Eigentümer und Manager des Containerschiffs »Dali« werden nach dem Brückeneinsturz mit sechs Toten von der Stadt Baltimore verklagt.
Die in Maersk-Charter fahrende »Dali« hatte am 26. März, vermutlich infolge eines Stromausfalls an Bord, einen Pfeiler der Francis Scott Key Bridge in der Einfahrt zum Hafen Baltimore gerammt. Die Brücke stürzte ein, sechs auf der Brücke befindliche Bauarbeiter kamen ums Leben. Jetzt zieht die Stadt deshalb vor Gericht. [ds_preview]
Beim Bezirksgericht des Bundesstaates Maryland wurde jetzt ein Schwurgerichtsverfahren beantragt. Die Stadt Baltimore verklagt den Eigentümer und Manager der »Dali«, Grace Ocean und Synergy wegen Fahrlässigkeit. Das Schiff sei beim Auslaufen aus dem Hafen nicht in einem seetüchtigen Zustand gewesen, bekannte Probleme im Energieversorgungssystem seien nicht behoben worden.
Die Anwälte der Stadt Baltimore berufen sich in ihrer Klageschrift auf Berichte, wonach bereits vor dem Auslaufen aus dem Hafen Alarme, die auf eine unzureichende Energieversorgung der Dali hinwiesen, ignoriert worden seien. Konkret sollen die Überwachungssysteme von Kühlcontainern an Bord des Schiffes Unterbrechungen in der Stromversorgung gemeldet haben.
Seit vergangener Woche sind Ermittler der Bundespolizei FBI für strafrechtliche Ermittlungen an Bord, gleichzeitig untersucht die Verkehrssicherheitsbehörde NTSB den Fall, hierbei liegt der Fokus vor allem auf dem elektrischen System der »Dali«.
Baltimore rechnet mit Milliardenkosten
Grace Ocean und Synergy hatten Anfang April bei Gericht einen Antrag auf Begrenzung der Haftung eingereicht, in der die Unternehmen die Verantwortung für den Unfall zurückwiesen und um die Begrenzung der Haftung auf 43,7 Mio. $ ersuchten. Hierbei wurden der Schiffswert abzüglich Reparatur- und Bergungskosten sowie Frachtkosten eingerechnet. Abgesehen von den toten Bauarbeitern werden die Kosten für die Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau der Brücke voraussichtlich in die Milliarden gehen. Kürzlich wurde zudem bekannt, dass Grace Ocean für die Katastrophe das Versicherungsprinzip »Havarie Grosse« anwenden will, womit auch die Ladungseigentümer an den Bergungskosten beteiligt würden.
Die Stadt hatte vor einer Woche angekündigt, ein Verfahren gegen die Eigner anzustreben. Man wolle schnell handeln, um angesichts der Havarie-Grosse-Erklärung Ansprüche sichern zu können. Neben der Stadt wollen auch Anwälte der Opfer des Einsturzes und ihrer Familien die beiden Unternehmen zur Rechenschaft ziehen.
Baltimore ist durch die Havarie schwer getroffen, der Schiffsverkehr zu den Terminals im Hafen großteils zum Erliegen gekommen, weil die Brückentrümmer den Patapsco River blockieren. Über die Brücke verlief außerdem eine wichtige Lkw-Route an der US-Ostküste. Die Stadt fürchtet verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft in der Region. Bergungskräfte sind aktuell dabei die Brückentrümmer aus dem Wasser zu holen, die »Dali« wird von Brückenteilen weiterhin auf den Grund des Patapsco River gedrückt. Mittlerweile sind drei provisorische Fahrrinnen geöffnet. Bis die Hauptfahrrinne wieder frei ist, wird es aber voraussichtlich noch einige Wochen dauern.