Rhederverein, EU-ETS, Vinnen, Rogge
Michael Vinnen und Dirk Rogge

Die Kostenübernahme für die Emissionsrechte durch die Charterer ist aus Sicht deutscher Reeder nicht klar genug geregelt. Schiffseigner werden gezwungen, erhebliche Kreditrisiken einzugehen.

Bei der Anwendung des EU-Emissionshandels (EU ETS) auf die Schifffahrt seit diesem Jahr sind aus Sicht des Bremer Rhedervereins Klarstellungen und Nachbesserungen erforderlich. So müsse als erstes die Bundesregierung die entsprechende EU-Direktive dringend in nationales Gesetz überführen, damit Rechtssicherheit für alle Beteiligten bestehe.[ds_preview]

»Das System gilt bereits, und wir müssen damit leben. Aber die gesetzliche Umsetzung fehlt noch. Das ist für uns negativ«, sagte Michael Vinnen, Containerschiffsreeder und Vorsitzer des Bremer Rhedervereins.

Reeder warten auf nationale Regelung

Zuständig für die Vorbereitung eines Gesetzes sei das Bundeswirtschaftsministerium. Die Anwendung der EU-Vorschrift sei für die Schifffahrt »wie zu erwarten zu einem Bürokratiemonster« geworden, die Administration der Emissionen und Zertifikate sehr aufwendig. So müssten die Verbrauchsdaten an ein spezielles Portal der EU gemeldet werden, die Reedereien sich zusätzlich einen Tradingpartner für die Zertifikate (EU Allowances) auswählen, sich bei der Deutschen Emissionshandelsstelle registrieren lassen und ein Maritimes Operator-Holding-Konto eröffnen. Zudem seien viele Verträge mit Charterern unter schwierigen Verhandlungen anzupassen.

Dirk Rogge, geschäftsführender Gesellschafter der D. Oltmann Reederei und stellvertretender Vorsitzer des Vereins, kritisierte, dass die Verantwortung der Charterer für die Übernahme der Zertifikatskosten nicht streng genug geregelt sei. »Die Charterer möchten am liebsten erst auf den letzten Drücker im kommenden Jahr für die Zertifikate bezahlen«, so Rogge.

Charterer verzögern Zahlung

Laut europäischer Verordnung müssen die Emissionsrechte für Seetransporte schließlich erst im September des Folgejahres von den Reedereien eingereicht werden. Sollten die Befrachter die erforderlichen Zertifikate jedoch nicht laufend und zeitnah schon im Vorwege übergeben bzw. dafür bezahlen, gingen die Reedereien ein erhebliches Kreditrisiko ein – vor allem, wenn sich die Märkte wieder verschlechtern. »Für die Zertifikate müssen wir Rückstellungen in Millionenhöhe bilden«, erklärte Rogge. Da sei es »alles andere als glücklich«, dass die Regelungen es den Charterern ermöglichen, auf eine möglichst späte Zahlung für die Zertifikate zu bestehen.

Die Bremer Reeder unterstützen zudem mit Nachdruck die Forderung des Deutschen Reederverbandes (VDR), die Erlöse aus den Emissionsabgaben mit einer Zweckbindung zu versehen und für Dekarbonisierungsprojekte in der Schifffahrt zu nutzen. »Ein guter Weg wäre es, den Kostennachteil für emissionsfreie Treibstoffe mit diesen Mitteln auszugleichen«, unterstrich Vinnen. (mph)