Allianzen, Schrottwichteln, NMK, IMO, Germany, Janecek, MPP, Utopia
Michael Meyer Stellvertretender Chefredakteur – HANSA International Maritime Journal (© HANSA)
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Vor ziemlich genau einem Jahr wurde an dieser Stelle angesichts einer weiter alternden MPP-Flotte gefragt, wann denn nun die große Modernisierung in diesem Schifffahrtssegment kommt. Nun denn – ein »Jetzt!« ist aus dem »Wann?« noch immer nicht geworden. Die Neubau-Welle lässt auf sich warten. 

Von Michael Meyer
Stellvertretender Chefredakteur  – HANSA International Maritime Journal

Über die Gründe wird viel gesprochen, sicherlich auch auf der in diesen Tagen stattfindenden Messe »Breakbulk Europe« in Rotterdam: Das liebe (und fehlende) Geld, die vermaledeite (und unbeantwortete) Frage nach »dem« Kraftstoff der Zukunft, die trübere geo- und damit handelspolitische Aussicht, die Sicherung eines Werftplatzes. Alles nachvollziehbar.

Chinesische Werften, die Lieferanten schlechthin für neue Mehrzweck- und Heavylift-Schiffe unterschiedlichster Art und Couleur, haben nämlich bisweilen besseres zu tun. Standardschiffe von der Stange – Containerschiffe, Tanker, Bulker – sind oft eben lukrativer als mitunter recht komplexe MPP-Frachter.

Wie auch immer, lässt man die ersten beiden Punkte für einen Moment außen vor, steckt in den anderen beiden eine Menge Musik.

Ein Beispiel: Vor wenigen Tagen hat die finnische Reederei Meriaura zwei Neubauten bestellt. Und zwar in den Niederlanden bei Bodewes. Und was war eines der expliziten Hauptargumente für die Standort-Wahl? Zitat: »In der derzeitigen geopolitischen Lage hielten wir es für das Beste, bei einer etablierten Werft in Westeuropa zu bestellen. Das steht auch im Einklang mit unserer ESG-Strategie.« Die Rede ist von Liefersicherheit, Qualität, Sicherheits- und Umweltvorschriften.

MPP-Fantasien für europäische Werften?

Achtung, jetzt wird ein wenig an Ihre Fantasie appelliert, werte Leser: Wenn man also erstens davon ausgeht, dass es eine umfassende Flottenmodernisierung braucht, zweitens sieht, dass die Fernost-Werften nicht gerade euphorisch bei MPP-Anfragen reagieren und drittens die politische Komponente wichtiger wird … warum dann nicht einen Blick vor die Haustür werfen? Warum nicht doch wieder in »sicheren« Gefilden bauen lassen? Die hiesigen Werften würden sich hoffentlich auf dieses neue alte Abenteuer einlassen. Wenn jetzt sogar noch der Sicherheitsaspekt beziehungsweise die große politische Bühne als Faktor dazu kommt, dann lässt sich sowas eben auch begründen. Meriaura hat genau das getan.

Aus dem Shortsea-Markt werden immer wieder Neubauten in Europa bestellt. Könnte das nicht auch für größere MPP-Frachter möglich sein? Die europäischen Schiffbauer haben schon ganz andere komplexe Projekte gestemmt. Am Produkt selbst sollte es also nicht scheitern.

Selbst, wenn weitere Faktoren zu bedenken sind (ein bisschen mehr politischer Wille und entsprechenden Fördermöglichkeiten können nicht schaden), es ist nur ein Gedankenspiel. Eine MPP-Flottenmodernisierung »made (auch) in Europe« klingt vielleicht ambitioniert. Aber auch attraktiv. Oder »möglich«? »Durchaus denkbar«? Oder »naiv« und »utopisch«? Was meinen Sie?


Prehm Kilper Toepfer MPP Podcast