EU, Europäische Union, Schifffahrt und Politik in der EU, Europa

Der europäische Branchenverband SEA Europe und die Gewerkschaftsvereinigung industriAll Europe, Sozialpartner im Bereich Schiffbaus und Schiffsreparatur, fordern im Vorfeld der Europawahl eine solide EU-Strategie für die maritime Industrie.

Die nächste Europäische Kommission soll diese Strategie entwickeln. Dieser Aufruf, der an die Erklärung von Antwerpen für einen europäischen Industriedeal anknüpft, unterstreiche die dringende Notwendigkeit, die strategischen europäischen Industriesektoren inmitten der geopolitischen Dynamik zu stärken, heißt es. [ds_preview]

Die vorgeschlagene europäische Strategie für die maritime Industrie soll es den europäischen Werften und Schiffsausrüstern sowie ihren Beschäftigten ermöglichen, Europas Position als weltweiter Technologieführer zu behaupten und gleichzeitig strategische Märkte zurückzugewinnen und neue Märkte zu erschließen. Zu diesem Zweck müsse die EU ihre industriellen Produktionskapazitäten nicht nur bewahren, sondern auch ausbauen, so die Forderung.

Die von den Verbänden vorgeschlagene Strategie für die maritime Industrie beruht auf vier Grundpfeilern: Stärkung der industriellen Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit des Kontinents, Schaffung eines unterstützenden Rechtsrahmens, Ausbau der technologischen Führungsposition und Anwerbung qualifizierter Arbeitskräfte.

Zu den politischen Empfehlungen gehören die Einführung von »Made in Europe«-Anforderungen auf strategischen öffentlichen Beschaffungsmärkten, die Einführung finanzieller Anreize zur Verringerung des Preisgefälles zwischen europäischen und asiatischen Werften und die Festlegung von Bedingungen in den EU-Finanzierungsinstrumenten, um Investitionen außerhalb Europas zu verhindern.

Um qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen, schlagen die Sozialpartner unter anderem vor, die maritime Technologieindustrie als attraktiven Sektor besser zu fördern, einen politischen Rahmen für einen gerechten Übergang zu entwickeln, um Veränderungen in der maritimen Industrie zu antizipieren und zu bewältigen, wobei der Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Ausbildung für alle Arbeitnehmer im Mittelpunkt stehen sollte, oder die Bemühungen der Unternehmen um eine Höher- und Umqualifizierung der Arbeitnehmer zu unterstützen.

Neben der Forderung nach einer maritimen Industriestrategie betonen die Sozialpartner auch erneut die Bedeutung des Qualifikationspakts für den Schiffbau und bekräftigen die Notwendigkeit, eine maritime Expertengruppe einzusetzen, um die vorgeschlagenen politischen Empfehlungen zu erörtern und auszuarbeiten.

»Echte Chance für Europa, Führungsrolle zu übernehmen«

Isabelle Barthès, stellvertretende Generalsekretärin von industriAll Europe: »Die maritime Technologieindustrie kann eine grüne und florierende Zukunft haben, und es gibt eine echte Chance für Europa, in diesem wichtigen Bereich eine Führungsrolle zu übernehmen. Den europäischen Arbeitnehmern kommt in dieser Hinsicht eine entscheidende Rolle zu. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger dringend auf, den Sektor und seine Arbeitnehmer zu unterstützen. Wir fordern eine sektorale Industriestrategie für den maritimen Sektor mit einem speziellen Investitionsplan, der an soziale Bedingungen geknüpft ist, die hochwertige Arbeitsplätze und einen starken sozialen Dialog gewährleisten.«

Christophe Tytgat, Generalsekretär von SEA Europe: »Jetzt ist es an der Zeit zu handeln; die EU muss vor dem Hintergrund der wachsenden geopolitischen Spannungen dringend eine sektorale Strategie für die maritime Technologieindustrie vor dem Hintergrund wachsender geopolitischer Spannungen und Unsicherheiten ausarbeiten. Durch diese dringende Initiative werden die politischen Entscheidungsträger der EU die industriellen Fähigkeiten, die strategische Autonomie, die Verteidigung und die technologische Führungsrolle Europas sichern und stärken und gleichzeitig die Geschäftsmöglichkeiten nutzen, die der grüne und digitale Wandel sowie die aufstrebenden Märkte bieten.« Eine widerstandsfähige und gut unterstützte Industrie werde auch die Stabilität der Arbeitsplätze fördern, die Arbeitskräfte stärken und Wirtschaftswachstum und Wohlstand vorantreiben.

Im April hatten der Verband der europäischen Werften bereits eine »180-Grad-Wende in der europäischen Schiffbaupolitik« gefordert.