltimore ist der verkehrsreichste US-Hafen für Autotransporte, in dem nach Angaben der Maryland Port Administration im Jahr 2022 mehr als 750.000 Fahrzeuge umgeschlagen wurden. Mittlerweile wurde nach dem Einsturz der 1977 eröffneten Brücke die Ein- und Ausfahrt in den Hafen gesperrt. Im Hafel selbst wird weiter gearbeitet. »Wir haben gegen 1:30 Uhr mehrere Notrufe erhalten, dass ein Schiff gegen die Key Bridge in Baltimore geprallt ist und den Einsturz verursacht hat«, berichtete Cartwright.

Hoher Schaden für Versicherungsmarkt

Auf den Versicherungsmarkt kommt damit wahrscheinlich ein erheblicher Transportschaden zu. »Sollte das Schiff ein Verschulden treffen, wird es sicher sehr teuer«, erklärte ein Versicherungsmakler gegenüber der HANSA. Den Großteil der Kosten müsste dann die P&I-Clubs und ab einer Höhe von 100 Mio. $ deren Rückversicherer tragen. Die »Dali« ist beim Britannia P&I Club versichert, einem von 12 Mitgliedern der International Group.

Neben den Kosten für die Brücken-, Ladungs- und Personenschäden könnten erhebliche Betriebsausfallforderungen auf die Eigner zukommen. Baltimore gilt neben Automobilen auch als wichtiger Hafen für Kohlenexporte, Forstprodukte, Papier und anderes Stückgut. Zudem handelt es sich um einen bedeutenden Marinestützpunkt. Neben mehreren Kriegsschiffen stecken einige Bulk Carrier und Stückgutfrachter jetzt in dem Hafen fest, darunter die »Klara Oldendorff«, »JY River«, »Phatra Naree« und »Saimaagracht« sowie ein ein Car Carrier von Wallenius Wilhelmsen, die »Carmen«.

Große Schäden über 10 Mio. $, die unter den P&I Clubs gepoolt werden, waren in den letzten Jahren vom Gesamtaufkommen her relativ gering. Mit dem Unfall in Baltimore könnte sich das ändern. Allein die Untersuchung und eine Verteidigung gegen Ansprüche Dritter dürfte den P&I Club sehr teuer zu stehen kommen.      (RD/mph)