Der durch die Huthi-Angriffe im Roten Meer erzwungene Umweg ums Kap der Guten Hoffnung könnte länger und für die Reederei-Kunden noch teurer werden.
Das Marinekommando der EU, EUNAVFOR, hat allen Schiffem empfohlen, einen noch größeren Bogen in Richtung Osten um das Risikogebiet im und vor dem Golf von Aden zu nehmen. Zuvor hatte die vom Iran finanzierte und militärisch ausgerüstete Huthi-Bewegung im Jemen gedroht, ihre Angriffe auszuweiten. [ds_preview]
Laut der Empfehlung der EUNAVFOR sollen Handelsschiffe, die durch den Indischen Ozean fahren, »eine alternative Seeroute nicht weniger als 150 sm östlich der derzeitigen Verkehrsrouten einschlagen.« Die Warnung folgt einem neuerlichen Drohnenangriff, dieses Mal auf die »MSC Orion« (Baujahr 2020, 14.900 TEU) Anfang des Monats. Es war die erste Attacke außerhalb des Golfs von Aden, mehr als 300 sm vom Horn von Afrika entfernt.
Schiffe sollen Huthi-Angriffen ausweichen
»Dieser Angriff bestätigt, dass potenzielle Angriffe im Indischen Ozean bis zu 800 sm von den von den Houthi kontrollierten Gebieten im Jemen entfernt stattfinden können«, teilte die EUNAVFOR in einem Briefing mit. Neben der Routenänderung wird den Besatzungen empfohlen, Kurs- und Geschwindigkeit häufiger zu verändern sowie die Aussendung von AIS-Signalen im Risikogebiet einzuschränken.
Die Huthis haben seit Mitte November fast 100 Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden verübt. Im Visier der Gruppe stehen Schiffe, die vermeintlich Eigner in den USA, dem Vereinigten Königreich oder in Israel gehören oder im Handel mit Israel eingesetzt werden. Die Huthi sehen sich im Nahost-Konflikt auf der Seite der palästinensischen Hamas-Gruppe. Die Angriffe erfolgen mit Drohnen, Raketen, über Kaper-Versuche. Bislang starben drei Seeleute. Der Konflikt begann mit der Entführung der »Galaxy Leader« Ende Oktober 2023.
Piraten scheitern mit Kaperversuch
Inzwischen sind auch von Somalia aus operierenden Piraten wieder aktiv geworden. Zuletzt wurde der unter der Flagge der Marshall-Inseln fahrende Tanker »Chrystal Arctic« rund 100 sm nördlich von Bosaso (Somalia) angegriffen. Sechs der mutmaßlichen Piraten wurden von der Besatzung eines für die ATALANTA-Mission fahrenden Kriegsschiffes festgenommen.